Wie können gute Menschen Böses tun? Wie können sich Menschen entgegen ihrer moralischen Überzeugungen verhalten und dabei kein schlechtes Gewissen haben? Notlügen, Regeln zurechtbiegen, Entschuldigungen für das eigene Handeln finden, auch wenn wir andere dafür verurteilen würden … Wenn wir ehrlich sind, haben wir alle so etwas schon einmal gemacht. Niemand verhält sich immer 100 % moralisch - das Fehlverhalten reicht von kleinen Unwahrheiten bis zu ausgeklügeltem Betrug, vom Verschweigen einzelner Tatsachen bis zu Kriminalität. All diese Dinge haben eines gemeinsam: Bei der Durchführung dieser Handlungen setzen wir die gleichen Strategien ein, die es ermöglichen, unseren moralischen Kompass zu ignorieren. Zumindest wird das in der Theorie so angenommen. In diesem Projekt wird untersucht, wann, wie oft, in welchen Kontexten und von wem unterschiedliche Strategien angewendet werden.
Ziel ist es, hier zu überprüfen, inwieweit Theorie mit Realität übereinstimmt. Wie begründen Menschen im Alltag ihr unmoralisches Verhalten? Welchen Einfluss haben situative Unterschiede und Beziehungen zwischen den handelnden Personen? Welche Handlungen werden als unmoralisch angesehen?
Ihre Aufgabe ist es, nach einer kurzen online Aufklärung, Ihr Umfeld zu beobachten. Wer verhält sich wann unmoralisch? Welche Begründungen werden für dieses Verhalten geliefert? Dabei soll es nicht nur um Begegnungen im Alltag gehen, auch Medien, Zeitungsberichte, Erzählungen, Filme, soziale Medien usw. können analysiert werden. Dafür werden über den Zeitraum einer Woche täglich kurze Fragebögen übersendet.
Zu einem späteren Zeitpunkt sind die Citizen Scientists dazu eingeladen, die eingereichten Szenarien durchzugehen, Kategorien zu bilden und somit zu überprüfen, inwiefern die Theorie mit der Realität übereinstimmt. Ziel ist es hier, auch neue Kategorien und Strategien zu entdecken.
Für den Österreich forscht Podcast Wissen macht Leute war Projektleiterin Verena Aignesberger zu Gast - hier können Sie die Sendung anhören.