Haben Sie bereits vom Tea Bag Index gehört? Dieser misst nicht etwa die Ziehzeit von Tee, sondern die Zersetzung von organischem Material im Boden. Die Zersetzungsrate ist ein wichtiger Einflussfaktor des Kohlenstoffkreislaufs und bestimmt die Anreicherung von organischer Substanz im Boden. Die Interaktionen zwischen dem mikrobiellen Abbau und den chemischen und physischen Bodenparametern, welche diese Vorgänge beeinflussen, sind noch nicht völlig geklärt. Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, ist es wichtig, zahlreiche Daten aus verschiedenen Klimazonen zu sammeln. Dies erfolgt mit der Hilfe von Citizen Scientists, die das Tea Bag Index Experiment durchführen, das eine einfache und wissenschaftlich anerkannte Methode zur Messung der Zersetzung ist. Dabei werden Teebeutel von Rooibos und Grüntee für drei Monate vergraben und aus der Gewichtsdifferenz die Zersetzungsrate und Stabilisierungsrate berechnet.
Im September 2020 wurde nun der wissenschaftlicher Artikel „Learning Science during Teatime" aus der Tea Bag Index Initiative publiziert. Der Artikel beschreibt ein Massenexperiment im Jahr 2015 und 2016, bei dem > 4000 Citizen Scientists in Schweden und rund 1500 Citizen Scientists in Österreich teilnahmen. Neben der Datensammlung wird mit dieser Initiative das Bewusstsein für Boden und die Vorgänge darin geschärft. Dies trägt zu einem achtsameren Umgang mit Boden bei als auch zu Anreizen für politische Entscheidungen hinsichtlich Maßnahmen für einen nachhaltigen Umgang mit dieser wichtigen Ressource.
In Österreich nahmen 41 Schulen, 4 Gruppen von Landwirten und 16 individuelle Landwirte teil. Sie sollten den Einfluss der Landnutzungsform auf die Zersetzung erforschen und vergruben die Teebeutel in Maisfeldern, im Waldboden oder einer Wiese. Die Messergebnisse zeigten, dass die Zersetzungsraten in der Pannonischen Zone signifikant von der Landnutzung beeinflusst werden. Zudem wird in Waldboden mehr labiles organisches Material stabilisiert, was durch einen signifikant höheren Stabilisierungsfaktor gezeigt wurde. Demnach bieten Waldböden große Potentiale für die Kohlenstoffspeicherung.
Im Vergleich zu den in Österreich erhobenen Daten wurde in Schweden eine langsamere und geringere Zersetzung festgestellt. Dies stimmt mit Ergebnissen aus anderen wissenschaftlichen Studien überein und kann damit erklärt werden, dass die Zersetzungsvorgänge maßgeblich von der Temperatur und der Niederschlagsmenge beeinflusst werden. In Schweden testeten die Teilnehmer den Effekt von Erwärmung der Umgebung auf die Zersetzung. Jedoch wurde hier kein eindeutiger Unterschied festgestellt.
Des Weiteren wurde die Motivation der Citizen Scientists mithilfe eines Fragebogens erhoben. Die Hauptgründe für die Teilnahme an dem Massenexperiment waren Teil eines globalen Forschungsprojektes zu sein, mit interessanten Forschungsfragen zu arbeiten als auch die Einfachheit der Aufgabe. Für Schulen kommt zentral hinzu, dass die Tätigkeit leicht in den Schulplan zu integrieren ist. Um den Lernprozess der Citizen Scientists zu unterstützen, ist es wichtig, ausreichend Informationen vorab als auch ein Feedback zu ihren erhobenen Daten bereitzustellen.
Die Details der Studie und die Ergebnisse sind in „Lerning Science during Teatime: Using a Citizen Science Approach to Collect Data on Litter Decomposition in Sweden and Austria" von Sandén et al. (2020) zu finden:
Zurzeit gibt es kein aktives Projekt, bei dem sich Schulklassen anmelden können, aber das TBI Experiment kann ganz einfach selbst durchgeführt werden von jedem/r Interessierten. Man braucht nur die richtige Sorte Tee und eine genaue Waage und dann kann man die Daten in die internationale Datenbank uploaden. Eine genaue Anleitung ist hier zu finden: http://www.teatime4science.org/method/stepwise-protocol/
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://citizen-science.at./