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Alle Jahre wieder... ist Citizen Science auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie für Deutschland, Schweiz und Österreich (GFÖ) vertreten

Wissensaustausch durch Begegnungen. Stadtspaziergang Leipzig im Rahmen des LInCA Projektes © Anett Richter

Ein Workshop Bericht 

von Anett Richter (Thünen Institute für Biodiversität, AG Citizen Science, Braunschweig)

Im Jahr 2020 feierte die Gesellschaft für Ökologie für Deutschland, Schweiz und Österreich, GfÖ ihr 50-jähriges Bestehen. Die im Jubiläumsjahr geplante Jahrestagung wurde pandemiebedingt um 12 Monate verschoben und hat nun 2021 digital vom 30. August bis 1. September 2021 unter dem Motto: Ecology- Science in Transition, Science for Transition stattgefunden. Der Eintrag stellt die Ergebnisse des Workshops zu Citizen Science in den Agrarlandschaften auf der diesjährigen GFÖ vor.

Meine erste Teilnahme an der GFÖ zum Thema Citizen Science fand im Jahr 2018 in Göttingen statt (https://www.gfoe.org/de/node/467). Mit der Umsetzung des GEWISS Projektes (https://www.buergerschaffenwissen.de/ueber-uns/gewiss-bausteinprogramm) in Deutschland und den Aktivitäten der Plattform „Österreich Forscht" (https://www.citizen-science.at/) und einer entsprechenden erhöhten Sichtbarkeit von Citizen Science in der Wissenschaft und der (Wissenschafts)Politik herrschte damals eine Aufbruchstimmung für Citizen Science.

Für den Bereich der ökologischen Forschung wurden in den letzten Jahren Chancen und Herausforderungen für das ehrenamtliche Engagement in der Ökologie und im Naturschutz diskutiert, die Rolle der Vereine und Verbände thematisiert sowie Überlegungen angestellt, welche Bedarfe zur Integration von Citizen Science bei der Beantwortung von ökologischen Fragestellungen vorliegen.

In jüngster Vergangenheit erlangt das Format Citizen Science auch mehr an Bedeutung für Fragen an der Schnittstelle zur Forschung in den Agrarräumen, z.B. in Verbindung mit Ernährungssicherung oder den Erhalt von Biodiversität.

Entsprechend haben wir uns auf der 50. GFÖ den Fragen gestellt: was gibt es eigentlich schon an Citizen Science- Vorhaben und was sind die Fragen, die hier durch/mit Citizen Science beantwortet werden; wer sind eigentlich die Akteure der Agrarlandschaften, die über verschiedenes Wissen über diese Räume verfügen und ggf. die Forschung bei der Beantwortung ihrer Forschungsfragen unterstützen können/möchten, welche Forschungsfragen der Zukunft können/sollten mit Citizen Science adressiert werden und was braucht es an Strukturen und Ressourcen, um gemeinsam in den Agrarräumen zu forschen?

Für die Beantwortung dieser Fragen haben wir, Thora Herrmann vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ | Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung – iDiv, Halle-Jena-Leipzig, Daniel Dörler und Florian Heigl von der Universität Wien sowie Aspasia Werner und Anett Richter vom Thünen Institut für Biodiversität, Arbeitsgruppe Citizen Science, einen Workshop auf der 50. GFÖ Jahrestagung durchgeführt.

Der vollständige Workshopbericht (https://zenodo.org/record/5770182) ist nun veröffentlicht und steht der Gemeinschaft zur Verfügung.

Die Ergebnisse in der Kurzfassung sind folgende:

- Wir fangen nicht bei Null an. Citizen Science findet in Form von vielfältigen Projekten und Initiativen in den Agrarlandschaften bereits statt. In diesen Vorhaben werden biologische und ökologische Elemente/Variablen der Agrarlandschaft erfasst, Zusammenhänge zwischen den Variablen hergestellt sowie Dynamiken und Funktionen in Agrarlandschaften untersucht.

- Es liegt noch viel vor uns. Eine Reihe von wichtigen (alten und neuen) Forschungsfragen sind im Workshop erarbeitet wurden, die mit dem Ansatz von Citizen Science beantwortet werden (können). Die Forschungsbereiche sind dabei sehr vielfältig und umspannen Forschungsfragen zu den Methoden, den Akteuren, zur Wirkung von Maßnahmen oder auch zur Erforschung der Ausstattung von Agrarlandschaften.

- Es gibt eine Vielzahl von Akteuren, deren Wissen von hoher Relevanz ist und genutzt werden kann und die ein Interesse an Citizen Science in den Agrarlandschaften mitbringen. So bilden Institutionen und Einrichtungen wie Museen, Schulen, Medien, Agrarverbände und Vereine, NGO`s oder auch gastronomische Einrichtungen wichtige (zukünftige) Infrastrukturen bei der Wissensgenerierung und bei der Verbreitung von Wissen über Agrarlandschaften. Ebenso wurde festgestellt, dass Personen wie Naturschützern, Hobbygärtnern, Agrarökologen und Landwirten sowie Jäger, Imker, Gastronomen und Manager der Tourismus Branche eine besondere Rolle als Interessensvertretern zugewiesen werden kann. Ebenfalls zu dieser Gruppe der praktischen Umsetzer von Citizen Science gehören Personen mit einem wissenschaftlichen Interesse, wie Studierende, Forschende der Agrarräume sowie Lehrende. Auch Personen mit einem sozialen, individuellen und planerischen Interesse in und an den Agrarlandschaften wie Spaziergänger, Gesund- und Erholungssuchende, Landschaftsplaner und kommunale Entscheider aber auch Großeltern sowie die lokale Bevölkerung sind als Akteure für (potenzielles) Citizen Science genannt.

- Damit sich Citizen Science stärker in Agrarlandschaften etablieren kann, braucht es die Sicherung von Grundvoraussetzungen und Unterstützung bei der Praxis von Citizen Science. Zu den Grundvoraussetzungen zählen u.a. dass ausreichend Zeit für die freiwillige und ehrenamtliche Beteiligung an Forschungsprozessen vorliegt, dass die Vorhaben so entwickelt und umgesetzt werden, dass sie den Motiven einer Beteiligung entsprechen und dass die gemeinsame Forschung relevant ist und Ergebnisse und Erkenntnisse an die Teilnehmenden gespiegelt wird sowie das neue Wissen genutzt wird.

Es bleibt spannend, in welchem Maß Citizen Science einerseits Forschung der Agrarlandschaften bereichert und dabei auch den Wandeln der Forschung selbst voranbringt. Wir hoffen, dass auch in den nächsten Jahren, dass Thema Citizen Science in seiner Vielfältigkeit auf der GFÖ vertreten ist.

Wir (Daniel Dörler, Florian Heigl, Thora Hermann, Aspasia Werner und Anett Richter) sind gerne wieder dabei.

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