Vom 3.-6. April fand an der BOKU University und dem Naturhistorischen Museum Wien die ECSA/ÖCSK Doppelkonferenz 2024 statt. Zum ersten Mal wurde die ECSA-Konferenz mit der Österreichischen Citizen Science-Konferenz zusammengelegt und bot daher sowohl englischsprachige als auch deutschsprachige Sessions und Workshops an.
Unter dem Motto "Change" (dt. Wandel) wurde das Potenzial von Citizen Science aufgezeigt, Veränderungen in Forschung und Gesellschaft zu ermöglichen, zu initiieren, zu beobachten, zu dokumentieren und zu reflektieren. Es wurden sowohl Veränderungen, die durch Citizen Science initiiert, als auch Veränderungen, die durch Citizen Science beobachtet werden, in allen Disziplinen und durch verschiedene Akteure (von den Bürger*innen selbst bis hin zu Wissenschaftler*innen an Universitäten, Schulen, NGOs und Museen) diskutiert.
Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen. Unterstützt wurde die Konferenz vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Stadt Wien, der BOKU University, dem Naturhistorischen Museum Wien, den Freunden des Naturhistorischen Museum Wien, der ECSA, re:edu GmbH, Adamah und Pensoft.
Das reichhaltige Konferenzprogramm bot viele verschiedene Formate und Austauschmöglichkeiten für die Teilnehmenden vor Ort und online. Beinahe 300 Beiträge, von Vorträgen und Poster, über Workshops und Infostände zeigten an den vier Konferenztagen die Vielfalt von Citizen Science. Eine Podiumsdiskussion, die hochkarätig mit Barbara Weitgruber, Sektionschefin im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Dejan Dvorsek, Deputy Head of Unit, DG Research and Innovation, Europäische Kommission, Maina Muniafu, Cochair von CitSci Africa, und Susanne Hecker, Chair ECSA, besetzt war, bildete mit den zwei Keynotes, Shannon Dosemagen (USA) und Katja Mayer (Österreich), sowie dem Citizen Science Day im Naturhistorischen Museum Wien die Höhepunkte der Konferenz. Um den fachlichen Austausch zu vertiefen, wurde bei einem Conference Dinner in einem typischen Wiener Heurigen weiter über Citizen Science und die Zukunft dieser Methode diskutiert.
Doch neben dem Fachlichen gibt es auch Feierliches zu berichten: Die Konferenz markierte auch das 10-jährige Bestehen der European Citizen Science Association und der österreichischen Citizen Science Plattform Österreich forscht. Dieses Jubliäum wurde mit einer großen Feier im Naturhistorischen Museum Wien unter Anwesenheit des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung Martin Polaschek würdig begangen.
Beim öffentlichen Citizen Science Day im Naturhistorischen Museum Wien konnten sich insgesamt 2.200 Besucher*innen an 28 Infoständen zu Citizen Science-Projekten aus Österreich und vielen anderen Ländern informieren.
Insgesamt nahmen über 500 Personen online und vor Ort aus 36 Ländern an der Konferenz teil (Abb. 1).
Abb. 1: Herkunfsländer der Konferenzteilnehmenden
Auch der institutionelle Hintergrund der Teilnehmenden war beachtlich. Neben Teilnehmenden von Universitäten, die die Mehrheit stellten, waren v.a. auch NGOs, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Unternehmen stark vertreten, gefolgt von Museen, Behörden, Büchereien und Förderorganisationen (Abb. 2).
Abb. 2: Institutioneller Hintergrund der Konferenzteilnehmenden.
Österreich konnte sich durch diese Konferenz als Hub für Citizen Science in Europa und der Welt stark positionieren. Neben vielen österreichischen Beiträgen bei der Konferenz war es v.a. die lebendige Community und die Gastfreundschaft, die die internationale Community begeistert haben. Es war für uns eine große Freude und Ehre, die ECSA2024 in Wien ausrichten zu dürfen!
Die Fotos sind zur einfachen Ansicht und Verwendung in einem Album auf Flickr anzusehen.
Die Konferenzproceedings 2024 finden Sie in unserem Blog zur freien Verwendung.
Von 19. bis 21. April 2023 die Österreichische Citizen Science Konferenz an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) statt. In Kooperation mit der Ars Electronica und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft wurde die jährliche Konferenz 2023 nach Linz geholt, um die Beteiligung von Bürger*innen in Forschungsprozesse an der Universität selbst, in Oberösterreich und im Rahmen des Citizen Science Networks Austria zu stärken und sichtbar zu machen.
Die Konferenz stand unter dem Motto “ver.suchen, ver.einen, ver.antworten”. Dieses Dreigespann aus Innovation, Gemeinschaft und Verantwortung zeigte Wege auf, wie Citizen Science dazu beitragen kann, Wissenschaft offener zu gestalten und so den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft auf unterschiedlichsten Ebenen begegnen zu können. Unter dem Begriff “ver.suchen” wurden für diese Konferenz neue, innovative Formen von Citizen Science eingereicht, die sich von bereits bestehenden Citizen-Science-Projekten deutlich unterscheiden. Im Bereich “ver.einen” wurden Themen behandelt, die zwar schon länger bekannt waren, wo aber andere Disziplinen oder Institutionen von den bereits bestehenden Erfahrungen lernen konnten, welche Herangehensweisen gut oder auch nicht gut funktionieren. Bei “ver.antworten” ging es dann um das große Ganze: Welche Rahmenbedingungen braucht es für Citizen Science, welche Entwicklungen behindern Citizen Science oder welche ethischen Bedenken gibt es?
Die Eröffnung der Konferenz fand durch Christopher Lindinger, Vizerektor für Innovation und Forscher*innen, und Patricia Stark, Koordinatorin des Open Innovation in Science Impact Lab „The future we want!” gemeinsam mit Valentin Bernauer, Vor-Ort-Organisator*innen der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2023, statt. Danach gab es noch kurze Eröffnungsreden der beiden Gründer von Österreich forscht, Florian Heigl und Daniel Dörler, sowie eine Videobotschaft von Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Martin Polaschek.
Eingeleitet wurde die Konferenz von Margaret Gold, Koordinatorin des Citizen Science Labs an der Universität Leiden, mit ihrer Keynote “Riding four waves of Citizen Science: a global to local view of a field in motion”. Darin berichtete sie über ihre Erfahrungen in unterschiedlichen Initiativen rund um Citizen Science auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene. Auf globaler Ebene führte sie als Beispiel die Citizen Science Global Partnership an, die als Ansprechpartnerin für die Vereinten Nationen in Bezug auf Open Science und Citizen Science im Zusammenhang mit u.a. den Sustainable Development Goals dient und im letzten Jahr in Wien gegründet wurde und dort seither auch ihren Hauptsitz hat. Auf regionaler Ebene war die Plattform EU-Citizen.Science, welche aus einem Horizon2020-Projekt hervorging, das Thema ihrer Keynote. EU-Citizen.Science wurde gegründet, um Citizen Science in Europa zu fördern und um unterschiedliche Stakeholder miteinander zu vernetzen. Auch die Mutual Learning Exercise (MLE) der EU, die im vergangenen Jahr stattgefunden hat und an der sich unter anderem auch Österreich beteiligte, war Teil dieser regionalen Ebene. Mehr Informationen über die MLE findeen Sie im Blogbeitrag zum Final Report. Auf nationaler Ebene sprach Margaret verschiedene Programme und Netzwerkinitiativen in den Niederlanden zur Förderung von Open Science und Citizen Science an, z.B. NPOS (National Program Open Science) oder CS-NL (Citizen Science Nederland) an. Ein beeindruckendes Beispiel für eine lokale Initiative war die European City of Science 2022 Leiden und die zahlreichen Aktionen, die im Rahmen dieser Initiative stattfanden.
Die zweite Keynote, Melanie Smallmann des University College London, bildete den Abschluss des wissenschaftlichen Teils der Konferenz. Der Ausgangspunkt ihrer Keynote war ein Ereignis, welches noch vor der Pandemie stattfand: Im Mai 2018 ging eine Gruppe von Bürger*innen auf die Straße, um gegen den ersten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im britischen National Health Service (NHS) zu protestieren. In ihrer Keynote sprach Melanie über die aktuellen Ansätze zur KI-Ethik und fragte, wie diese genau jene Probleme übersehen konnten, die Bürger*innen auf die Straße trieben, um gegen diese Technologien zu protestieren. Sie legte dar, dass eine verantwortungsvolle Entwicklung von Technologien voraussetzt, dass wir über die Auswirkungen fortschrittlicher Technologien auf Gemeinschaften, Institutionen, Gesellschaften und Einzelpersonen nachdenken - und dass der effektivste Weg, dies zu tun, darin besteht, Bürger*innen von Anfang an in die Vorstellung und Entwicklung dieser Technologien einzubeziehen.
16 weitere Vorträge, 23 Poster, 12 interaktive Cabin-Talks (Diskussions- und Interaktionsmöglichkeiten in kleinen Kabinen) und 7 Workshops rundeten das Programm ab und gaben spannende und intensive Einblicke in Citizen Science und das Konferenzmotto “ver.suchen, ver.einen, ver.antworten”.
09:00 – 09:30 Begrüßung
09:30 – 10:30 Keynote Margarete Gold
10:30 – 11:00 Pause (Open-Innovation-Center)
11:00 – 12:30 (Lightning Talks im Open Innovation Center und Zirkus des Wissens)
Lightning Talk | TRACK 1 (Open Innovation Center)
Uhrzeit | Talk | Person | Institution |
11.00 - 11.20 | Lernen von und miteinander: Ergebnisse eines Austauschprozesses von Citizen Science Initiativen in Europa und Uganda | Marschalek Ilse Siller Carmen, Dall Elke | Zentrum für Soziale Innovation Wien |
11.20 - 11.40 | Zivilgesellschaftliche Akteur*innen in Citizen Science - Quo vadis? | Heinrich Gesine Mühlenbein Florence, Müller Moritz | Museum für Naturkunde Berlin |
11.40 - 12.00 | Citizen Science als Pflaster für ein kränkelndes Wissenschaftssystem? | Heinisch Barbara | Universität Wien |
12.00 - 12.20 | Alltagsmoral | Aignesberger Verena | Universität Innsbruck |
12:20 - 12.30 | WRAP-UP | ||
Lightning Talk | TRACK 2 (Zirkus des Wissens)
Uhrzeit | Talk | Person | Institution |
11.00 - 11.20 | Citizen Science als Ansatz der Schulentwicklung | Fahrenwald Claudia, Steurer Walburg, Cieslinski Marika | PH Oberösterreich |
11.20 - 11.40 | Monitoring von Plastikverschmutzung in und an Flüssen - Herausforderungen bei der Umsetzung mit Schulklassen | Obersteiner Gudrun Schmied Elisabeth, Noichl Anna, Kraml Magdalena | Universität für Bodenkultur Wien |
11.40 - 12.00 | Die Sprach-Checker: Kinder und Jugendliche erforschen ihren Sprachschatz im Vielfaltsquartier Neckarstadt-West | Farag Rahaf Möhrs Christine, Schoppa-Briele Elena | Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS-Mannheim) |
12.00 - 12.20 | Sparkling Science 2.0 "Zirkus des Wissens" | Lauss Julia Helm Christoph, Berg Airan | Johannes-Kepler-Universität Linz |
12:30 – 13:30 Mittagspause
13:30 - 15:00 Workshops
Workshops | Tag 1
Workshoptitel | Person | Institution |
Wie offen müssen/können soziale Innovationsprozesse sein? | Dobusch Laura | Johannes Kepler Universitaet Linz |
"Science" im Scheinwerferlicht: Was macht Citizen Science wissenschaftlich exzellent? | Bessert-Nettelbeck Mathilde | Museum für Naturkunde (MfN) | Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung |
Partizipative Forschung fördern? Erstellen eines „How to fund“ Guide | Palfinger Thomas | Ludwig Boltzmann Gesellschaft - Open Innovation in Science Center |
15:00 – 15:30 Kaffeepause
15:30 – 17:00 Postersessions
17:30 – 18:30 Freizeit
18:30 – 19:30 Ars Electronica Deep Space Vorführung
Ab 19:30 Konferenz-Dinner
Ab 08:30 Kaffee
09:10 – 10:30 Lightning Talks im Open Innovation Center und Zirkus des Wissens)
Lightning Talk | TRACK 1 (Open Innovation Center)
Uhrzeit | Talk | Person | Insitution |
09.10 - 09.30 | Picture Pile | Sturn Tobias See Linda, Karanam Santosh, Fritz Steffen | International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) |
09.30 - 09:50 | KI verständlich erklären? Gemeinsam schaffen wir‘s: Citizen Scientists, Künstler*innen und Expert*innen forschen zusammen | Meyer Kathrin Meneweger Thomas, Leichtmann Benedikt, Mara Martina | Johannes-Kepler-Universität Linz |
09.50 - 10:10 | Praktische Einblicke in die Identifikation und Einbindung von Ko-Forscher:innen anhand eines Beispiels aus den Gesundheitswissenschaften | Gan Gabriela Chiara Cardelli | LBG OIS Center |
10.10 - 10:30 | Innovation Data Sprint | Segler Sophia | Universität Bremen, Zentrum für Arbeit und Politik |
Lightning Talk | TRACK 2 (Zirkus des Wissens)
Uhrzeit | Talk | Person | Insitution |
09.10 - 09.30 | Sparkling Science 2.0: Aufbruch zu neuen Zielgruppen jenseits von Schulklassen | Siegele Petra Anja Palandačić , Sally Baumann | OeAD-Zentrum für Citizen Science |
09.30 - 09:50 | Vielfalt Kennenlernen: ein Begegnungsformat für Open Citizen Science | Méhu-Blantar Ines | Naturhistorisches Museum Wien |
09.50 - 10:10 | Citizen Science und Bestäubungsforschung: Erkenntnisse aus Gemeinschaftsgärten in Berlin und München | Karlebowski Susan Egerer Monika, Neumann Astrid, Schmack Julia, Sturm Ulrike | Museum für Naturkunde Berlin |
10.10 - 10:30 | Open Urban Sustainability Hubs | Peer Christian | Technische Universität Wien |
10:30 – 11:00 Pause
11:00 – 12:30 Cabin-Talks
12:30 – 13:30 Mittagspause
13:30 – 15:00 Workshops
Workshops | Tag 2
Workshoptitel | Person | Institution |
Kollaboratives Forschen und Spekulieren - Design thinking für Citizen Scientists | Bartar Pamela | Centre for Social Innovation (ZSI GmbH) & University of Applied Arts Vienna |
Mentoring unter einem DACH | Heigl Florian | Universität für Bodenkultur Wien |
Wie geht Impact-Planung? Mit Logischen Modellen die Wirkungsorientierung von Citizen-Science-Projekten schärfen | Mahve-Beydokhti Mathieu | Ludwig Boltzmann Gesellschaft - Open Innovation in Science Center |
European Citizen Science: volunteer engagement in libraries and museums | FABÓ CARTAS Claudia | Museum für Naturkunde (MfN) | Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung |
15:00 – 15:30 Pause (Open-Innovation-Center)
15:30 – 16:30 Keynote (Melanie Smallmann)
16:30 – 17:30 Ausklang
Neben einer Führung durch die Ars Electronica wurde bei einem Abendessen im Ars Electronica Cubus weiter über das Konferenzmotto diskutiert. Am 21. April öffnete sich die Konferenz wieder einer interessierten Öffentlichkeit, und zwar mit einem Forschungsmarktplatz am Linzer Hauptplatz.
Die Konferenzproceedings 2023 finden Sie in unserem Blog zur freien Verwendung.
Im westlichsten Bundesland Österreichs Vorarlberg, im Vierländereck Österreich-Schweiz-Liechtenstein-Deutschland, traf sich die deutschsprachige Citizen-Science-Community vom 28.-30.06.2022, um sich zu den neuesten Entwicklungen rund um Citizen Science auszutauschen. In der Tradition der Österreichischen Citizen Science Konferenz waren wieder explizit alle Fachrichtungen und Vertreter*innen mit unterschiedlichsten institutionellen Hintergründen und natürlich auch bereits aktive bzw. zukünftige Citizen Scientists vertreten und tauschten sich bei der Konferenz aus.
Gastgeberin für die Österreichische Citizen Science Konferenz, die seit 2015 von der Plattform Österreich forscht und dem dazugehörigen Citizen Science Network Austria, welche von der Universität für Bodenkultur Wien koordiniert werden, war die inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn, das naturkundliche Kompetenzzentrum Vorarlbergs. Als naturkundliches Museum orientiert sie sich an den internationalen ethischen Richtlinien eines Museums (siehe: ICOM – Ethikkodex für Naturhistorische Museen, 2013). Damit ist die inatura die wichtigste regionale Einrichtung zur naturwissenschaftlichen Forschung, Sammlung, Bewahrung, Dokumentation, Ausstellung, Information und Beratung zu naturkundlichen Themen und Phänomenen in Vorarlberg.
Unter dem Motto “Citizen Science - Warum (eigentlich) nicht?” wurden vielfältige Themen diskutiert. Keine andere Zeit hat so deutlich das Gewicht von Wissenschaft, Forschung und der Vermittlung von Ergebnissen und Daten hervorgebracht wie die COVID-19 Pandemiejahre. Als Gesellschaft aktiv gegen Krisen angehen zu können, ist eine der Kernkompetenzen von Citizen Science. Engagierte Bürger*innen forschen Hand in Hand mit Wissenschaftler*innen, um Antworten auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Gesellschaft zu finden.
Unter anderem wurden folgende Fragen wurden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Dabei ging es um die Möglichkeiten und die Herausforderungen des gemeinsamen Forschens, um Beispiele konkreter Projekte und Initiativen.
Nach der Eröffnung durch Ruth Swoboda, Direktorin der inatura, Alexander Kuen, Stadtrat von Dornbirn, Stefan Duscher vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und Daniel Dörler, Gründer und Koordinator von Österreich forscht und des Citizen Science Network Austria, beleuchteten die Keynotes Nicola Moczek und Erich Griessler das Konferenzmotto aus ihren jeweiligen Blickwinkeln der Motivations- bzw. der sozialwissenschaftlichen Forschung und eröffneten die beiden fachlichen Konferenztage mit inspirierenden Vorträgen.
Nicola Moczek plädierte für eine Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen und Wissenschaftler*innen in Citizen-Science-Projekten, welche noch stärker als bisher von gegenseitigem Respekt, Offenheit und echtem Interesse an den jeweiligen Kompetenzen geprägt wird. Sie leitete uns auf einer kurzen Reise durch die Geschichte der Motivationsforschung. Im Vortrag wurden psychologische Begriffe und Ansätze sowie verschiedene Motivationstheorien, -modelle und -studien vorgestellt und immer in Bezug auf die Bedeutung für Citizen Science diskutiert. Die Forscherin und Beraterin zeigte den Kontrast zwischen dem hohen Interesse an der „Motivation der Teilnehmenden“ und der geringen tatsächlichen Kenntnis darüber und nannte mögliche Gründe dafür. Außerdem beleuchtete sie den mitunter schmalen Grad zwischen „Motivation“ und „Manipulation“. Denn in vielen Projekten geht es auch um Einflussnahme und die Erhöhung der Handlungsbereitschaft von Bürger*innen (movere = bewegen, antreiben). Manchmal wird dies auch unterschwellig mit der Annahme eines Defizits oder Mangels (der zumeist ehrenamtlichen Mitforschenden) in Bezug auf Problembewusstsein, Wissen, Können und Erfahrungen verknüpft. Erfolgreiche Projekte kommunizieren die Ziele und Motive aller Beteiligten klar und berücksichtigen diese im Projekt angemessen. Sie verstärken die Vielfalt der Kompetenzen und Perspektiven aller Teilnehmenden.
Erich Griessler warf einen kritischen Blick auf die Möglichkeiten und Chancen von Citizen Science anhand eines großen EU-Projektes. Er zeichnete ein Bild von Citizen Science als Methode, die in den letzten Jahren immer populärer wurde. Der Begriff taucht in der Europäischen, internationalen und österreichischen Forschungsförderung und -politik immer wieder auf. Citizen Science erscheint darin als das Allheilmittel, das in der Lage sei viele Fliegen auf einmal zu fangen. Sie soll Wissenschaft und Öffentlichkeit stärker verbinden. Sie soll öffentliches Vertrauen in die Wissenschaft (wieder)herstellen und Misstrauen abbauen. Sie soll bei der jungen Generation das Interesse für Wissenschaft wecken und damit Nachwuchs für die Wirtschaft, insbesondere in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern schaffen. Neben diesem Nutzen für Wirtschaft und ein harmonisches Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit hat Citizen Science weitere wichtige Aspekte und Traditionen. Mit Citizen Science kehrt die Wissenschaft zu ihren Ursprüngen zurück. Denn am Beginn der ausdifferenzierten Wissenschaft stehen nicht professionelle Wissenschaftler*innen, sondern neugierige Lai*innen, die an Phänomenen der sie umgebenden Welt interessiert sind. Dieser Aspekt von Citizen Science betont wissenschaftliche Neugier und Erkenntnisgewinn um seiner selbst willen. Eine andere Tradition von Citizen Science betrifft die gesellschaftlichen Nutzen von Forschung. Viele Formen von Citizen Science haben den Anspruch, mit Wissenschaft, wahrgenommene Missstände zu beseitigen. Hier steht die Umsetzung von Wissen im Vordergrund. Diese verschiedenen Traditionen und Ziele von Citizen Science, die zueinander in einem Spannungsverhältnis stehen, stellte Erich Griessler dar.
20 weitere Vorträge und 8 Workshops und Schulungen zeichneten ein sehr diverses Bild von Citizen Science im deutschsprachigen Raum. Vor allem die zahlreich teilnehmenden Citizen Scientists aus unterschiedlichen Projekten zeigten eindrucksvoll, welches Potential Citizen Science entfalten kann. Fast 40 Poster in zwei Postersessions brachten weitere Perspektiven in spannende Diskussionen ein und trugen damit maßgeblich zur Vielfalt der Österreichischen Citizen Science Konferenz bei.
Die Themen reichten von Biodiversitätsmonitorings mit Citizen Scientists, über Forschung zur nächtlichen Lichtverschmutzung, Einbindung von Bürger*innen in medizinischer Forschung, Untersuchung der Anreize durch monetäre Mittel in Citizen Science Projekten bis hin zur Einbindung von Schüler*innen in Forschungsprojekten. Auch Methoden der Kokreation und Mittel der gemeinsamen Erzeugung von Datenbanken mittels Wikisystemen wurden v.a. in den Workshops und Schulungen vorgestellt.
Doch die Konferenz bot neben einem intensiven fachlichen Programm auch ein reichhaltiges Rahmenprogramm an. Ein Conference Dinner in der inatura mit musikalischer Begleitung des Chors “Los amol” und des Ensembles “Freiluft” des Vorarlberger Landeskonservatoriums bot einen gelungenen Abschluss des ersten Konferenztages, während ein aufregendes Pub Quiz die Teilnehmenden am zweiten Abend ausgezeichnet unterhielt. Den Abschluss bildete am 30.06. vormittags der Citizen Science Marktplatz, bei dem sich Infostände und Mitmachstationen zu Citizen Science-Initiativen in der inatura einem interessierten Publikum präsentierten.
Die Österreichische Citizen Science Konferenz hat nach einer pandemiebedingten einjährigen Pause ein eindrucksvolles Comeback in Dornbirn feiern können, das durch eine ausgezeichnete kollegiale Stimmung geprägt war und einen intensiven fachlichen Austausch ermöglicht hat. Das reichhaltige Programm bot sehr viel Stoff für Diskussionen und weitere Überlegungen und die Konferenz konnte einmal mehr zeigen, dass sie zu einer der wichtigsten Konferenzen im Bereich Citizen Science in Europa gehört.
Eine ausführliche Reportage zur Konferenz gibt es auch in unserem Podcast Wissen macht Leute nachzuhören. Hier geht es zur Konferenzwebsite.
Die Konferenzproceedings finden Sie in unserem Blog zur freien Verwendung.
Motto: “Citizen Science: Anspruch und Bedeutung”
Wann? 14.-16. September 2020
Konferenzwebsite (inkl. Videos der Vorträge): Onlinekonferenz mit neuer Konferenzwebsite
Koordination (Citizen Science Network Austria): Didone Frigerio, Tobias Reckling (Universität Wien) & Daniel Dörler, Florian Heigl (Universität für Bodenkultur Wien)
Konferenzproceedings: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2020
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bereits zum sechsten Mal trafen sich fast 300 Citizen-Science-Begeisterte, Forschende, Studierende, und Praktiker*innen bei dieser transdisziplinären Konferenz, um sich auszutauschen, neue Erfahrungen zu sammeln und die Ergebnisse ihrer Studien zu präsentieren. “Citizen Science: Anspruch und Bedeutung” war das Motto der diesjährigen Konferenz, und das wirklich vielfältige Programm zeigte uns, dass dieses Motto guten Widerhall in den Citizen Science Communities im deutschsprachigen Raum gefunden hat, und nicht nur dort, sondern auch weit darüber hinaus. Die Teilnehmenden kamen u. a. aus den USA, Brasilien, Spanien, Schweden und aus England. Organisiert wurde die Konferenz in einer Kooperation aus Universität Wien, Österreich forscht, Universität für Bodenkultur Wien, Zentrum für Citizen Science, Bürger schaffen Wissen und Schweiz forscht.
Gerade in diesen Zeiten, in denen die Wissenschaft so präsent wie selten zuvor in den Medien erscheint, war es wichtig über den Anspruch und die Bedeutung von Citizen Science zu sprechen.
Ein Anspruch ist laut Duden unter anderem eine "berechtigte Forderung an etwas oder jemanden". Nun gibt es partizipative Methoden und die Einbindung von Bürger*innen in die Forschung zwar schon seit langer Zeit, aber der Begriff Citizen Science hat sich erst in den letzten Jahren etabliert, und er ist ein Sammelbegriff für viele partizipative, offene Forschungsmethoden geworden. Dennoch gibt es schon einige Ansprüche, die an Citizen Science gestellt werden. Nur ein paar Beispiele: Citizen Science soll das Verständnis der Gesellschaft für Wissenschaft erhöhen; Citizen Science soll dabei helfen, dass Bürger*innen vielleicht unpopuläre Lösungen für gesellschaftliche Probleme akzeptieren, weil sie in den Prozess eingebunden wurden; Citizen Science soll neue Daten und Ergebnisse liefern, die vorher nie möglich waren. Doch kann Citizen Science diese und viele andere Ansprüche wirklich erfüllen? Und welche Ansprüche stellt Citizen Science an sich selbst? Werden diese Ansprüche auch erreicht bzw. evaluiert?
In ihrer Keynote hat Heidi Ballard von der UC Davis in Kalifornien sich den Themen Lernen und Identitätsstiftung in Citizen-Science-Projekten angenommen. Oft stellen Citizen-Science-Projekte den Anspruch an sich selbst, dass die Citizen Scientists durch die Teilhabe etwas lernen und ein größeres Verständnis für den wissenschaftlichen Prozess erwerben bzw. sich selbst als Teil der Wissenschaft sehen. Lernen funktioniert allerdings nur in bestimmten Settings und passiert nicht von selbst, wie Heidi Ballard darlegte. Eine wichtige Erkenntnis war auch, dass das Lernen nicht nur in eine Richtung funktioniert (die Citizen Scientists lernen von den Projektleiter*innen), sondern in beide Richtungen (also auch die Projektleiter*innen lernen von den Citizen Scientists). Sich selbst als jemanden zu sehen, der oder die Wissenschaft betreibt, passiert ebenfalls nur unter bestimmten Voraussetzungen, und wird nur selten von Projekten evaluiert. Das Fazit aus dieser großartigen Keynote war, dass Citizen-Science-Projekte diesen Ansprüchen des Lernens und Teilhabens zwar gerecht werden können, sie dafür allerdings auch entsprechend gestaltet sein müssen.
Die zweite Keynote, vorgetragen von Dick Kasperowski von der Universität Göteborg, beschäftigte sich mit den ethischen Ansprüchen an Citizen Science, ein Bereich, der eher selten Beachtung findet. Welche ethischen Fragen und Ansprüche ergeben sich an Projekte durch die Einbindung von Citizen Scientists? Gerade dieser Aspekt veranschaulicht ein Dilemma der konventionellen Wissenschaft gegenüber Citizen Science: In konventionellen wissenschaftlichen Projekten gibt es in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zur Einhaltung ethischer Standards, die sich je nach Disziplin unterscheiden. Allen gemeinsam ist, dass die Projektleitung sich der ethischen Probleme, die mit einem konkreten Projekt verbunden sind, bewusst ist und diese nach Möglichkeit schon vor Projektbeginn adressiert bzw. Maßnahmen setzt, um diesen Problemen zu begegnen. Doch wie sieht das bei Citizen-Science-Projekten aus, die nicht von Forscher*innen von wissenschaftlichen Institutionen durchgeführt werden? Gelten für diese keine ethischen Regeln, müssen sie sich an die ethischen Regeln der professionellen Wissenschaft halten oder braucht es neue ethische Kriterien, die von solchen Projekten eingehalten werden müssen? Diese in der Citizen-Science-Community immer stärker werdende Diskussion hat auch bei der Österreichischen Citizen Science Konferenz für Diskussionsstoff gesorgt.
Neben diesen Keynotes beschäftigten sich noch zahlreiche weitere Vorträge und Workshops mit dem Thema Anspruch: Im Workshop “Das Open in Citizen Science: offene Daten, offene Hardware, offene Software” wurde die Offenheit von Citizen-Science-Projekten näher beleuchtet und es wurden mögliche Lösungen für die Öffnung vorgestellt. In der “Citizen Science Fail Session” wurde offen über das Scheitern von und in Citizen-Science-Projekten diskutiert. Der Workshop “EU-Citizen.Science: Plattform der unbegrenzten Möglichkeiten” stellte eine neue EU-weite Plattform für Citizen Science vor, auf der sich Trainingsressourcen, Projekte und Organisationen befinden, und in einer Podiumsdiskussion wurde das Spannungsfeld von Citizen Science zwischen Demokratisierung der Wissenschaft und globalen Herausforderungen mit einem hochkarätig besetzten Panel diskutiert.
Der Anspruch, der an Citizen Science gestellt wird, und der auch von Citizen Science an sich selbst gestellt wird, ist oftmals direkt verbunden mit der Bedeutung, die Citizen Science zugemessen wird. Citizen Science wird dann bedeutend sein, wenn sie erfolgreich ist, wenn sie Ziele erreicht, wenn sie ihrem Anspruch gerecht wird, und wenn sie bedeutende und/oder zahlreiche Fürsprecher*innen gewinnt. Bedeutung kann aber auch etwas anderes heißen: Bedeutung kann auch heißen: was ist Citizen Science überhaupt? Was macht ein Citizen Science Projekt aus? Was bedeutet es, ein Citizen Scientist zu sein? Und mit diesen Fragen sind wir mitten in einer intensiven internationalen Debatte um die Definition von Citizen Science, die wir in Österreich mit unseren Qualitätskriterien für Citizen Science Projekte auf Österreich forscht angestoßen haben.
Auch diesem Thema nahmen sich Sessions an: Im Workshop “Würden Sie das Citizen Science nennen?” wurde eine internationale Initiative vorgestellt, die durch die Bewertung von 50 verschiedenen, kurzen Fallstudien durch zahlreiche Citizen-Science-Akteur*innen versucht zu beschreiben, welche Charakteristiken Citizen-Science-Projekte aus der Perspektive der sehr heterogenen internationalen Citizen-Science-Community haben. Der Workshop “Mentoringprogramm zur Umsetzung der Qualitätskriterien für Citizen Science Projekte auf Österreich forscht” befasste mich mit der offenen Gestaltung eines Mentoringprogrammes, mit Hilfe dessen Citizen-Science-Projektleiter*innen in Zukunft einfach, schnell und regional Ansprechpartner*innen finden sollen, die ihnen bei der Umsetzung der Qualitätskriterien behilflich sind.
Neben diesen Workshopbeispielen fanden sich in den vier inter- und transdisziplinären Vortragssessions zahlreiche Projekte, die sich ebenfalls mit dem Motto “Anspruch und Bedeutung” auseinandersetzen. Auch die Postersession mit über 30 Postern zeigte die Bandbreite auf, mit der sich Citizen-Science-Projekte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum diesem Motto annahmen. Die Videos der Keynotes, aller Vortragssessions und der Postersession stehen übrigens auf der Konferenzwebsite zum Nachschauen zur Verfügung.
Auch das Rahmenprogramm war dieses Jahr von diesem Motto geprägt: Den Anfang machte eine Podiumsdiskussion, in dem die Bedeutung von Citizen Science für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften näher beleuchtet wurde. Dabei wurde klar, dass Citizen Science gerade in diesen Wissenschaftsdisziplinen noch viel Potential hat. In einem abendlichen Online-Citizen-Science-Slam kombiniert mit einer Online-Bierverkostung konnten sich die Teilnehmer*innen der Konferenz von der humoristischen Seite von Citizen Science überzeugen.
Die Österreichische Citizen Science Konferenz 2020 gab also auch dieses Jahr wieder zahlreiche Inputs, lieferte Diskussionsstoff, zeigte Außergewöhnliches und machte viel Vorfreude auf die nächste Österreichische Citizen Science Konferenz, welche von 23.-25. Februar 2022 in Dornbirn stattfinden wird!
Der wissenschafltiche Beirat unterstützte das Organisationsteam der Österreichischen Citizen Science Konferenz bei der Erstellung des Programms und war damit ein zentraler Bestandteil der Konferenzorganisation. Er bestand aus nationalen und internationalen Expert*innen im Bereich Citizen Science und setzte sich aus folgenden Personen zusammen:
Vom 26.-28. Juni 2019 fand im wunderschönen Obergurgl die 5. Österreichische Citizen Science Konferenz in wildromantischer Alpenidylle statt. Auf fast 2000 m Seehöhe versammelten sich ca. 150 Citizen Science Akteur*innen hauptsächlich aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, um gemeinsam über Citizen Science und das Motto “Grenzen und Übergänge” zu diskutieren.
In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-oesterreichische-citizen-science-konferenz-2019.
Das Citizen Science Network Austria bewies wieder einmal, dass es mehr ist als nur die Summe seiner Teile. Das Organisationskommittee bestand aus Vertretern der Universität Innsbruck, der Universität für Bodenkultur Wien, dem Zentrum für Citizen Science am OEAD, Schweiz forscht (CH), Bürger schaffen Wissen (D) und Partizipative Wissenschaftsakademie an der Universität Zürich und ETH Zürich. Dementsprechend vielfältig waren die Teilnehmer*innen und die wissenschaftlichen Beiträge. So kamen Vertreter*innen von Universitäten, Fachhochschulen, Vereinen, Museen, Förderorganisationen und vielen mehr um sich disziplinübergreifend auszutauschen.
Kaum ein anderer Ort ist für die Frage nach den Grenzen von Citizen Science so geeignet wie Obergurgl. Durch seine geografische Lage an politischen wie natürlichen Grenzen inspirierte der Ort dazu Citizen Science auszuloten. In und um Obergurgl ließen sich verschiedenste Grenzen und Übergänge finden und man konnte den Umgang mit diesen Schnittstellen eingehend kennenlernen. Viele Grenzen sind in Obergurgl präsent, wie die Schneegrenze, die Waldgrenze, eine Staatsgrenze oder auch die Baumgrenze. Diese Grenzräume konnten nicht nur als Begrenzung, sondern auch als Bereiche des Übergangs und des Austausches kennengelernt werden. In diesem Umfeld wurde nun diskutiert, wie man die Grenzen und Übergänge in Citizen Science zu anderen Methoden und Disziplinen am besten gestaltet und möglicherweise auch die Grenzspannungen positiv für sich nutzen kann.
Viele verschiedene Aspekte und Blickwinkel wurden rund um das Konferenzmotto in angeregter und wertschätzender Weise diskutiert. Bei diesen Diskussionen war vor allem die Diversität der Teilnehmer*innen der Konferenz sehr vorteilhaft, weil dadurch sehr oft neue Perspektiven ein bestimmtes Thema neu beleuchteten, und so neue kritische Fragestellungen ermöglichten. Vor allem die Figur des Wissenschaftlers Hans, welche durch die erste Keynote von Susanne Hecker zum Beginn der Konferenz eingeführt wurde, wurde immer wieder diskutiert. Bei Hans handelt es sich um einen Wissenschaftler, der durch äußere Umstände auf das Thema Citizen Science gebracht wurde, dieses spannend fand und sich dachte: So schwer kann das ja nicht sein. Wo dann die Grenzen von Citizen Science sind, und welche Übergänge es zu anderen Bereichen wie z. B. Wissenschaftskommunikation, Bildung und Ermächtigung von Bürgerinnen und Bürgern gibt, war ein sich durch die Konferenz ziehendes Thema.
Generell war die Konferenz von vielen Highlights gekennzeichnet: So gab es den höchst gelegenen und zudem den ersten Citizen Science Slam, den zwei Maturanten aus Lienz mit einem Lied und einem Gedicht über ihre Vorwissenschaftliche Arbeit gewannen. Das Conference Dinner wurde mit einer unglaublichen Torte zum fünfjährigen Jubiläum der Konferenz versüßt und das Gruppenfoto wurde gleich zu einem ganzen Video durch eine Drohne ausgebaut. Ein Höhepunkt für viele war sicher auch die Speed-Postersession, welche in äußerst kurzer Zeit zu höchst anregenden und fruchtbaren Diskussionen geführt hat. Diese Session wurde von der Stiftung Blühendes Österreich unterstützt und trug so besonders zur hervorragenden Stimmung auf der Konferenz bei.
Für uns als Citizen Science Network Austria zeichnet die jährlich stattfindende Konferenz vor allem aus, dass Citizen Science Akteur*innen aus verschiedensten Fachrichtungen und Institutionen an einem Ort zusammenkommen und jedes Jahr ein fachlich höchst anspruchsvolles Programm in einem fast freundschaftlichen Umfeld kreieren. So ist diese Konferenz schon zu einer Tradition geworden, die außergewöhnliches in sich vereint. Hier möchten wir uns für den unermüdlichen Einsatz aller Menschen bedanken, die es ermöglicht haben, dass wir die Konferenz nun schon fünf Jahre als Ort der Begegnung und des Austauschs erleben dürfen und das an verschiedensten Orten Österreichs.
Die nächste Konferenz findet übrigens vom 05.-08. Mai 2020 in Wien statt. Mehr Informationen dazu finden Sie in den nächsten Monaten natürlich auf Österreich forscht.
Zusammenfassung und Archiv der Konferenz der Universität Innsbruck: https://www.uibk.ac.at/projects/citizenscience/konferenz2019/.
Wissenschaft im Dialog: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/blog/blogartikel/beitrag/grenzen-und-uebergaenge-eindruecke-von-der-5-oesterreichischen-citizen-science-konferenz/
Monica Peters:
https://monicalogues.com/2019/07/03/oecsk2019-blog-1-borders-frontiers-citsci-definitions-benefits/
https://monicalogues.com/2019/07/03/oecsk2019-blog-2-citscinz-biodiversity-monitoring-co-design/
Zentrum für Citizen Science: https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/read-story/id-5-oesterreichische-citizen-science-konferenz-2019
https://www.dolomitenstadt.at/2019/07/06/gymnasiasten-punkten-mit-slam-zum-thema-garten/
(um Fotos zu vergrößern, bitte auf das jeweilige Foto klicken)
Von 1. - 3. Februar 2018 fand an der Universität Salzburg die vierte Österreichische Citizen Science Konferenz statt. Hier finden Sie das abwechslungsreiche Programm als pdf zum Download.
Die Konferenz wurde am 1. Tag durch VR Fatima Ferreira Briza (Universität Salzburg), Florian Heigl (Citizen Science Network Austria), LR Martina Berthold (Land Salzburg) und Vizepräsidentin Artemis Vakianis (FWF) feierlich eröffnet. Anschließend präsentierte Helmut Jungwirth, Prof. für Wissenschaftskommunikation und Science Buster, die erste Keynote mit dem Titel “Über Wissenschaft darf nicht gelacht werden, oder doch?”, welche auf großen Zuspruch beim Publikum fiel. Der 1. Tag war gefüllt mit Vortragssessions und Workshops zu so unterschiedlichen Themen wie “Peer-Review Publikationen in Citizen Science”, “Gamification in Citizen Science”, “Kunst- und Kulturvermittlung” oder “Evaluierung von Citizen Science Projekten”. Das atemberaubende barocke Gala-Dinner mit barocken Speisen und Kammermusik war der perfekte Ausklang eines intensiven ersten Konferenztages und dieses wurde natürlich genutzt um alte Freunde zu treffen und das eigene Netzwerk auszuweiten. Aber es wurde auch genug Energie getankt um den 2. Tag mit voller Kraft zu bewältigen.
Der 2. Tag wurde also frisch von VR Fatima Ferreira Briza (Universität Salzburg), Petra Siegele (Zentrum für Citizen Science), Bernhard Auinger (Vizebürgermeister Stadt Salzburg) und Daniel Dörler (Citizen Science Network Austria) eröffnet. Auch dieser Tag war gespickt mit unterschiedlichsten Aktivitäten und Themen. So lernten wir unter anderem Citizen Science in den Geistes-, Sozial- und Kunstwissenschaften kennen. Citizen Science in Schulen war ein großer Schwerpunkt an diesem Tag gewidmet. Daneben wurden verschiedenste Poster präsentiert und auch über den Einsatz von Medien wurde referiert. Auch dieser Tag hatte einen besonderen Ausklang zu bieten. So besuchten wir archäologische Ausgrabungen in den Katakomben Salzburgs, besuchten die Salzburger Residenz und genossen einen Sektempfang in der Abgusssammlung der Universität Salzburg.
Im 3. Tag wurde Citizen Science wörtlich genommen und die Konferenz öffnete sich für die ganze Stadt. Vielfältige Aktionen und Events wurden verteilt in der Stadt Salzburg ausgetragen, um die Wissenschaft zu den Bürger*innen zu bringen. Vom Unipark Nonntal über das Cafe Tomaselli bis hin zu einem O-Bus in dem mikroskopiert wurde, war die Stadt trotz intensivem Schneefall auf Citizen Science eingestellt.
Eine ausführliche Fotodokumentation finden Sie im Flickr Account der Universität Salzburg:
Tag 1: https://www.flickr.com/photos/uni-salzburg/albums/72157691227871371
Tag 2: https://www.flickr.com/photos/uni-salzburg/albums/72157691266419051
Tag 3: https://www.flickr.com/photos/uni-salzburg/sets/72157691384159201
In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2018.
Wir danken der Universität Salzburg, Bürger schaffen Wissen, Science et Cité, dem Zentrum für Citizen Science, dem FWF und der Wissensstadt Salzburg für die ausgezeichnete Zusammenarbeit! Spezieller Dank gebührt auch allen Förderern der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2018:
Vom 02.-04. März 2017 fand an der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und dem Naturhistorischen Museum Wien (NHM) die dritte Österreichische Citizen Science Konferenz 2017 unter dem Motto "Expanding Horizons" statt. 200 Wissenschaftlter*innen, Praktiker*innen und Interessierte tauschten sich während der ersten beiden Konferenztage an der AGES zu unterschiedlichsten Themen und Disziplinen aus. Ganz bewusst wurde die ÖCSK 2017 als interdisziplinäre Konferenz angelegt, um ein Lernen und den Erfahrungsaustausch auch über Disziplinengrenzen hinweg zu ermöglichen. Waren die letzten beiden Konferenzen vor allem von den Naturwissenschaften geprägt, so konnte die dritte Konferenz eindrucksvoll belegen, dass auch die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften mit der Methode Citizen Science sehr erfolgreiche Forschung betreiben.
Acht Vortragssessions und elf Workshops ermöglichten einen intensiven Austausch, und die drei Keynotes rundeten das Programm ab. Details zu den einzelnen Sessions, aber auch zum Citizen Science Day, können Sie im umfangreichen Konferenzbericht finden. Beinahe alle Sessionleiter*innen fassen darin ihre jeweiligen Sessions zusammen und ermöglichen so für alle, die leider nicht an der Konferenz teilnehmen konnten, einen Einblick in die Vielfalt des Programmes.
Die Fotos zur Konferenz können Sie hier finden: http://tinyurl.com/oecsk2017.
Hier finden Sie den ausführlichen Bericht zur Konferenz mit Zusammenfassungen beinahe aller Sessions als pdf zum Download.
In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2017.
Wir danken der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), dem FWF und dem Naturhistorischen Museum Wien für die ausgezeichnete Zusammenarbeit! Spezieller Dank gebührt auch allen Förderern der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2017:
Im Bild (von links nach rechts): Christoph Unger (AGES), Taru Sandén (AGES), Friedrich Polesny (AGES), Florian Heigl (BOKU, Österreich forscht), Daniel Dörler (BOKU, Österreich forscht), Gerit Oberraufner (FWF), Rudolf Novak (FWF), Ina Matt (FWF); CC: BY-NC 2.0 AGES, IMG_6903 via flickr (http://tinyurl.com/yb6bkcu5)
Am 18. & 19.02.2016 fand am WasserCluster Lunz in Lunz am See die zweite Österreichische Citizen Science Konferenz statt. Unter dem Motto “Citizen Science - Quo vadis?” versammelten sich ca. 50 Teilnehmer*innen im WasserCluster Lunz und diskutierten über Entwicklungen im Bereich Citizen Science. Dabei präsentierten Vertreter*innen unterschiedlichster Disziplinen – Kunst und Kultur, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Technik – ihre Ideen und Projekte zum Thema Citizen Science. Der Fokus der Veranstaltung lag auf der Qualitätssteigerung von Citizen Science in Österreich und auf der Präsentation von Methoden und Projekten. In zwei Workshops und einem MiniBarCamp wurden Strategien zur Qualitätssteigerung erarbeitet.
In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2016.
Die Teilnehmer*innen definierten drei Themenbereiche:
In drei Gruppen wurden in jeweils ca. 25 Minuten drei Fragen diskutiert:
1. Entwicklungen in und um Citizen Science: welche wurden registriert und wie werden diese bewertet?
Gerade im Schulbereich ist diese Entwicklung für die Teilnehmer*innen spürbar. Hier ist auch das Interesse von den Schulen hoch, obwohl noch viel Unsicherheit da ist. Schüler*innen werden zu Multiplikator*innen und Mentor*innen im Bereich Citizen Science. Aber auch außerhalb von Schulen gibt es einen Boom bei Citizen Science Projekten. Hier sehen die Teilnehmer*innen allerdings ein großes Risiko, dass Projekte gestartet werden, die nicht für Citizen Science geeignet sind. Kritisch gesehen werden viele verwirrende Begrifflichkeiten, die alle Citizen Science meinen. Hier sollte eine Vereinheitlichung stattfinden, gerade weil Citizen Science sich auch zu einer Marke entwickelt hat. Die Qualitätssicherung ist allen Teilnehmer*innen sehr wichtig. Potentiale, diese zu steigern, werden bei der Usability und auch bei Anreizsystemen gesehen. Derzeit wird “science to public” nicht honoriert und damit oft auch nicht gemacht. Auch die Flexibilität für teiloffene Prozesse ist noch nicht gegeben. Daher gab es vor allem viele “low-level”-Projekte in den letzten Jahren, was für die weitere Entwicklung von Citizen Science als gefährlich gesehen wird. Die Teilnehmer*innen sehen daher Österreich im Bereich Citizen Science Europa hinterherhinken. Hier sollten Fördergeber stärker eingreifen. Der Überhang bei naturwissenschaftlichen Citizen Science Projekten liegt aus Sicht der Teilnehmer*innen vor allem darin, dass Geisteswissenschaften glauben, sie könnten die Methode nicht verwenden. Hier bedarf es einer Aufklärung und der Vermittlung von Handwerkszeug.
2. Wie soll ein dezentrales Netzwerk für Citizen Science in Österreich gestaltet sein?
Grundsätzlich wurde von allen Teilnehmer*innen die Etablierung eines dezentralen Netzwerks für Citizen Science in Österreich als positiv erachtet, da die Vorteile einer Vernetzung und des Wissensaustauschs überwiegen. Die Konkurrenz um Fördergelder oder die Angst, dass Ideen gestohlen werden könnten wurde als nicht wichtig erachtet, vielmehr stand die Zusammenarbeit und die gemeinsame Förderung von Citizen Science im Vordergrund.
Ein dezentrales Netzwerk sollte laut Teilnehmer*innen vor allem aus Institutionen und weniger aus Einzelpersonen bestehen, da dies die Kommunikation innerhalb des Netzwerks vereinfachen würde. Die Finanzierung eines solchen Netzwerks sollte über Beiträge der Institutionen gewährleistet werden, wobei die Institutionen abhängig von ihrem jeweiligen Budget Beiträge einzahlen sollten um zu gewährleisten, dass kleinere Institutionen dieselben Chance erhalten wie größere.
Generell sollte ein solches Netzwerk den Gap zwischen Wissenschaftscommunity und Gesellschaft schließen und daher auch Bürger*innen einbinden, durch Vereine oder Ähnliches. Ein Netzwerk für Citizen Science aufzubauen ohne die Bürger*innen miteinzubinden wäre Fehler.
Eine weitere zentrale Idee der Teilnehmer*Innen zu der oben genannten Frage war, dass das Netzwerk eine Art Gütesiegel für Citizen Science Projekte ausstellen könnte, welches Projekte mit besonders hoher Qualität auszeichnet. Die Kriterien des Gütesiegels würden transdisziplinär im Netzwerk ausgearbeitet werden.
3. Qualitätsstandards in Citizen Science Projekten: wie kann Qualität von bereits bestehenden Projekten erhöht werden?
Diese Frage wurde als spezielle Herausforderung wahrgenommen, da bereits alle Teilnehmer*innen über Qualitätsstandards in Citizen Science Projekten Bescheid wussten, jedoch keine konkrete Strategie zur Implementierung in bereits bestehende Projekte erarbeiten konnten. Die Herausforderung liegt hier vor allem auch in der Diversität der bearbeiteten Themen und Laufzeiten der Projekte in Österreich. So sehen NGOs, welche oft langjährige Projekte betreuen andere Herausforderungen als etwa Universitäten, die ein drei Jahre gefördertes Projekt durchführen. In einem dreijährigen Projekt ist es kaum möglich während der Durchführung Anpassungen vorzunehmen, wohingegen in einem langjährigen Projekt speziell darauf geachtet werden muss besonders aktive Teilnehmer*innen durch Veränderungen im Projektablauf nicht zu verlieren.
Generell sahen die Teilnehmer*innen eine etwaige Anpassung in der Kommunikation als einfacher an als in der Methode der Datenerhebung oder der Datenverwaltung.
Einstimmig war die Meinung der Teilnehmer*innen auf das noch vorhandene Potential zur Steigerung der Qualität in Citizen Science Projekten in Österreich und dass gemeinsame Standards hier durchaus hilfreich sein könnten.
Zentrale Themen waren Datenschutz und Urheberrecht. Beides ist bei Citizen Science Alltag und etwas komplexer als bei herkömmlichen wissenschaftlichen Projekten. Hier war viel Angst und Unklarheit zu sehen. Weiters war die Verantwortung gegenüber den Citizens wichtig. Deren Erwartungen an das Projekt, welche den Ausgleich der Interessen und mögliche Probleme komplizierter machen kann. Auch ganz wichtig: fairer Umgang mit Citizens. Rückführung der Ergebnisse an die Citizens, respektvoller und ehrlicher Umgang.
Wir danken dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft sehr für die finanzielle Unterstützung.
Dieser Bericht ist das Ergebnis dieser Konferenz, deren Ziel es war, die unterschiedlichen österreichischen Citizen Science Akteur*nnen zu vernetzen und gemeinsame Strategien zur Stärkung dieser Methode in Österreich zu erarbeiten. Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen der beteiligten Organisationen übereinstimmen. Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Haltung der Autoren wieder und sind keinesfalls als offizieller Standpunkt der beteiligten Organisationen zu betrachten.
08:00-09:00 | Registrierung | Kaffee/Tee |
09:00-09:03 | Assoc. Prof. Johann Zaller Universität für Bodenkultur Wien | Eröffnung |
09:03-09:13 | Prof. Josef Glössl Universität für Bodenkultur Wien | Eröffnung |
09:13-09:23 | MinR. Dr. Christian Smoliner Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft | Eröffnung |
09:23-09:25 | Dipl.-Ing. Florian Heigl Universität für Bodenkultur Wien | Eröffnung |
09:25-09:30 | David Ziegler, M.A. Museum für Naturkunde Berlin | GEWISS |
09:30-09:40 | Claudia Magdalena Fabian, M.A. Zentrum für Soziale Innovation, Wien | Citizen Science Whitepaper |
09:40-10:00 | Dr. Robert Brodschneider Universität Graz | C.S.I. Pollen und bienenstand.at |
10:00-10:20 | Dr. Jutta Leskovar, Ph.D. Oberösterreichisches Landesmuseum, Leonding | Citizen Science und Archäologie |
10:20-10:30 | Mag. Pamela Bartar, MAS Zentrum für Soziale Innovation, Wien | Citizen Science und Wissenschafts-PR |
10:30-11:00 | Pause | Kaffee/Tee und Snacks |
11:00-11:20 | Dr. Veronika Ruzsanyi Medizinische Universität Innsbruck | Citizen Science in der Medizin |
11:20-11:40 | Mag.a Sylvia Petrovic-Majer Open Knowledge Foundation Austria, Wien | Citizen Science in Kunst und Kultur |
11:40-12:00 | Dr. Peter Kraker Know Center, Graz | Citizen Science und Open Science |
12:00-12:20 | Priv.-Doz. Dr. Karl-Heinz Leitner TU Wien, AIT Wien | Citizen Science und Wirtschaft |
12:20-13:30 | Mittagspause | Buffet |
13:30-14:30 | Workshop | |
parallel dazu | Projektpräsentation | |
14:30-15:00 | Präsentation Workshopergebnisse | |
15:00-15:45 | Pause | Kaffee/Tee und Snacks |
15:45-16:05 | Arbeitsgruppe Citizen Science Universität für Bodenkultur Wien | Österreich forscht |
16:05-17:00 | Ausklang | Sekt |
Am 26.02.2015 fand an der Universität für Bodenkultur Wien die erste Österreichische Citizen Science Konferenz unter dem Motto „Österreich forscht“ mit gut 80 Teilnehmer*innen statt. Finanziell unterstützt wurde die Konferenz vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), vom Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung der BOKU und von der Naturschutzabteilung der Stadt Wien (MA22). Die Veranstaltung war als ÖkoEvent zertifiziert, was bedeutete, dass auf einen möglichst schonenden Ressourcenumgang geachtet und eine Anreise der Konferenzteilnehmer*innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen wurde. Auch das Catering wurde von www.bookacook.at als ein vegetarisches Biocatering durchgeführt.
In seiner Eröffnungsrede erklärte Prof. Johann Zaller, Leiter der Arbeitsgruppe Citizen Science am Institut für Zoologie an der Universität für Bodenkultur Wien, die Beweggründe für die Organisation dieser ersten transdisziplinären Citizen Science Konferenz Österreichs. Ziel war es, die unterschiedlichen Citizen Science Akteur*innen in Österreich zu vernetzen und einen Austausch über die Disziplinen hinweg zu ermöglichen, denn oft stehen Citizen Science Projekte vor ähnlichen Herausforderungen und Problemen.
Auch Prof. Josef Glößl, Vizerektor für Forschung der Universität für Bodenkultur Wien, verwies nach einem kurzen geschichtlichen Abriss, auf die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft und wie die Universität für Bodenkultur Wien diese verantwortungsvolle Forschung schon heute, auch in Form von Citizen Science, einsetzt.
Ministerialrat Dr. Christian Smoliner vom BMWFW betonte in seiner Rede die Bedeutung, die Citizen Science in Zukunft in der Forschungslandschaft in Österreich haben soll, und bezog sich dabei auf den tags zuvor veröffentlichten „Aktionsplan für einen wettbewerbsfähigen Forschungsraum“.
In einer kurzen Einführung sprach M.A. David Ziegler vom deutschen GEWISS Konsortium über die deutsche Plattform www.buergerschaffenwissen.de. Zudem stellte er die European Citizen Science Association (ECSA) vor und zeigte die Stärkung von Citizen Science aus deutscher Sicht auf.
Im ersten Beitrag berichtete M.A. Claudia Magdalena Fabian vom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) vom Projekt Socientize und dem „Weißbuch: Citizen Science in Europa“, welches die wichtigsten Empfehlungen für Wissenschaftspolitik, die Citizen Science Community und Projekte in Europa beinhaltet und unter der Leitung des ZSI entstand.
Der nächste Vortrag von Dr. Robert Brodschneider von der Universität Graz beschäftigte sich mit den Projekten bienenstand.at und C.S.I. Pollen, welche die Bienengesundheit in Österreich unter der Mitwirkung von Imker*innen untersucht.
Dr. Jutta Leskovar vom Oberösterreichischen Landesmuseum in Leonding erzählte von ihren Erfahrungen in der Archäologie mit geleiteten und ungeleiteten Amateur*innen in Bezug auf archäologische Funde.
In ihrem Vortrag über Citizen Science und Wissenschafts-PR sprach Mag. Pamela Marjan Bartar, MAS, über den Wunsch nach Lebensnähe und einer engen Kollaboration mit Bürger*innen seitens Wissenschaft und Forschung.
Dipl.-Ing. Florian Heigl und Benjamin Dauth, Bsc., berichteten über die Erfahrungen der Arbeitsgruppe Citizen Science im Einsatz von Citizen Science in der Lehre an der Universität für Bodenkultur Wien.
Mag.a Sylvia Petrovic-Majer nahm sich dem Thema Citizen Science im Kunst- und Kulturbetrieb, im Besonderen in Museen und Gallerien, an und erwähnte dabei spannende Projekte wie zum Beispiel Grazwiki.
Dr. Peter Kraker vom Know Center in Graz ging auf einen weiteren wichtigen Aspekt von Citizen Science, nämlich Open Science, d. h. der Öffnung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft, ein.
Im letzten Vortrag sprach Priv.-Doz. Dr. Karl-Heinz Leitner von der TU Wien und dem AIT Wien über den Einsatz von Citizen Science in der Wirtschaftsforschung und von Spannungsfeldern in Open Science und Open Innovation.
Nach der Mittagspause wurde die Strategie für Citizen Science in Österreich von den Teilnehmer*innen im Rahmen eines World Cafes erarbeitet. Die Resultate des World Cafés finden Sie weiter unten.
Parallel dazu konnten alle, die nicht am World Cafe teilnehmen konnten oder wollten, sich über aktuelle und zukünftige Citizen Science Projekte in Österreich im Rahmen einer Postersession informieren.
Im abschließenden Vortrag präsentierte die Arbeitsgruppe Citizen Science ihre Vision von Citizen Science in Österreich. Prof. Johann Zaller fasste den Tag kurz zusammen, Mag. Daniel Dörler ging im Detail auf die Ziele der Arbeitsgruppe ein, und Dipl.-Ing. Florian Heigl und Benjamin Dauth, BSc., präsentierten die neu gestaltete Website für Citizen Science Projekte in Österreich: www.citizen-science.at.
Wir danken allen Vortragenden für ihre interessanten Präsentationen im Vortragsteil und in der Postersession. Allen Teilnehmer*innen danken wir für die regen Diskussionen und die tollen Ergebnisse im Workshop. Wir freuen uns schon jetzt auf die Österreichische Citizen Science Konferenz 2016.
Im Rahmen eines World Cafés diskutierten knapp 40 Teilnehmer*innen im Rahmen der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2015 über eine Citizen Science Strategie für Österreich. Der folgende Text fasst die Aussagen der Teilnehmer*innen zusammen und soll als Grundlage für die Diskussion der weiteren Entwicklung von Citizen Science in Österreich dienen.
Eine der Kernfragen dabei war, wie die Gesellschaft von Citizen Science profitieren kann. Der wohl wichtigste Aspekt dabei war, dass sowohl Bevölkerung, als auch Kunst und Wissenschaft gleichermaßen voneinander profitieren können. Durch die verstärkte Kommunikation wird eine Bewusstseinsbildung auf beiden Seiten erreicht. Bei der Bevölkerung führt dies zu Wissensgenerierung und zum Hinterfragen von Prozessen, bei Kunst und Wissenschaft zum Ändern von Blickwinkeln und Fragestellungen. Die Grenzen zwischen Gesellschaft und Kunst und Wissenschaft verschwimmen und die Gesellschaft kann aktiv an Problemlösungen teilnehmen.
Doch wo sind die Grenzen bzw. ist die Bevölkerung überhaupt an Citizen Science interessiert? Großer Klärungsbedarf besteht hier für die Teilnehmer*innen bei den Datennutzungsrechten, welche alle Citizen Science Projekte betreffen. Dazu kommen projektspezifische ethische und/oder rechtliche Fragen. Grenzen sehen die Teilnehmer*innen in zu komplexen Fragestellungen, die ein großes Maß an Vorwissen voraussetzen, oder in Methoden, bei denen nicht alltägliches oder nicht leicht zu beschaffendes Equipment benötigt wird.
Die Fragen, welche Citizen Science Projekt es in Österreich gibt und ob es Möglichkeiten der (transdisziplinären) Kooperation gibt, war für die Teilnehmer*innen nur sehr schwer zu beantworten. Es gibt eine Reihe von kleinen Projekten in Österreich, die von Vereinen, NGOs, Servicestellen oder ähnlichem getragen werden, doch meist kennen sich diese Projekte untereinander nicht. Man bleibt in seinem Fachgebiet und hat daher keine Informationen über andere Projekte, mit denen eine potentielle Kooperation möglich wäre. Dadurch entsteht keine Kommunikation, welche aber Grundvoraussetzung für Kooperation ist.
Hürden beim Aufbau eines Citizen Science Projektes wurden vielfach erlebt. Ganz allgemein ist der Übergang von der traditionell institutionalisierten Wissenschaft und Kunst hin zu Citizen Science ein Kulturbruch, der manchen Angst macht. Aber durch die neuen Technologien kann Citizen Science ein Weg zu weiterer Demokratisierung in Kunst und Wissenschaft sein. Auch die Finanzierung und das Zusammenführen verschiedener Partner*innen sind Herausforderungen, vor denen Citizen Science steht. Beim Aufbau eines Projektes sollten die Projektleiter*innen neben der jeweiligen Fachkompetenz auch EDV-Skills, Erfahrung in Projektmanagement und Medienarbeit, Projektkoordination und Social Skills zur Interaktion mit den Teilnehmer*innen besitzen. Durch partizipatives Projektdesign können sich Projektziele ändern, es entsteht das Risiko des Kontrollverlustes. Das macht das budgetieren schwer, da sich das Projekt erst entwickeln muss.
Nach dem Start des Projektes stellen Datenschutz und Urheberrechte die nächste Hürde dar. Hier orten die Teilnehmer*innen juristischen Beratungsbedarf. Die Daten müssen aber auch organisiert und deren Qualität validiert werden, z. B. durch andere User*innen oder Crowd Rating.
Die eingesetzten Methoden bei Citizen Science Projekten sind vor allem projekt- und zielgruppenabhängig. Das Spektrum reicht von Papier und Bleistift bis zu Smartphone-Apps und Onlineformularen. Dazu muss der/die Projektleiter*in wissen, mit welcher Methode er seine Zielgruppe am besten erreicht. Für Kooperationen besonders wichtig sind kompatible Daten. Dazu soll es Standards geben, die von einer übergeordneten Instanz erstellt und überwacht werden. Wichtig ist der gegenseitige Respekt von Wissenschaft, Medien und Technik.
Klare Empfehlungen gibt es für den Einsatz von Citizen Science an Schulen und Universitäten in der Lehre. Dabei können und sollen empirische Daten erhoben werden, um damit das Interesse an Wissenschaft schon bei Schulkindern zu wecken. So kann die Heimat über verschiedene Projekte kennengelernt oder bereits vorhandenes Wissen vertieft werden. Lokales Wissen von Kindern und Jugendlichen kann bereits beim Planungsprozess gesammelt und eingebunden werden. Daten können über eine spielerische Anwendung gesammelt werden, auch eine Art Wettbewerb wäre denkbar. Durch die erhöhte Affinität von Kindern und Jugendlichen zu moderner Technik kann diese dort auch sinnvoll eingesetzt werden.
Doch nicht nur Kinder und Jugendliche sollen erreicht werden. Potentiell sind alle Bürger*innen, abhängig von den jeweiligen Projekten, Fragestellungen und vom Level der Betroffenheit, Citizen Scientists. Über Vereine, in denen jeweilige Zielgruppen vielleicht schon organisiert sind, können Teilnehmer*innen leichter erreicht werden.
Welches genau die Zielgruppen sind, lässt sich nicht nur schwer allgemein definieren. Einzelne Projekte werden die Untersuchung so niederschwellig ansetzen, dass möglichst viele Menschen mitmachen. Andere Projekte wollen eher Spezialist*innen erreichen und nicht die große Masse. Es kommt auch darauf an, wer das Thema initiiert. Sind es Wissenschaftler*innen oder Vereine? Über eine Umweltanalyse könnten mehr Informationen zu den möglichen Zielgruppen gewonnen werden. Auch die Form der Kommunikation ist entscheidend um den Austausch zwischen Wissenschaft/Kunst und Citizen Scientists zu erhöhen.
Um Teilnehmer*innen zum Mitmachen zu motivieren, gibt es verschiedene Ansätze. Generell sollten die Beiträge der Teilnehmer*innen sichtbar gemacht werden. Sie sind nicht nur Datenroboter, sondern Subjekte im Forschungsprozess. Die soziale Komponente sollte dabei nie vergessen werden (z. B. das gemeinsame Bier nach der Aktivität). Man soll sich in die Teilnehmer*innen hineinversetzen (Empathie), sie dort abholen, wo sie Interessen haben und vorhandene Strukturen nutzen.
Zur Vereinfachung bereits bestehender bzw. zukünftiger Citizen Science Projekte bedarf es bestimmter politischer Rahmenbedingungen, wie z. B. Zugang zu Ressourcen wie Internationale Literatur (Open Access). Es sollte eine Citizen Science Koordinationsstelle geben, die nicht nur Anlaufstelle für Bürger*innen ist, sondern auch social skills an die Wissenschaftler*innen und Künstler*innen weitergibt. Dazu braucht es aber eine nationale Strategie und eine ministerienübergreifende Zusammenarbeit. Von öffentlicher Seite müssen Daten freigegeben werden, und der Stellenwert von Kunst und Wissenschaft in der Bevölkerung sollte über Imagekampagnen erhöht werden. Open Source Technologien sollten gefördert werden.
Wie könnte/sollte Citizen Science nun in 10 Jahren in Österreich gestaltet sein? Es soll eine nationale und institutionelle Koordinationsstelle für Citizen Science geben, die einen möglichst niederschwelligen Zugang ermöglicht. Zusätzlich soll es an jeder Institution ab einer bestimmten Größe eine für Citizen Science verantwortliche Person geben. Citizen Science soll dezentral gefördert werden, d. h. es soll viele Zentren in ganz Österreich geben (nicht nur in Wien). Engagierte Bürger*innen haben freien Zugang zu Forschungsressourcen und sind in Citizen Science integriert. Es herrscht ein ethischer Umgang mit Rechten und Ergebnissen der Bürger*innen. Citizen Science ist in der Bevölkerung bekannt und die Bürger*innen wissen, an welche Stellen bzw. Personen sie sich bei Bedarf wenden können. Wissenschaft und Kunst sind in der Bevölkerung wieder mehrheitlich positiv besetzt. Es gibt open source frameworks, die allen Initiativen zur Verfügung stehen.