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Citizen Science - die aktive Beteiligung an Forschung

pexels-beobachten Foto von René A. Da Rin, Pexels Lizenz: https://www.pexels.com/de-de/foto/leute-die-dslr-kameras-halten-3695251/

Die Beteiligung an Forschung ist für viele Menschen in Österreich noch immer etwas Neues. Zwar haben alle Citizen Science-Projekte auf Österreich forscht zusammengenommen mehr als 175.000 Teilnehmer*innen, aber das Wissen, dass man sich an Forschung aktiv beteiligen kann, muss erst noch stärker etabliert werden.  Doch was genau bedeutet es eigentlich, sich an Forschung bzw. in einem Citizen Science Projekt zu beteiligen? Wo finde ich Projekte, bei denen ich mitforschen bzw. mich beteiligen kann aus meiner Umgebung? Und warum heißt das Citizen Science? Diese Fragen möchte ich in diesem Beitrag beantworten und auch Tipps für weitere Recherchen geben.

  Was bedeutet Beteiligung an Forschung?

Sich an einem Forschungsprojekt zu beteiligen kann viele Gründe haben: Für die einen ist es ein Hobby, das sie durch die Beteiligung an einem konkreten Projekt mit anderen Gleichgesinnten teilen und gemeinsam durchführen können, sei es online, oder auch bei persönlichen Treffen. Andere möchten etwas in ihrem Umfeld positiv verändern, eine Verbesserung der Umwelt herbeiführen oder mit einer neuen Lebenssituation besser umgehen lernen. Die Motivationen für eine Beteiligung sind so vielfältig wie die Menschen, die bei Forschungsprojekten mitmachen. Daher bedeutet diese Beteiligung auch für jeden Menschen etwas anderes. Ein paar konkrete Beispiele können diese Bedeutung vielleicht besser veranschaulichen:

Im Projekt Webtechniken des Naturhistorischen Museums Wien werden alte Webtechniken von Textilien, die bei archäologischen Grabungen gefunden wurden, rekonstruiert. Diese Rekonstruktion erfolgt dabei mit Freiwilligen, die eigene Webvorschlägen, kreative Umsetzungen, und auch Korrekturen zu den wissenschaftlich publizierten Webanleitungen mit der Projektleitung teilen. Dabei handelt es sich großteils um Menschen, die Spaß am Weben haben, und die eine Herausforderung darin suchen, diese jahrtausendealten Techniken zu rekonstruieren und selbst zu weben. 

Im Projekt Roadkill soll ein Überblick zu überfahrenen Wirbeltieren in Österreich geschaffen werden. Dieser Überblick fehlt in Österreich derzeit, denn es werden nur Statistiken zu jagdbarem Wild (z. B. Rehe oder Wildschweine) geführt, aber nicht zu nicht-jagdbarem Wild (z.B. Igel oder Frösche). Die Teilnehmenden in diesem Projekt melden überfahrene Tiere, die sie auf ihren täglichen Wegen sehen, um der Ursache von Roadkill auf den Grund zu gehen und in letzter Konsequenz auch etwas dagegen zu tun. Viele der Teilnehmenden möchten Tiere also vor Roadkill schützen und damit ihre Umwelt verbessern. 

Im Projekt PATIO soll der Alltag von Prostatakrebspatienten und deren Angehörigen verbessert werden. Dabei werden diese Personengruppen direkt in das Projekt eingebunden und können sich in vielen Phasen des Projektes beteiligen. Die Teilnehmenden möchten also mit einer für sie neuen Lebenssituation umgehen lernen und ihre Lebensumstände und jene von anderen Betroffenen verbessern. 

Wie man sieht, sind die Motivationen je nach Projekt ganz unterschiedlich. Was alle aber gemeinsam haben, ist, dass die Teilnehmenden ihre Zeit und ihre Energie in ein Forschungsprojekt investieren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Damit bedeutet die Beteiligung in Forschungsprojekten, dass in einer Gruppe, die sich online oder im realen Leben treffen bzw. austauschen kann, an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet wird. Es bedeutet auch, dass man sich mehr mit der Funktionsweise von Wissenschaft auseinandersetzen kann. Denn nicht immer ist garantiert, dass ein bestimmtes Forschungsziel auch erreicht werden kann. 

Welche Unterschiede es in den Beteiligungsformen an Wissenschaft gibt, haben wir in unserer Rubrik Was ist Citizen Science? genau beschrieben. Dort findet man viele verschiedene Beispiele für unterschiedliche Beteiligungsformen und lernt auch, wie Citizen Science-Projekte anhand dieser Beteiligungsformen eingeteilt werden.

  Wo finde ich Projekte aus meiner Umgebung, an denen ich mich beteiligen kann?

Bei ca. 60 Projekten auf Österreich forscht, an denen man sich beteiligen kann, verliert man schnell den Überblick, welche auch in der eigenen Region zum Mitforschen einladen. Wir bekommen häufig die Frage gestellt: Welche Citizen Science-Projekte gibt es in Wien/in Niederösterreich/in Vorarlberg oder im Burgenland? Welche Citizen Science-Projekte gibt es, die sich mit Geschichte/mit Natur/mit Medizin befassen? Dafür haben wir die Filter auf Österreich forscht eingebaut. Auf der Startseite und auf der Projektübersichtsseite sind auf der linken Seite viele verschieden Filter zu finden. Dort können die Projekte nach Interessensgebiet (Thema), nach Beteiligungsform (Aktivität) und nach Ort gefiltert werden. Will man also wissen, bei welchen Projekten man sich beteiligen kann, wenn man in Vorarlberg lebt, klickt man einfach in der Filterkategorie "Ort" auf Vorarlberg, und schon werden alle Projekte, die eine Beteiligung in Vorarlberg ermöglichen, angezeigt. Genau so funktioniert es natürlich auch mit dem Thema und der Beteiligungsform (Aktivität). Möchte man also ein Onlinespiel machen, dann klickt man bei "Aktivität" auf Onlinespiel und sieht jene Projekte, die eine solche Beteiligung ermöglichen. Dadurch ist es leicht, das richtige Projekt für einen selbst zu finden. 

Natürlich gibt es solche Plattformen wie Österreich forscht auch in Deutschland (Bürger schaffen Wissen) oder in der Schweiz (Schweiz forscht). 

  Warum heißt die Beteiligung an Forschung Citizen Science?

Die Beteiligung an Forschung gibt es schon sehr lange, doch haben Mitte der 1990er Jahre zwei Forscher aus den USA und England unabhängig voneinander den Begriff Citizen Science für diese Art der Projekte geprägt. Beide hatten zwar eine leicht andere Vorstellung davon, was Citizen Science konkret bedeutet, doch waren die Übereinstimmungen ihrer beiden Definitionen doch so groß, dass heute eine wahre Bandbreite an Beteiligungsformen in wissenschaftlicher Forschung international unter dem Begriff Citizen Science zusammenfinden. Doch auch heute wird nicht in jedem Land der englische Begriff verwendet. In Deutschland wird häufig der Begriff Bürger*innenwissenschaft gebraucht, auch Spanien und Brasilien haben eigene Ausdrücke dafür. Detailliert ausgearbeitet wurde das in einer wissenschaftlichen Publikation, an der ich auch mitarbeiten durfte, die darüber hinaus auch versucht, zu diskutieren, welche Auswirkungen verschiedene Terminologien auf die Zusammenarbeit und das Selbstverständnis von Teilnehmenden in Citizen Science-Projekten haben können. Auf Österreich forscht haben wir uns für den Begriff Citizen Science entschieden, da vor der Gründung dieser Plattform viele verschiedene Begriffe für Beteiligungsprojekte in der Wissenschaft existierten, und wir einen Begriff wählen wollten, der auch international verstanden wurde und Anschluss fand. Denn was wir in unserer Arbeit seit 2014 festgestellt haben ist: Österreich braucht sich im Bereich Citizen Science nicht zu verstecken, sondern ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die Beteiligung in Wissenschaft geht.

  Quellen

Bonney, Rick. „Citizen Science A Lab Tradition" 15, Nr. 4 (1996): 7–15.

Eitzel, M.V., Cappadonna, J.L., Santos-Lang, C., Duerr, R.E., Virapongse, A., West, S.E., Kyba, C.C.M., Bowser, A., Cooper, C.B., Sforzi, A., Metcalfe, A.N., Harris, E.S., Thiel, M., Haklay, M., Ponciano, L., Roche, J., Ceccaroni, L., Shilling, F.M., Dörler, D., Heigl, F., Kiessling, T., Davis, B.Y. and Jiang, Q., 2017. Citizen Science Terminology Matters: Exploring Key Terms. Citizen Science: Theory and Practice, 2(1), p.1. DOI: http://doi.org/10.5334/cstp.96

Irwin, Alan, Alan Irwin. Citizen Science: A Study of People, Expertise and Sustainable Development Type Book. London: Routledge, 1955.

  Weiterführende Literatur

Digitales Archiv der Universitätssternwarte Wien i...
[Radio] Wanted: Die Asiatische Mörtelbiene

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