In zahlreichen Medien (z.B. science.orf.at oder der Standard) konnten wir heute lesen, dass die IUCN (die International Union for Conservation of Nature) den Braunbrustigel auf der Roten Liste von "Least Concern" (Nicht gefährdet) auf " Near Threatened" (Potentiell gefährdet) abgestuft hat. Dies entspricht auch der nationalen Einstufung in Österreich, die bereits 2005 durchgeführt wurde und beim Umweltbundesamt in der Roten Liste der Säugetiere nachgelesen werden kann.
Als eine der Hauptursachen für den Rückgang wird neben der Intensivierung der Landwirtschaft (u.a. Beseitigung von Hecken, Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, Vergrößerung der Felder) und Siedlungswachstum auch der Straßenverkehr als wichtige Gefährdungsursache genannt. In Großbritannien werden zum Beispiel jährlich schätzungsweise 167.000 bis 335.000 Igel im Straßenverkehr getötet (Wembridge et al. 2016).
In Österreich gibt es zwei Igelarten: den Europäischen Igel (Erinaceus europaeus) und den Nördlichen Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus, Grimmberger 2017). Die beiden Arten sind rein äußerlich nicht zu unterscheiden und haben ähnliche Lebensraumansprüche. Daher werden im Projekt diese beiden Arten gemeinsam zu erhoben. Wie oben beschrieben ist der Braunbrustigel als "potentiell gefährdet" eingestuft, der Weißbrustigel hingegen als "nicht gefährdet".
In unseren Jährlichen Analysen können Sie unter anderem nachlesen, welche Tiere uns am häufigsten gemeldet werden und welche Ursachen es dafür geben könnte. Hier möchten wir Ihnen einen Auszug aus dem letzten Bericht zu Igeln geben:
Igel wurden aus allen Bundesländern gemeldet. Die meisten Meldungen kamen aus Niederösterreich, dem Nordburgenland, der Oststeiermark, Oberösterreich und in Kärnten rund um Klagenfurt (Abbildung 5). Igel bewohnen Laub- und Mischwälder, Parks und Gärten. Sie meiden in der Regel große Felder oder Feuchtgebiete sowie Regionen oberhalb von 1200 m über dem Meeresspiegel. Igel sind einzelgängerische, dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die in einer Nacht mehrere Kilometer zurücklegen können. Diese Lebensraumansprüche stimmten im vergangenen Jahr sehr gut mit den Ergebnissen unserer Analysen der Landschaftstypen in der Umgebung von Igel-Roadkill-Meldungen überein (siehe jährliche Analysen). Die umgebende Landschaft bestand zum überwiegenden Teil aus Siedlungsgebieten und Ackerflächen. Obwohl Igel, wie oben beschrieben, größere Ackerflächen meiden, kommt dieser Landschaftstyp in der Nähe von Roadkills vor, da sich kleinstrukturierte Felder sehr oft am Rande von Siedlungen befinden, die von Igeln bevorzugt werden. Diese Landschaften werden auch hauptsächlich zur Nahrungssuche genutzt. Dies spiegelt sich auch in der Häufigkeit der gemeldeten Roadkills im Sommer wider, wenn die Igel auf der Suche nach Nahrung weite Strecken zurücklegen (Raymond et al. 2021).
Es scheint also, als ob die landschaftlichen Veränderungen und die Auswirkungen des Straßenverkehrs die Igelpopulationen in Europa und auch in Österreich stark negativ beeinflussen. Wir hoffen durch Ihr Engagement in der Datenerhebungen im Projekt Roadkill dazu beitragen zu können, dass der Schutz der Igel weiter vorangetrieben wird und überfahrene Igel nicht weiter als Nebenerscheinung unserer Mobilität in Kauf genommen werden.
Quellen:
IUCN Red List European Hedgehog: https://www.iucnredlist.org/species/29650/213411773#assessment-information
Grimmberger E (2017) Die Säugetiere Mitteleuropas. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim
Raymond S, Schwartz ALW, Thomas RJ, et al (2021) Temporal patterns of wildlife roadkill in the UK. PLOS ONE 16:e0258083. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0258083
Umweltbundesamt Rote Listen der gefährdeten Tierarten: https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/naturschutz/rotelisten/rote-listen-gefaehrdeter-tierarten
Wembridge, D.E., Newman, M.R., Bright, P.W. and Morris, P.A. 2016. An estimate of the annual number of hedgehog (Erinaceus europaeus) road casualties in Great Britain. Mammal Communications 2: 8-14.
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