Gemeinsam mit meinen Kolleg:innen war ich bereits zweimal an allen drei Schulen, die an unserem Projekt teilnehmen – und die Diskussionen mit den Schüler:innen waren überraschend kritisch, kreativ und manchmal sogar urkomisch.
Wir wollten die Workshops nicht mit langweiligen Vorträgen starten, sondern alle schnell auf denselben Wissensstand bringen: Was ist Desinformation eigentlich? Welche Rolle spielt Täuschungsabsicht dabei? Wer verbreitet eigentlich Fake News – und warum? Kann Satire auch Desinformation sein? Unsere Einführung war kurz und knackig, denn das wirklich Spannende kam danach: Die Schüler:innen brachten ihre eigenen Erfahrungen ein.
In der ersten Reihe von Workshops haben wir schon verstanden, dass die Mehrheit der Jugendlichen im Projekt schon einen recht kritischen Umgang mit Medien hat: Rund 75 % gaben an, mehrmals pro Woche mit möglicherweise gefälschten Nachrichten in Berührung zu kommen – und das auch selbst zu bemerken.
Als Hauptquellen für potenziell gefälschte Nachrichten wurden vor allem soziale Medien genannt – insbesondere videobasierte Plattformen wie TikTok und YouTube. Natürlich sind die Jugendlichen hier voreingenommen, da sie diese Medien am häufigsten nutzen, aber auch X und Reddit wurden erwähnt. Besonders Algorithmen, die Inhalte viral gehen lassen, sowie die direkte Ansprache durch Influencer:innen tragen dazu bei, dass sich Desinformation schnell verbreitet.
Eine der spannendsten Übungen war die Arbeit mit Porträts: Wir baten die Teilnehmer:innen, eine Person zu beschreiben, die Desinformation verbreitet. Daraus entstanden unterhaltsame, teils klischeehafte Porträts, die wir anschließend mit Hilfe von ChatGPT visualisierten. Das typische Bild der Jugendlichen? Eine Person, die arbeitslos ist, ein geringes Einkommen hat, auf Social Media extrem aktiv ist und vor allem auf Klicks aus ist. Oder, wie ich es nannte: eine "arbeitslose Clickbait-Fabrik". Natürlich ist das ein Stereotyp und nicht ganz im Einklang mit dem Stand der Forschung – aber es zeigt, welche Vorstellungen junge Menschen von den Mechanismen hinter Fake News haben.
In der zweiten Workshopreihe überprüften wir gemeinsam verschiedene Plattformen für Faktenchecks, um den Jugendlichen die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben, z. B. Mimikama, CORRECTIV.Faktencheck, den Faktenfinder der ARD-Tagesschau, den Google Fact Check Explorer sowie verschiedene Reverse-Image-Tools. Die Teilnehmer:innen recherchierten selbst zu verschiedenen Fake News und überprüften sie mit diesen Tools. Unsere Forschung zeigt jedoch, dass Faktenchecks mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf separaten Plattformen stattfinden werden. Stattdessen müssen sie direkt in die bekannten Plattformen integriert werden. Die Realität ist: Menschen nutzen das, was einfach ist. Und aktuell ist das ChatGPT – nicht einmal mehr eine Suchmaschine wie Google.
Wir bleiben dran und testen weiter, wie wir Faktenchecks besser in die digitalen Gewohnheiten der Jugendlichen integrieren können. Welche Tools funktionieren wirklich? Wie lassen sie sich sinnvoll in bekannte Plattformen einbinden? Und vor allem: Wie schaffen wir es, dass Menschen sich nicht nur informieren, sondern auch kritisch hinterfragen?
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