Lunzer See CC BY-SA 2.0 quickpete via Flickr https://www.flickr.com/photos/quickpete/4967325273/in/photolist-8yWQKc-nLZN7U-kUvbXc-bhXmmp-8x1Ads

Österreichische Citizen Science Konferenz 2016

Am 18. & 19.02.2016 fand am WasserCluster Lunz in Lunz am See die zweite Österreichische Citizen Science Konferenz statt. Unter dem Motto “Citizen Science - Quo vadis?” versammelten sich ca. 50 Teilnehmer*innen im WasserCluster Lunz und diskutierten über Entwicklungen im Bereich Citizen Science. Dabei präsentierten Vertreter*innen unterschiedlichster Disziplinen – Kunst und Kultur, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Technik – ihre Ideen und Projekte zum Thema Citizen Science. Der Fokus der Veranstaltung lag auf der Qualitätssteigerung von Citizen Science in Österreich und auf der Präsentation von Methoden und Projekten. In zwei Workshops und einem MiniBarCamp wurden Strategien zur Qualitätssteigerung erarbeitet.

In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2016.

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Workshops

Datenqualität in Citizen Science Projekten: Können Freiwillige wirklich Wissenschaft betreiben?

Die Teilnehmer*innen definierten drei Themenbereiche:

  • Kommunikation: Die Teilnehmer*innen empfanden das Erreichen der entsprechenden Zielgruppen, deren Motivation, die Komplexität von Versuchsprotokollen und die daraus resultierende Datenqualität als herausfordernd in Citizen Science Projekten. Als mögliche Lösungsansätze dafür wurden interdisziplinäre Teams, Pilottests, klar verständliche Versuchsprotokolle (sowohl schriftliche Protokolle, als auch Videos) und Teilnehmertrainings genannt.
  • Qualitätskontrolle: Hier wurden mehrere Problemfelder definiert: die fehlende Implementierung von robusten Evaluationsmethoden für Datenqualität; unterschiedliche Datenstandards; ungenaue Daten aufgrund nicht-standardisierter Datensammlung. Mögliche Lösungen wären Datenevaluationsmethoden gleich in die Datensammlung einzubauen (z. B. nur Einträge mit Fotos in der Auswertung zu berücksichtigen), Fähigkeiten der Teilnehmer*innen vor Projektbeginn zu überprüfen (z. B. über Spiele) und Lernalgorithmen einzufügen.
  • Fehlende Objektivität: Es wurde darüber diskutiert, inwieweit Daten von Teilnehmer*innen, die die Datensammlung nicht ernst nehmen, falsch-positive Daten durch übermotivierte Teilnehmer*innen und fehlende Daten die Datenqualität insgesamt beeinflussen. Hier wurden als mögliche Lösungswege Überprüfungen der Fähigkeiten Teilnehmer*innen und der Einbau von „Hintergrunddaten“ (z. B. Wetter, Habitatbeschreibungen etc.) genannt.

Citizen Science - Quo vadis?

In drei Gruppen wurden in jeweils ca. 25 Minuten drei Fragen diskutiert:

1. Entwicklungen in und um Citizen Science: welche wurden registriert und wie werden diese bewertet?

Gerade im Schulbereich ist diese Entwicklung für die Teilnehmer*innen spürbar. Hier ist auch das Interesse von den Schulen hoch, obwohl noch viel Unsicherheit da ist. Schüler*innen werden zu Multiplikator*innen und Mentor*innen im Bereich Citizen Science. Aber auch außerhalb von Schulen gibt es einen Boom bei Citizen Science Projekten. Hier sehen die Teilnehmer*innen allerdings ein großes Risiko, dass Projekte gestartet werden, die nicht für Citizen Science geeignet sind. Kritisch gesehen werden viele verwirrende Begrifflichkeiten, die alle Citizen Science meinen. Hier sollte eine Vereinheitlichung stattfinden, gerade weil Citizen Science sich auch zu einer Marke entwickelt hat. Die Qualitätssicherung ist allen Teilnehmer*innen sehr wichtig. Potentiale, diese zu steigern, werden bei der Usability und auch bei Anreizsystemen gesehen. Derzeit wird “science to public” nicht honoriert und damit oft auch nicht gemacht. Auch die Flexibilität für teiloffene Prozesse ist noch nicht gegeben. Daher gab es vor allem viele “low-level”-Projekte in den letzten Jahren, was für die weitere Entwicklung von Citizen Science als gefährlich gesehen wird. Die Teilnehmer*innen sehen daher Österreich im Bereich Citizen Science Europa hinterherhinken. Hier sollten Fördergeber stärker eingreifen. Der Überhang bei naturwissenschaftlichen Citizen Science Projekten liegt aus Sicht der Teilnehmer*innen vor allem darin, dass Geisteswissenschaften glauben, sie könnten die Methode nicht verwenden. Hier bedarf es einer Aufklärung und der Vermittlung von Handwerkszeug.

 2. Wie soll ein dezentrales Netzwerk für Citizen Science in Österreich gestaltet sein?

Grundsätzlich wurde von allen Teilnehmer*innen die Etablierung eines dezentralen Netzwerks für Citizen Science in Österreich als positiv erachtet, da die Vorteile einer Vernetzung und des Wissensaustauschs überwiegen. Die Konkurrenz um Fördergelder oder die Angst, dass Ideen gestohlen werden könnten wurde als nicht wichtig erachtet, vielmehr stand die Zusammenarbeit und die gemeinsame Förderung von Citizen Science im Vordergrund.

Ein dezentrales Netzwerk sollte laut Teilnehmer*innen vor allem aus Institutionen und weniger aus Einzelpersonen bestehen, da dies die Kommunikation innerhalb des Netzwerks vereinfachen würde. Die Finanzierung eines solchen Netzwerks sollte über Beiträge der Institutionen gewährleistet werden, wobei die Institutionen abhängig von ihrem jeweiligen Budget Beiträge einzahlen sollten um zu gewährleisten, dass kleinere Institutionen dieselben Chance erhalten wie größere.

Generell sollte ein solches Netzwerk den Gap zwischen Wissenschaftscommunity und Gesellschaft schließen und daher auch Bürger*innen einbinden, durch Vereine oder Ähnliches. Ein Netzwerk für Citizen Science aufzubauen ohne die Bürger*innen miteinzubinden wäre Fehler.

Eine weitere zentrale Idee der Teilnehmer*Innen zu der oben genannten Frage war, dass das Netzwerk eine Art Gütesiegel für Citizen Science Projekte ausstellen könnte, welches Projekte mit besonders hoher Qualität auszeichnet. Die Kriterien des Gütesiegels würden transdisziplinär im Netzwerk ausgearbeitet werden.

3. Qualitätsstandards in Citizen Science Projekten: wie kann Qualität von bereits bestehenden Projekten erhöht werden?

Diese Frage wurde als spezielle Herausforderung wahrgenommen, da bereits alle Teilnehmer*innen über Qualitätsstandards in Citizen Science Projekten Bescheid wussten, jedoch keine konkrete Strategie zur Implementierung in bereits bestehende Projekte erarbeiten konnten. Die Herausforderung liegt hier vor allem auch in der Diversität der bearbeiteten Themen und Laufzeiten der Projekte in Österreich. So sehen NGOs, welche oft langjährige Projekte betreuen andere Herausforderungen als etwa Universitäten, die ein drei Jahre gefördertes Projekt durchführen. In einem dreijährigen Projekt ist es kaum möglich während der Durchführung Anpassungen vorzunehmen, wohingegen in einem langjährigen Projekt speziell darauf geachtet werden muss besonders aktive Teilnehmer*innen durch Veränderungen im Projektablauf nicht zu verlieren.

Generell sahen die Teilnehmer*innen eine etwaige Anpassung in der Kommunikation als einfacher an als in der Methode der Datenerhebung oder der Datenverwaltung.

Einstimmig war die Meinung der Teilnehmer*innen auf das noch vorhandene Potential zur Steigerung der Qualität in Citizen Science Projekten in Österreich und dass gemeinsame Standards hier durchaus hilfreich sein könnten.

Citizen Science MiniBarCamp

Zentrale Themen waren Datenschutz und Urheberrecht. Beides ist bei Citizen Science Alltag und etwas komplexer als bei herkömmlichen wissenschaftlichen Projekten. Hier war viel Angst und Unklarheit zu sehen. Weiters war die Verantwortung gegenüber den Citizens wichtig. Deren Erwartungen an das Projekt, welche den Ausgleich der Interessen und mögliche Probleme komplizierter machen kann. Auch ganz wichtig: fairer Umgang mit Citizens. Rückführung der Ergebnisse an die Citizens, respektvoller und ehrlicher Umgang.

Wir danken dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft sehr für die finanzielle Unterstützung.

Die Konferenz wurde unterstützt von: 

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