Durchaus heterogen fielen die Antworten der Podiumsgäste – Ulrike Felt (Universität Wien), Gerald Bast (Universität für angewandte Kunst Wien), Anne Overbeck (Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung), Klement Tockner (Wissenschaftsfonds) und Stefan Duscher (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) – auf die Frage aus. Während Stefan Duscher betonte, dass es ein zentrales Anliegen der Politik sei, Citizen Science in den Mainstream der Forschungslandschaft hineinzutragen, argumentierten Ulrike Felt, Gerald Bast und Klement Tockner, dass genau dies durch die aktuell gültigen Bewertungsschemata für Forschungsleistungen verhindert würde. So wurde bemängelt, dass in den Institutionen beide Logiken – Öffnung der Wissenschaft einerseits, Indikatoren zur Leistungsbewertung andererseits – parallel zueinander existieren, aber nicht miteinander kommunizieren würden.
Doch drehte sich die Podiumsdiskussion nicht allein um den Demokratisierungs-Anspruch von Citizen Science, sondern auch um eine weitere an Citizen Science herangetragene Erwartung, nämlich um die Frage, inwiefern Citizen Science zur Lösung der großen globalen Herausforderungen beitragen kann – ein Aspekt, der in der Scientific Community im Rahmen zahlreicher rezenter Papers diskutiert wurde. Auch wenn der Bogen zwischen den beiden Themenkomplexen auf den ersten Blick ein sehr weiter sein mag, so zeigte sich im Laufe der Diskussion doch, dass die beiden Ansprüche gar nicht so weit auseinander liegen. Immer geht es bei Citizen Science nicht nur darum, neues Wissen zu generieren und die Forschung voranzubringen, sondern auch Bewusstsein zu schaffen. Bewusstsein einerseits dafür, dass man selbst etwas kann – wie im Beispiel eines Schülers, der im Rahmen eines Sparkling-Science-Projekts sagte „Ich wusste gar nicht, dass ich auch etwas kann" – und andererseits Bewusstsein für die großen globalen Herausforderungen, auf welche es auch lokale Antworten geben kann. Zwar können wir Ulrike Felt zufolge beispielsweise das globale Plastikproblem nicht durch ein Citizen-Science-Projekt lösen, aber durch eine Teilnahme am Projekt können Mitforschende ein Verständnis dafür erlangen, wie groß das weltweite Plastikproblem eigentlich ist und auf dieser Grundlage ihr Verhalten ändern. Zusätzlich betonte Anne Overbeck, dass auch für Citizen Science selbst Bewusstsein geschaffen werden muss, beispielsweise indem Citizen Science in etablierte politische Diskurse – wie eben die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) – eingeschrieben wird.
Ein abschließender Blick in die Glaskugel machte deutlich, dass viele Erwartungen und Hoffnungen auf Seiten von Wissenschaftsinstitutionen, Fördereinrichtungen und Politik mit Citizen Science verbunden werden und dass ein grundsätzliches Commitment zur Verankerung dieses Forschungsansatzes auf allen Seiten vorhanden ist, aber dass noch großer Unterstützungsbedarf besteht, um das Feld weiter voranzubringen und vor allem auch besser zu verstehen. Ob es zum besseren Verständnis von Citizen Science einfach nur mehr Begleitforschung braucht oder vielleicht sogar ein besseres Sensorium um die gegenwärtigen Öffnungsprozesse zu verstehen, konnte in der Podiumsdiskussion nicht abschließend geklärt werden.
In diesem Rückblick wurden einige zentrale Diskussionspunkte kurz angeschnitten. Einen ausführlichen Nachbericht zur Podiumsdiskussion finden Sie auf der Webseite des OeAD-Zentrums für Citizen Science.
Lieber Florian, Danke für deine Frage. Die derzeit wohl interessanteste Entwicklung ist, dass es ein Nachfolgeprogramm für Sparkling Science geben soll, um Citizen Science noch stärker in Forschungs- und Bildungseinrichtungen zu verankern. Sobald wir nähere Infos haben, werden wir diese gerne teilen.
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