Seit mittlerweile fünf Jahren organisieren wir auf der Jahresversammlung der Gesellschaft für Ökologie Deutschland, Österreich und der Schweiz (GfÖ) eine Session zu Citizen Science in der Ökologie. In diesen Session wird jedes mal ein ausgewählter Schwerpunkt aus diesem Themenbereich präsentiert. In diesem Jahr war der Schwerpunkt auf Bedenken zu Datenqualität und Methoden und Lösungen um diesen Bedenken zu begegnen. Denn die Zuverlässigkeit und Qualität der Daten ist ein wichtiger Aspekt jedes wissenschaftlichen Projekts. Basierend auf den in einem Projekt gesammelten Daten erstellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Modelle, Analysen und Interpretationen, die sowohl politische und gesellschaftliche Entscheidungen als auch den wissenschaftlichen Fortschritt beeinflussen können. Daher müssen von Anfang an gründliche Qualitätskontroll- und Managementsysteme vorhanden sein, um falsche Annahmen auf der Grundlage fehlerhafter Daten zu vermeiden. In Citizen Science Projekten, in denen Freiwillige an mindestens einem Schritt des wissenschaftlichen Prozesses beteiligt sind, sind solche Qualitätskontrollmechanismen äußerst wichtig, insbesondere wenn wir an Massenbeteiligungsprojekte denken, in denen Tausende von Teilnehmerinnen und Teilnehmer Daten sammeln. Daher wollten wir in dieser Session unter anderem folgende Fragen diskutieren: Wie können wir sicherstellen, dass Daten auf wissenschaftlich korrekte Weise erhoben werden? Welche Best-Practice Beispiele für das Datenqualitätsmanagement gibt es in ökologischen Citizen Science Projekten? Welche Voraussetzungen und Einschränkungen gibt es für die Datenqualität in Citizen Science Projekten?
Am 11. September zeigten schließlich fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Vorträgen Ansätze um die oben beschriebenen Fragen zu beantworten. So zeigte zum Beispiel Diane Bowler eine Modellierung von Libellenvorkommen in Deutschland, welche komplett auf Citizen Science Daten beruht. Diese Modellierung zeigte, unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte wie die aufgewandte Zeit von Citizen Scientists, dass die Daten eine sehr robuste Aussage über die Populationstrends von 77 Libellenarten in Deutschland zulassen. Trotzdem wurde geschlussfolgert, dass eine standardisierte Datenerhebung besser wäre.
Ein weiterer Vortrag gab Einblick in die Datenerhebung zu Vogel-Zugstrecken mit Citizen Science in Ost-Asien basierend auf dem Projekt ebird. Dort wird die Vogelbeobachtung derzeit zum Trend, wobei Beobachter natürlich in dichter besiedelten Gebieten wie Peking weitaus häufiger sind, als am Land, was immer wieder zu einer Verzerrung der Datenlage führt. Wieland Heim zeigte jedoch, wie man durch einen Vergleich mit anderen Datensätzen dieser Verzerrung begegnen kann.
Moira McKee wählte einen komplett anderen Zugang zur Thematik der Session und zeigte, wie man bereits in der Ausbildung zukünftiger Ökologinnen und Ökologen ansetzen kann um diese nicht nur auf eine akademische Karriere vorzubereiten, sondern auch in Karrieren außerhalb der Universität wie Naturschutzvereinen oder ähnliches. Ein starker Fokus wurde hier auf angewandtes Lernen gelegt.
Wer kennt es nicht, man steht auf einer Wiese oder in einem Wald und würde gerne wissen, welche Pflanze vor einem wächst. Alice Deggelmann und ihr Team möchten dieser Wissenslücke mit einer App begegnen. Dazu sollen Millionen Fotos von Pflanzen und Pflanzenteilen gesammelt werden, um diese durch Expertinnen und Experten bestimmen zu lassen und damit Algorithmen beizubringen, diese Erkennung automatisch durchzuführen. So soll in Zukunft diese App anhand eines Fotos einer Pflanze sagen können, um welche Art es sich handelt. Der Aufruf zur Fotosammlung funktionierte so gut, dass die Gruppe bereits über 25.000 Einsendungen bekommen und bestimmt hat.
Vom 26.-28. Juni 2019 fand im wunderschönen Obergurgl die 5. Österreichische Citizen Science Konferenz in wildromantischer Alpenidylle statt. Auf fast 2000m Seehöhe versammelten sich ca. 150 Citizen Science Akteurinnen und Akteure hauptsächlich aus Österreich, Deutschland und der Schweiz um gemeinsam über Citizen Science und das Motto “Grenzen und Übergänge” zu diskutieren.
Das Citizen Science Network Austria bewies wieder einmal, dass es mehr ist als nur die Summe seiner Teile. Das Organisationskommittee bestand aus Vertretern der Universität Innsbruck, der Universität für Bodenkultur Wien, dem Zentrum für Citizen Science am OEAD, Schweiz forscht (CH), Bürger schaffen Wissen (D) und Partizipative Wissenschaftsakademie an der Universität Zürich und ETH Zürich. Dementsprechend vielfältig waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und die wissenschaftlichen Beiträge. So kamen Vertreter von Universitäten, Fachhochschulen, Vereinen, Museen, Förderorganisationen und vielen mehr um sich disziplinenübergreifend auszutauschen.
Kaum ein anderer Ort ist für die Frage nach den Grenzen von Citizen Science so geeignet wie Obergurgl. Durch seine geografische Lage an politischen wie natürlichen Grenzen inspirierte der Ort dazu Citizen Science auszuloten. In und um Obergurgl ließen sich verschiedenste Grenzen und Übergänge finden und man konnte den Umgang mit diesen Schnittstellen eingehend kennenlernen. Viele Grenzen sind in Obergurgl präsent, wie die Schneegrenze, die Waldgrenze, eine Staatsgrenze oder auch die Baumgrenze. Diese Grenzräume konnten nicht nur als Begrenzung, sondern auch als Bereiche des Übergangs und des Austausches kennengelernt werden. In diesem Umfeld wurde nun diskutiert wie man die Grenzen und Übergänge in Citizen Science zu anderen Methoden und Disziplinen am besten gestaltet und möglicherweise auch die Grenzspannungen positiv für sich nutzen kann.
Viele verschiedene Aspekte und Blickwinkel wurden rund um das Konferenzmotto in angeregter und wertschätzender Weise diskutiert. Bei diesen Diskussionen war vor allem die Diversität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz sehr vorteilhaft, weil dadurch sehr oft neue Perspektiven ein bestimmtes Thema neu beleuchteten, und so neue kritische Fragestellungen ermöglichten. Vor allem die Figur des Wissenschaftlers Hans, welche durch die erste Keynote Susanne Hecker zum Beginn der Konferenz eingeführt wurde, wurde immer wieder diskutiert. Bei Hans handelt es sich um einen Wissenschaftler, der durch äußere Umstände auf das Thema Citizen Science gebracht wurde, dieses spannend fand und sich dachte: so schwer kann das ja nicht sein. Wo dann die Grenzen von Citizen Science sind, und welche Übergänge es zu anderen Bereichen wie z.B. Wissenschaftskommunikation, Bildung und Ermächtigung von Bürgerinnen und Bürgern gibt, war ein sich durch die Konferenz ziehendes Thema.
Generell war die Konferenz von vielen Highlights gekennzeichnet: So gab es den höchst gelegenen und zudem den ersten Citizen Science Slam, welchen zwei Maturanten aus Lienz mit einem Lied und einem Gedicht über ihre Vorwissenschaftliche Arbeit gewannen. Das Conference Dinner wurde mit einer unglaublichen Torte zum fünfjährigen Jubiläum der Konferenz versüßt und das Gruppenfoto wurde gleich zu einem ganzen Video durch eine Drohne ausgebaut. Ein Höhepunkt für viele war sicher auch die Speed-Postersession, welche in äußerst kurzer Zeit zu höchst anregenden und fruchtbaren Diskussionen geführt hat. Diese Session wurde von der Stiftung Blühendes Österreich unterstützt und trug so besonders zur hervorragenden Stimmung auf der Konferenz bei.
Am 12. April 2019 hatten wir das Vergnügen eine Session zu "Citizen Science and Open Science: bridging the science-society-gap by finding emerging environmental issues and empowering citizens" (Citizen Science und Open Science: Überbrückung der Kluft zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durch die Suche nach sich abzeichnenden Umweltproblemen und die Stärkung der Bürger) auf der Jahresversammlung der EGU (European Geosciences Union) in Wien durchzuführen.
Übersetzung der EGU Website:
Die EGU, die Europäische Geowissenschaftsunion, ist Europas führende geowissenschaftliche Union, die sich dem Streben nach Exzellenz in den Erd-, Planeten- und Weltraumwissenschaften zum Wohle der Menschheit weltweit widmet. Sie wurde im September 2002 als Zusammenschluss der European Geophysical Society (EGS) und der European Union of Geosciences (EUG) mit Sitz in München gegründet.
Die EGU ist eine gemeinnützige internationale Vereinigung von Wissenschaftlern mit rund 17.000 Mitgliedern aus der ganzen Welt. Die Mitgliedschaft steht Einzelpersonen offen, die sich beruflich mit Geowissenschaften, Planeten- und Raumwissenschaften und verwandten Studien befassen oder damit in Verbindung stehen, einschließlich Studenten und älteren Menschen im Ruhestand.
Die jährliche Generalversammlung der EGU ist die größte und bedeutendste geowissenschaftliche Veranstaltung Europas und zog in den letzten Jahren über 14.000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Die Sitzungen des Treffens decken ein breites Themenspektrum ab, darunter Vulkanologie, Planetenerkundung, die innere Struktur und Atmosphäre der Erde, Klima sowie Energie und Ressourcen.
Rotfüchse (Vulpes vulpes L.) sind in den letzten Jahren zu erfolgreichen Bewohnern von Stadtgebieten geworden. Unser Wissen über das Vorkommen, die Verteilung und den Zusammenhang mit der Landnutzung dieser städtischen Füchse ist jedoch schlecht, zum Teil weil viele der bevorzugten Lebensräume auf Privatbesitz liegen und daher für Wissenschaftler kaum zugänglich sind. Wir gingen davon aus, dass Citizen Science es den Forschern ermöglichen könnte, diese Informationslücke zu schließen. Wir analysierten 1179 Fuchs-Sichtungen in der Stadt Wien, welche über Citizen Science Projekte gemeldet wurden, um die Beziehungen zwischen Füchsen und den umliegenden Landnutzungsklassen sowie soziodemografischen Parametern zu untersuchen.
In Gärten, Gebieten mit geringer Bebauungsdichte, Parks oder Plätzen waren die Wahrscheinlichkeiten für die Begegnung mit Füchsen wesentlich höher als in landwirtschaftlichen Gebieten, Industriegebieten oder Wäldern. Modellanalysen zeigten, dass soziodemographische Parameter wie Bildungsniveau, Bezirksfläche, Bevölkerungsdichte und durchschnittliches Haushaltseinkommen die Vorhersagbarkeit von Fuchssichtungen zusätzlich verbesserten.
Berichte über Fuchsbeobachtungen durch Citizen Scientists könnten dazu beitragen, die Etablierung von Wildtiermanagement in Städten zu unterstützen. Darüber hinaus könnten diese Daten verwendet werden, um Fragen der öffentlichen Gesundheit im Zusammenhang mit Rotfüchsen zu behandeln, da sie Zoonosen tragen können, die auch für den Menschen gefährlich sind.
Der Originalartikel ist unter diesem Link frei zugänglich: https://bmcecol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12898-018-0207-7#Abs1
Wir freuen uns in diesem wunderschönen Herbst einen neuen Partner im Citizen Science Network Austria begrüßen zu dürfen. Die FH Campus Wien, welche nun die zweite Fachhochschule in unserem Netzwerk ist, ist die größte Fachhochschule Österreichs. Über 6000 Studierenden bietet die FH Campus Wien verschiedenste Studiengänge in den Bereichen Applied Life Sciences, Technik, Bauen und Gestalten, Public Sector, Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaft und Soziales an.
Nach einem gemeinsam organisierten erfolgreichen Workshop zu "Wie kann ich Citizen Science in meine Forschung integrieren?" und der tollen Organisation der European Researcher's Night, freuen wir uns nun auf die weitere enge Zusammenarbeit im Bereich Citizen Science mit dieser vielfältigen Organisation.
Mit zunehmender Informationsmenge, die von Citizen Scientists erzeugt wird, sind bewährte Verfahren erforderlich, die über die Wissenschaftskommunikation hinausgehen und diese Ergebnisse auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft veröffentlichen. Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung unserer Erfahrungen bei der Veröffentlichung von Ergebnissen aus Citizen Science-Projekten in peer-reviewed Journalen, wie sie an der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2018 in einer Vortragsreihe vorgestellt wurden. In diesem Artikel werden die Auswahlkriterien für die Veröffentlichung von Citizen Science-Daten in Open-Access-, Peer-Review- und wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Barrieren während des Veröffentlichungsprozesses behandelt. Wir skizzieren auch Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit der Veröffentlichung mit CS-Daten beeinflussen, einschließlich 1) der Finanzierung der Publikationskosten für open access; 2) Qualität, Quantität und wissenschaftliche Neuartigkeit von CS-Daten; 3) Empfehlungen zur Anerkennung der Beiträge von Citizen Scientists in wissenschaftlichen, peer-reviewed Publikationen; 4) Präferenz der Citizen Scientists für die praktische Erfahrung gegenüber der Veröffentlichung und 5) Befangenheit unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für bestimmte Datenquellen und den wissenschaftlichen Fachjargon. Diese Erfahrungen zeigen, dass die Beseitigung der oben genannten Hindernisse die Rate der in wissenschaftlichen Publikationen enthaltenen CS-Daten erheblich erhöhen könnte.
Der Originalartikel ist frei zugänglich unter: https://jcom.sissa.it/archive/17/03/JCOM_1703_2018_L01
Projektleiterinnen und Projektleiter sowie Citizen Scientists wünschen sich mehr persönliche Treffen und einen Austausch von Angesicht zu Angesicht. Dieser Wunsch wurde nicht nur beim Forum Citizen Science in Deutschland laut ausgesprochen, sondern manifestierte sich auch in der Session zu Citizen Science in der Ökologie diese Woche.
Von 10. bis 14. September fand in Wien die Jahresversammlung der Gesellschaft für Ökologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Seit mittlerweile vier Jahren organisieren wir in diesem Rahmen eine Session (d.h. einen Themenblock) zu Citizen Science in der Ökologie, in der wir Trends, Ergebnisse und neue Methoden in diesem Bereich vorstellen und Expertise aus ganz Europa in einen Raum bringen.
Dieses Jahr stand die Session ganz unter dem Thema Langzeit Monitoring von Biodiversität durch Citizen Science. Die medial große Wellen schlagende “Krefeld-Studie” (hier ein ausführlicher Bericht dazu von der Wochenzeitung “Die Zeit”) wurde von einem naturkundlichen Verein durchgeführt und hat stark auf das “Insektensterben” in Europa hingewiesen. Auch in unserer Session wurden Ergebnisse aus zwei Citizen Science Projekten zu Schmetterlingen (Schmetterlingsmonitoring Deutschland und Vielfalter), welche über mehrere Jahre durchgeführt wurden, präsentiert. Daneben gaben sechs Projekte zu Vögeln (Mauersegler in Wien, Verhaltensbeobachtungen von Graugänsen und Waldrappen, sowie Brutvogelatlas, Brutvogelmonitoring und ornitho.at von Birdlife Austria und eine Untersuchung zum Verschwinden von insektenfressenden Vögeln) Einblick in erste Ergebnisse und Analysen.
Fast allen gemeinsam war, dass persönliche Treffen zum gegenseitigen Lernen und Austausch als wichtigste Elemente genannt wurden, die einerseits die Datenqualität signifikant erhöhten, andererseits aber auch die Motivation der beteiligten Citizen Scientists steigerten.
Ein sehr gutes Beispiel dafür lieferte Didone Frigerio, die über die Verhaltensbeobachtungen bei Graugänsen und Waldrappen mit Schülerinnen und Schülern berichtete. Dabei wurden mehrere persönliche Treffen zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den Schülerinnen und Schülern organisiert. Zuerst trafen sie sich in den Schulklassen und erzählten von den Vögeln, z.B. wie man sie erkennt, was sie tun, welche Verhaltensweisen bekannt sind. Bei zwei weiteren Treffen wurden die Tiere dann in einem nahegelegenen Wildpark vor Ort besucht, um das zuvor theoretisch vermittelte Wissen mit der Praxis zu verbinden. Den Kindern wurden vor und nach den Treffen Videos vorgespielt, die das zu beobachtende Verhalten bei den Vögeln zeigten, und die Schülerinnen und Schüler mussten das Verhalten dann klassifizieren. Diese Ergebnisse wurden mit jenen von Expertinnen und Experten verglichen, die sich die gleichen Videos ansahen. Das Ergebnis: die Kinder lernten äußerst schnell, und waren am Ende genauso gut wie die Expertinnen und Experten (92% Übereinstimmung der Daten von Schülerinnen und Schülern mit denen der Expertinnen und Experten). Was noch überraschender war: zwischen zwei Treffen lagen die Sommerferien, und normalerweise verlernen Menschen Dinge, wenn sie länger nicht abgerufen werden. Die Kinder in dieser Untersuchung konnten ihr Wissen jedoch nicht nur halten, sondern sogar noch leicht steigern. Dies war vor allem dadurch möglich, dass das Interesse der Kinder an den Graugänsen zu stark geweckt wurde, dass sie sich auch in ihrer Freizeit mit ihnen beschäftigten.
Citizen Science ist nicht nur Daten sammeln für wissenschaftliche Projekte. Das zeigt nun auch deutlich eine kürzlich publizierte Studie, in der 143 Expertinnen und Experten aus dem Umweltbildungsbereich befragt wurden. So birgt Citizen Science im Umweltbereich ein Potential der Wissensgenerierung, Schaffung von Lernmöglichkeiten und das Ermöglichen von zivilgesellschaftlichem Engagement.
Hier die deutsche Übersetzung der Zusammenfassung aus dem Original-Artikel:
Citizen Science bietet ein erhebliches Innovationspotenzial in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Um Umwelt- und Naturschutzziele zu fördern, kann Citizen Science (i) neues Wissen generieren, (ii) das Bewusstsein schärfen und ein vertieftes Lernen ermöglichen sowie (iii) Bürgerbeteiligung ermöglichen. Hier untersuchen wir, wie diese Ziele in Citizen Science Projekten umgesetzt werden und bewerten die Bedürfnisse und Herausforderungen für die Förderung von Citizen Science und die Förderung zukünftiger Initiativen. Dazu haben wir eine quantitative, webbasierte Umfrage mit 143 Experten aus dem Umwelt- und Bildungssektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Citizen Science Projektmanager Ziele verfolgen, die sich auf alle drei möglichen Wirkungsbereiche beziehen. Interessanterweise wurde die Förderung der Bürgerbeteiligung im Hinblick auf die Generierung neuen Wissens und die Schaffung von Lernmöglichkeiten als etwas weniger wichtig erachtet. Aus unserer Analyse ergeben sich verschiedene Handlungsfelder. Um das Potenzial von Citizen Science für die Generierung von Wissen voll auszuschöpfen, sollte der Verbesserung der Kapazitäten für einen effektiveren Austausch von Forschungsergebnissen mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft durch Veröffentlichung, auch in wissenschaftlichen Zeitschriften, Vorrang eingeräumt werden. Eine systematische Evaluierung ist notwendig, um ein besseres Verständnis der Lernergebnisse der Bürgerinnen und Bürger zu erlangen, für die noch Kriterien entwickelt werden müssen. Die Förderung von Projektformaten, die es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, sich in den gesamten Forschungsprozess einzubringen - von der Fragestellung bis zur Umsetzung der Ergebnisse - könnte den transformativen Aspekt von Citizen Science auf gesellschaftlicher Ebene verbessern. Wichtige strukturelle Aspekte, die angegangen werden müssen, sind die Anpassung der Förderprogramme, die Erleichterung der Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Wissenschafterinnen und Wissenschaftern sowie Angebote für Ausbildung, Beratung und Vernetzung.
Den englischen Volltext können Sie hier gratis runterladen: https://bit.ly/2NYFs9h
Seit kurzem ist auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Partner im Citizen Science Network Austria. Die 1851 gegründete ZAMG ist der staatliche meteorologische und geophysikalische Dienst Österreichs.
Die Partnerschaft freut uns ganz besonders, beheimatet doch die ZAMG das am längsten durchgeführte Citizen Science Projekt in Österreich überhaupt, das Projekt Phenowatch. Dieses Projekt startete 1851, indem per Breif Beobachtungen zur ersten Blüte verschiedener Pflanzen oder das Eintreffen von Zugvögeln an die ZAMG geschickt wurden. Seit dem hat sich das Projekt ständig an den aktuellsten Stand der Technik angepasst.
Aber nicht nur Beobachtungen zu Pflanzen und Tieren können an die ZAMG gemeldet werden. So laufen an der ZAMG zahlreiche Projekte mit Bürgerbeteiligung, so gibt es zum Beispiel auch eine eigene Ausbildung für Bürgerinnen und Bürger durch das Trusted Spotter Network Austria um bei Unwetterereignissen und Schäden durch Extremwetter wichtige Informationen in Echtzeit an den Wetterdienst weiterleiten zu können.
Wie der Name der Institution bereits verrät, werden an der ZAMG nicht nur Wetterphänomene erforscht, so kann man auch melden, wenn man in Österreich ein Erdbeben spürt oder sogar Schäden durch Erdbeben beobachten konnte.
Wir freuen uns sehr, dass eine Organisation mit so viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern in der Forschung nun Partner in unserem Netzwerk ist.
Ankündigung: Summer School 2018 zum Thema Citizen Science (Bürgerwissenschaft) in Theorie und Praxis, 15.-19. Oktober 2018 in Grünau im Almtal
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir freuen uns, die Summer School 2018 zum Thema Citizen Science in Theorie und Praxis ankündigen zu dürfen, die vom 15. bis 19. Oktober 2018 im JUFA Hotel Almtal in Grünau im Almtal stattfinden wird. Die Summer School wird von Doktoranden der Vienna Doctoral School CoBeNe (Universität Wien) organisiert, welche diese Veranstaltung finanziell unterstützt. Diese wird in Kooperation mit der Konrad Lorenz Forschungsstelle und des Cumberland Wildparks Grünau – wo mehrere Citizen Science Projekte stattfinden – abgehalten. Die Summer School 2018 richtet sich vor allem an Studierende mit einem Master-Abschluss, Doktoranden und Post-Docs, zudem begrüßen wir gerne auch andere Personen, die an der Durchführung eines Citizen Science-Forschungsprojektes interessiert sind.
Citizen Science wird in der Forschungsgemeinschaft immer wichtiger, da große, räumlich und zeitlich skalierte Datensätze gewonnen werden können. Doch wie kann man das Interesse von Citizen Scientists gewinnen und mit großen Datensätzen umgehen? Was macht eine erfolgreiche Studie aus und wo können diese Ergebnisse veröffentlicht werden? Wir werden alle für Citizen Science relevanten Themen behandeln: vom Wert von Citizen Science, Planung einer Studie, Finanzierung, Entwicklung von Apps und Motivierung der Bürger (d.h. Kommunikation und Rekrutierung) bis hin zur Analyse großer Datensätze und zum Präsentieren und Publizieren von Ergebnissen.
Neben Keynote-Talks von internationalen Experten erhalten die Teilnehmer praktische Erfahrungen zu den jeweiligen Themen und Zeit, sich mit den eingeladenen Rednern und anderen Teilnehmern zu vernetzen. Wir freuen uns, die folgenden bestätigten Redner bekanntzugeben (in alphabetischer Reihenfolge): Peter Brown (Anglia Ruskin University, Cambridge), Daniel Dörler (Universität für Bodenkultur, Wien), Didone Frigerio (Universität Wien, Wien), Florian Heigl (Universität für Bodenkultur, Wien), Philipp Hummer (SPOTTERON Citizen Science, Wien), Coleman Krawczyk (University of Portsmouth, Portsmouth), Anett Richter (Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, Leipzig), Andrea Sieber (Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Klagenfurt).
Am Freitag den 13. April 2018 fand die österreichweite "Lange Nacht der Forschung" statt. Österreichweit luden 2.600 Stationen Besucherinnen und Besucher dazu ein, Forschung hautnah kennen zu lernen. In diesem Rahmen organisierte das Citizen Science Netzwerk Austria gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museuem Wien, dem Science Center Netzwerk und dem Zentrum für Citizen Science einen Schwerpunkt im Museum zu Citizen Science.
Auszug aus der APA-OTS des NHM-Wien vom 26. März 2018:
Der „Citizen Science Marktplatz“ bietet an 13 Stationen zum Mitmachen die Möglichkeit, mehr über Forschungsprojekte namhafter Institutionen zu erfahren, bei denen Besucherinnen und Besucher als Citizen Scientists aktiv werden können. Das NHM Wien ist mit acht unterschiedlichen Citizen Science-Projekten vertreten.
Außerdem laden die Universität Wien, die BOKU Wien, MedUni Wien, VetMed Wien, GLOBAL 2000, BirdLife Österreich, die Österreichische Mykologische Gesellschaft, die AGES, die Plattform Österreich forscht, das Zentrum für Citizen Science und die ÖAW zum Mitforschen ein.
Daneben bietet das „Science Café“ (im Café des NHM Wien) die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre in die Welt von Forscherinnen und Forschern einzutauchen und mehr über ihren Alltag zu erfahren.
Citizen Science lebt von der Partizipation von interessierten und motivierten Bürgerinnen und Bürgern und ermöglicht dadurch Projekte, die sonst nicht denkbar wären. Die Einbindung von Freiwilligen in Forschungsprojekte geht mit einer großen Verantwortung gegenüber den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Bezug auf Datenschutz und Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen einher. Mit der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung kommen auf viele Citizen Science-Projekte Änderungen zu, die derzeit viele Fragen aufwerfen und Unsicherheiten auslösen. Das Citizen Science Network Austria, die Universität Wien, das Zentrum für Citizen Science und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung möchten in einer gemeinsamen Veranstaltung jene Bereiche aufzeigen, auf die Projektleiterinnen und Projektleiter im Besonderen beachten sollten. Diese Veranstaltung richtet sich ganz speziell an Citizen Science-Projektleitungen.
Sprecherin: Dipl.-Ing. Annemarie Hofer
Dipl.-Ing. Annemarie Hofer ist Mitglied der Arbeitsgruppe für juristische Aspekte in Citizen Science der Plattform „Österreich forscht“ und hat sich im Rahmen ihrer Tätigkeit am Institut für Rechtswissenschaften an der Universität für Bodenkultur mit datenschutzrechtlichen Fragestellungen bei Citizen Science-Projekten befasst. Die Ergebnisse sind in der juristischen Fachzeitschrift „Datenschutz konkret“ publiziert und wurden im Rahmen von Workshops – unter anderem für das Forschungsservice der Universität Wien – an Projektleitungen vermittelt. Derzeit arbeitet Sie gemeinsam mit dem Top Citizen Science-Projekt „Lehmbau im Weinviertel“ und dem Institut für Rechtswissenschaften der BOKU an einer interaktiven und praxisnahen Kommunikation der datenschutzrechtlichen Inhalte an Citizen Science-Projekte.
14:00 Uhr | Begrüßung durch Dr. Christian Smoliner (BMBWF) |
14:15 - 15:00 Uhr | Citizen Science & Recht, Vortrag durch Dipl.-Ing. Annemarie Hofer |
15:00 - 16:00 Uhr | Diskussion |
ab 16:00 Uhr | Netzwerken |
Moderation: Dr. Florian Heigl und Mag. Daniel Dörler (Citizen Science Network Austria, Universität für Bodenkultur Wien)
Open Knowledge Maps ist ein eingetragener Verein, welcher eine revolutionäre neue Methode entwickelt, um wissenschaftliche Erkenntnisse visuell darzustellen.
So kann man auf einen Blick erkennen, welche Bereiche zu einem bestimmten Thema erforscht sind oder wo noch Lücken sind.
Der Zugang zu Open Knowledge Maps ist gratis und ermöglicht es damit auch Personen, die nicht an einer akademischen Institution angestellt sind, Wissen zu entdecken und zu nutzen. Wenn Sie sich dafür interessieren, dann schauen Sie vorbei unter https://openknowledgemaps.org.
Die Universität Wien ist mit 653 Jahren und fast 94.000 Studierenden die älteste und größte Universität Österreichs. Da sie im Jahr 1365 gegründet wurde, ist die Universität Wien auch die älteste Universität im deutschsprachigen Raum. Die Universität gliedert sich in 15 Fakultäten mit 4 Zentren, welche gemeinsam 187 Studienrichtungen anbieten.
Die Universität Wien ist im Bereich Citizen Science sehr stark aufgestellt und betreibt dazu auch eine eigene Website für Citizen Science an der Universität Wien. Auf dieser Seite werden sämtliche Citizen Science Projekte dargestellt und auch Informationen zur Förderung von Citizen Science und speziellen Veranstaltungen veröffentlicht.
Über das WTZ Ost wurden bereits zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten in Kooperation mit der Universität Wien durchgeführt. Beispiele hierfür sind ein Ethik-Workshop sowie vier Videos zu Citizen Science in Österreich.
Die Universität Graz ist mit fast 32.000 Studierenden die größte Universität der Steiermark und die zweitälteste Universität Österreichs, da diese bereits 1585 gegründet wurde. Die Universität Graz ist mit sechs Fakultäten sehr breit aufgestellt und bearbeitet zum Beispiel Fragestellungen im katholisch-theologischen Bereich, so wie auch in den Naturwissenschaften und den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Nicht zuletzt ist die Universität Graz stolz auf die 8 Nobelpreisträger, die mit der Universität assoziiert sind.
Citizen Science hat in Graz vor allem in der Bienenkunde Tradition. So kann man zum Beispiel als Imker beim Projekt bienenstand.at die Wintersterblichkeit seiner eigenen Bienenvölker erheben und europaweit vergleichen. Im bereits abgeschlossenen Projekt C.S.I. Pollen wurde gemeinsam mit Imkern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Graz die Diversität der von Bienen gesammelten Pollen festgestellt, die in direktem Zusammenhang mit der Gesundheit der Bienenvölker stehen könnte.
Am 23. und 24. November 2017 fand an der Italienischen Akademie der Wissenschaften in Rom die erste italienische Citizen Science Konferenz statt. Zu dieser Konferenz wurde ich von der Präsidentin der Akademie Frau Prof. Emilia Chiancone eingeladen um unsere Aktivitäten im Citizen Science Network Austria vorzustellen. Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt und folgte dieser Einladung nach Italien nur all zu gerne.
So ging es am 22. November von Wien (5°C und Nebel) nach Rom (18°C und Sonnenschein), wo ich nur unweit vom Hauptbahnhof gemeinsam mit vielen anderen Rednern der Konferenz in einem Hotel für Offiziere der italienischen militärischen Luftfahrt untergebracht war. Nach einer kleinen Sightseeing Tour, der ersten Nacht im Hotel (inkl. Gelsen) und einem spannenden Frühstück unter Piloten, startete auch schon die Konferenz in den Räumen der italienischen Akademie der Wissenschaften.
Der erste Tag der Konferenz stand ganz im Zeichen von Biodiversitätsmonitoring mit Citizen Science, wobei Rednerinnen und Redner aus Italien, Großbritannien, Deutschland und Spanien spannende Berichte über Projekte zu unterschiedlichsten Themen präsentierten:
Hier finden Sie das gesamte Programm der Konferenz sowie den Abstractband frei zugänglich.
Am Abend des ersten Tages fand ein Social Dinner statt, wo bei einem (eher spartanischen) 5-Gänge Menü das eigene Netzwerk gepflegt und ausgebaut und alte Freundschaften erneuert wurden.
Die Österreichische Mykologische Gesellschaft (ÖMG) ist eine Fachgesellschaft. Sie vertritt die praktische und wissenschaftliche Pilzkunde und steht allen interessierten Personen offen. Die ÖMG hat eine lange Geschichte, welche bis ins Jahr 1919 zurückreicht und seit Beginn für die Bevölkerung offen zugänglich ist. Sie wurde sogar speziell dafür gegründet um eng mit der Bevölkerung zusammen zu arbeiten, da in der Gründungszeit Nahrungsknappheit herrschte, daher Pilze zu sammeln entscheidend für die Ernährung war und die Unterscheidung zwischen Gift- und Speisepilz extrem wichtig wurde.
Das Projekt "Datenbank der Pilze Österreichs" ermöglicht es österreichweit die Verbreitung von Pilzen zu dokumentieren. Die Online-Version der Datenbank bietet die Möglichkeit, die Verbreitungsbilder der über 7.700 Pilztaxa einzusehen und den aktuellen Datenstand mit über 370.000 Fundmeldungen abzurufen, die von über 12.000 verschiedenen Fundorten in ganz Österreich stammen. Jeder Datensatz beinhaltet neben möglichst exakten Orts- und Zeitangaben wichtige Informationen zu Lebensraum und Substrat der Pilznachweise, zur Bestimmung und wissenschaftlichen Dokumentation der Pilzfunde sowie zur Herkunft und Quelle der gespeicherten Daten, das sind derzeit insgesamt über 6 Millionen Einzeldaten (Website der ÖMG).
Das Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) ist ein sozialwissenschaftliches Institut, befindet sich in Wien und beschäftigt ca. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das ZSI wurde 1990 gegründet und hat seither über 600 Projekt weltweit durchgeführt.
Auch Citizen Science gehört seit längerem zum Froschungsbereich des ZSI. So haben Mitarbeiterinnen des Instituts zum Beispiel am White Paper for Citizen Science mitgeschrieben und dadurch Citizen Science auf europäischer Ebene entscheidend geprägt. Aktuell ist das ZSI am EU Projekt Captor maßgeblich beteiligt und beschäftigt sich hier mit der Messung von Ozon gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern. Außerdem arbeitet das ZSI derzeit gemeinsam mit 18 anderen Institutionen am Qualitätskriterienkatalog für Citizen Science Projekte auf der Plattform Österreich forscht.
Florian Heigl und Daniel Dörler rufen in einem Text im Bereich "Correspondence" im Fachjournal Nature dazu auf, Citizen Science klarer zu definieren.
Sie argumentieren, dass nur dadurch die Qualität, die Offenheit, die Kommunikation, die Zusammenarbeit und die Einhaltung von geltenden Gesetzen (z.B. Datenschutz) gewährleistet werden kann. Obwohl Citizen Science ständig weiter wächst, gibt es derzeit noch keine weltweit einheitliche Definition. Darum wurde auf "Österreich forscht" die Arbeitsgruppe für Qualitätskriterien gegründet um die Qualität von Citizen Science in Österreich zu sichern und weiter auszubauen. Mit diesem Schritt möchten sie auch andere Plattformen und Netzwerke dazu animieren in die selbe Richtung zu gehen.
Zum Volltext gelangen Sie hier: https://www.nature.com/articles/d41586-017-05745-8
Florian Heigl und Daniel Dörler rufen in einem Text im Bereich "Correspondence" im Fachjournal Nature dazu auf, Citizen Science klarer zu definieren.
Sie argumentieren, dass nur dadurch die Qualität, die Offenheit, die Kommunikation, die Zusammenarbeit und die Einhaltung von geltenden Gesetzen (z.B. Datenschutz) gewährleistet werden kann. Obwohl Citizen Science ständig weiter wächst, gibt es derzeit noch keine weltweit einheitliche Definition. Darum wurde auf "Österreich forscht" die Arbeitsgruppe für Qualitätskriterien gegründet um die Qualität von Citizen Science in Österreich zu sichern und weiter auszubauen. Mit diesem Schritt möchten sie auch andere Plattformen und Netzwerke dazu animieren in die selbe Richtung zu gehen.
Zum Volltext gelangen Sie hier: https://www.nature.com/articles/d41586-017-05745-8
Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) ist ein Unternehmen der Republik Österreich und wurde am 1. Juni 2002 gegründet.
Die AGES führt eigene Citizen Science Projekte durch, wie zum Beispiel das Projekt "Tea Bag Index", in dem mit Hilfe von Teebeuteln Experimente zum Zersetzungsprozess im Boden durchgeführt werden, um so den weltweiten CO2 Kreislauf besser verstehen zu können. Mit dieser Teebeutel-Methode können auch Laien weltweit einen wertvollen Beitrag für Wissenschaft und Umwelt leisten: Sie vergraben einfach Teebeutel im Boden, graben sie nach einiger Zeit wieder aus und wiegen sie. Der Gewichtsverlust zeigt an, wie viel Pflanzenmaterial, in diesem Fall Tee, zersetzt wurde. Diese einfache und billige Methode zur Bestimmung von Zersetzungsraten ist wissenschaftlich bestätigt. Mit diesen Experimenten können weltweit vergleichbare Daten gewonnen werden, vor allem auch aus Regionen, zu denen bislang keine entsprechenden Informationen vorliegen. Hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Projekt.
Außerdem hat die AGES in Kooperation mit der Plattform “Österreich forscht” (www.citizen-science.at) sowie dem FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) die Österreichische Citizen Science Konferenz 2017 veranstaltet. Unter dem Motto "Expanding Horizons" trafen sich von 2.-4. März 2017 über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die neuesten Entwicklungen in und um Citizen Science in Österreich und der Welt zu erfahren. Hier finden Sie mehr Informationen und die Zusammenfassung dieser spannenden Konferenz.
Der Naturschutzbund hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Naturschutz. Seit über 100 Jahren arbeiten seine Mitglieder (darunter auch viele Wissenschaftler*innen) zusammen um den Naturschutz in Österreich zu fördern. Durch die vielen unterschiedlichen Fähigkeiten und das große gemeinsame Fachwissen der Mitglieder ist es möglich für den Naturschutz zu arbeiten und gleichzeitig wertvolle Daten über die Biodiversität zu sammeln.
So wurde bereits 2006 mit www.naturbeobachtung.at die bisher größte Online-Melde-Plattform für Biodiversitätsdaten geschaffen, welche für die Bevölkerung offen ist und für Meldungen genutzt werden kann.
Auszug von der Projektwebsite:
"Hier kann man nicht nur Arten melden, man kann sich in Artsteckbriefen informieren, Verbreitungskarten zu speziellen Tier- und Pflanzenarten ansehen, die schönsten Naturbilder im Forum präsentieren oder mehr als 30 Fachexperten um Bestimmungshilfe bitten.
Mittlerweile hat www.naturbeobachtung.at fast 5.000 Melderinnen und Melder, die bis dato über 260.000 Fundmeldungen, mehr als 120.000 Belegfotos und 80.000 Forumsbeiträge im Diskussionsforum lieferten. Die eingehenden Daten werden laufend verwendet, sie fließen in wissenschaftliche Studien und Publikationen ein, in die Naturschutz- und Öffentlichkeitsarbeit des Naturschutzbundes und stellen eine wichtige Basis für Schutzprojekte im ganzen Land dar.
Die Universität für Bodenkultur wurde 1872 in Wien gegründet und bietet ein großes Angebot an Studienrichtungen in den Natur- und Lebenswissenschaften, welches derzeit von über 12.000 Studierenden genutzt wird. Durch ihre angewandten Studienrichtungen hat die BOKU eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit der allgemeinen Bevölkerung. So ist ein Schwerpunkt der Universität auch die Vermittlung neuer Erkenntnisse an die breite Öffentlichkeit.
Die BOKU führte in der Vergangenheit bereits zahlreiche Sparkling Science sowie Partizipative und Transdisziplinäre Projekte durch. Seit 2013 beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe intensiv mit Citizen Science und führte 2015 auch die erste Österreichische Citizen Science Konferenz durch, welche mittlerweile jährlich stattfindet. Diese Arbeitsgruppe betreibt die Plattform "Österreich forscht" und gründete 2017 das Citizen Science Network Austria um die Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Institutionen und der allgemeinen Bevölkerung noch weiter zu stärken.
Journal: Human Computation
Zum Volltext: http://hcjournal.org/ojs/index.php?journal=jhc&page=issue&op=view&path%5B%5D=10.15346%2Fhc.v3i1
In dieser Sonderausgabe eines wissenschaftlichen Journals in englischer Sprache, welches erst 2014 gegründet wurde, steht die Abschlussveranstaltung 2015 des Citizen CyberLab (CCL) im Mittelpunkt. CCL war ein Drei-Jahres Projekt gefördert durch das FP7 Rahmenprogramm der Europäischen Union, mit dem Ziel die Kreativität und das Lernen in Citizen Science zu erforschen. Daher finden wir in dieser Ausgabe keine neuen Forschungsergebnisse aus klassischen Citizen Science Projekten, sondern Erkenntnisse darüber, welche Rolle die Kreativität und das Lernen in Citizen Cyberscience Projekten spielt.
FRANÇOIS GREY schreibt in der eher patetischen Einleitung zur Sonderausgabe, dass ein Ziel von Citizen Science Projekten, welche ja Bildung und Kreativität anbieten, sein sollte BürgerInnen zu helfen kritisch zu sein und alles zu überprüfen und nicht einfach zu akzeptieren, was ihnen angeboten wird. Wissenschaft werde ja oft mit wissenschaftlichen Fakten gleichgestellt. Aber die wissenschaftliche Methode beschreibt eine Reise, keinen Zielpunkt. In der Wissenschaft geht es darum sich vorsichtig weiterzubewegen, wie der Kapitän eines Schiffes, ständig die Methode und die Ergebnisse hinterfragend. Es geht nicht darum Gewissheit und Wahrheit zu erreichen, sondern darum unaufhörlich und mutig zu zweifeln.
(A goal of citizen science should be, through the learning and creativity that such projects offer, to help citizens “...be critical and verify, and not accept, everything they are offered”. Science is often identified with scientific facts. Yet the scientific method describes a journey, not a destination. It is about moving forward cautiously, like the pilot of a ship, constantly questioning methods and results. It is not about achieving certainty and truth, but about ceaselessly daring to doubt.)
In einer Zeit, wo die Meinungen von wissenschaftlichen Experten von einigen PolitikerInnen angezweifelt werden, mit potentiell katastrophalen Konsequenzen für den Planeten, scheint es einfältig zu sein die wissenschaftliche Kritikfähigkeit als Ziel von Citizen Science hervorzuheben. Aber mehr Vertrauen in die Wissenschaft muss durch eine stärkere Anerkennung der wissenschaftlichen Methode und durch einen offeneren und inklusiveren Ansatz geschehen um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen.
(At a time when the opinions of scientific experts are being put in doubt by some politicians, with potentially disastrous consequences for the planet, it might seem foolish to emphasize the importance of scientific doubt as a goal of citizen science. However, more confidence in science must pass through a deeper appreciation of the scientific method, and a more open and inclusive approach to achieving scientific progress.)
Am 10. Oktober 2016 wurde ein wissenschaftlicher Fachartikel aus dem Projekt “Roadkill” publiziert. Dieser Artikel mit dem Titel "Comparing Road-Kill Datasets from Hunters and Citizen Scientists in a Landscape Context" wurde von Florian Heigl, Carina R. Stretz, Wolfgang Steiner, Franz Suppan, Thomas Bauer, Gregor Laaha und Johann G. Zaller geschrieben und ist frei zugänglich. Wir bedanken uns hiermit sehr herzlich für die enge Zusammenarbeit mit den TeilnehmerInnen des Projekts und mit drei Instituten der Universität für Bodenkultur, und freuen uns auf viele weitere Publikationen und Erfolgsgeschichten.
Als kleine Hintergrundinformation: Dieser Artikel wurde am 30. Juli 2016 beim Verlag eingereicht, von vier internationalen Fachgutachtern überprüft und bis zur fertigen Publikation vier mal überarbeitet. Die Publikation hat durch diesen peer-review Prozess an Qualität gewonnen und ist eine entscheidende Anerkennung für das Projekt, alle Projektbeteiligten und für Citizen Science im Allgemeinen.
Der Artikel ist auf englisch für jeden unter dem folgenden Link frei zugänglich: http://www.mdpi.com/2072-4292/8/10/832/htm
Hier die deutsche Zusammenfassung des Artikels:
Als ich begonnen habe mich mit Citizen Science zu beschäftigen und die Plattform "Österreich forscht" aufzubauen, musste ich mir Literatur zu diesem Feld erst zusammensuchen. Ich fing mit einigen wissenschaftlichen Artikeln an und kam bald zu dem Schluss, dass mir der grobe Überblick fehlte, den ich mir normalerweise über Bücher beschaffe. Glücklicherweise kam genau in diesem Jahr eines der ersten Citizen Science Bücher auf den Markt: "Citizen Science – Public Participation in Environmental Science" herausgegeben von Janis L. Dickinson und Rick Bonney und in englischer Sprache gedruckt durch die Cornell University Press 2012. Dieses Buch bietet einen guten ersten Einstieg in das Thema und versucht auf breiter Basis zu informieren, bleibt aber sehr auf den U.S. amerikanischen Raum fokussiert. Wie der Titel bereits vorausschickt, behandeln die Autoren dieses Buches Citizen Science in den Umweltwissenschaften, schließen also unter anderem Geistes- und Sozialwissenschaften aus. Das Inhaltsverzeichnis des Buches kann über Google Books eingesehen werden, aber grundsätzlich teilt es sich in drei Abschnitte, beginnend mit State of the Art: Was versteht man unter Citizen Science, ein kurzer geschichtlicher Abriss und eine Projektauswahl werden geboten sowie ein kurzes Kapitel zur Evaluierung. Im zweiten Abschnitt wird auf die Vorteile von Citizen Science vor allem für Monitoringprogramme eingegangen, es werden aber auch hilfreiche Tools wie z.B. im Data Mining vorgestellt. Im dritten Abschnitt begibt man sich auf eine Metaebene in der den LeserInnen die pädagogischen, sozialen und verhaltensbezogenen Aspekte von Citizen Science näher gebracht werden. Dieses Buch ist für den Einstieg in Citizen Science sehr zu empfehlen, da es durch Dickinson und Bonney herausgegeben, aber von vielen unterschiedlichen Autoren mit großem Fachwissen geschrieben wurde. Daraus resultiert zwar eine Informationsfülle, jedoch leidet mitunter die Lesbarkeit. Der recht gute Index ermöglicht es das Buch auch sehr gut als Nachschlagewerk zu verwenden. Wem nach dem Lesen erst so richtig der Wissensdurst in Citizen Science gepackt hat, der kann das 33 seitige Literaturverzeichnis nach interessanten Studien durchwühlen.
Zusammengefasst, ein gutes Einsteigerbuch mit Qualität zum Nachschlagewerk mit Fokus auf die U.S.A.