Die Relevanz, die Schülerinnen und Schüler dem Mathematikunterricht zuschreiben, ist eine entscheidende Variable für dessen Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass international kaum wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesen Vorstellungen vorliegen. Stattdessen zeigt sich in unterschiedlichen Ländern, so auch in Österreich, dass unter Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schule bestenfalls fragile Vorstellungen zur Relevanz von Mathematikunterricht vorliegen: So wird meist betont, dass Mathematikunterricht der Bewältigung alltäglicher Situationen diene, dann aber auch schnell erkannt, dass diese Erklärung auf die aktuell im Unterricht behandelten Inhalte gerade nicht zutrifft. Fraglich ist vor diesem Hintergrund, wie diese Vorstellungen erfasst und weiterentwickelt werden können, um mehr Schülerinnen und Schülern ein sinnerfülltes Mathematiklernen zu ermöglichen. In diesem Sinne versteht sich dieses Projekt als Beitrag zur Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts in Österreich und darüber hinaus.
Dieses Projekt setzt in der Erhebung und Auswertung von Daten auf die Expertise von Schülerinnen und Schülern als Citizen Scientists. Das Projekt hat zum Ziel, Phänomene aufzuzeigen und Erklärungen zu generieren. Die leitenden Forschungsfragen sind, welche Vorstellungen zur Relevanz des Mathematikunterrichts vorliegen, wie diese sinnvoll erhoben werden können und wie sich diese entwickeln und entwickeln lassen.
Teilnehmen werden die Schülerinnen und Schüler von vier Klassen aus der achten oder neunten Jahrgangsstufe an zwei Mittelschulen und zwei Gymnasien. Sie werden zunächst befragt, sind aber bereits bei der Auswertung der Daten als Citizen Scientists aktiv, indem sie die Perspektive des Forschungsteams um ihre Perspektiven ergänzen. An einem Forschungstag an der Universität werden ihnen weitere Ideen zur Relevanz zur Mathematik vorgestellt, um diese mit ihnen zu diskutieren. Einige Schülerinnen und Schüler bleiben auf Wunsch noch länger im Projekt, verfeinern das Erhebungsinstrument, erheben selbst Daten in Parallelklassen und werten diese an einem zweiten Forschungstag aus. Der Mehrwert für die involvierten Schülerinnen und Schüler liegt einerseits darin, dass sie Einblicke gewinnen, wie Forschungsergebnisse zustande kommen, und zum anderen darin, dass sie selbst neue Dimensionen der Relevanz von Mathematik für sich erschließen können. Die Lehrpersonen lernen neue Methoden kennen, um die Relevanz von Mathematik im Unterricht zu thematisieren und ihre Schülerinnen und Schüler für Mathematikunterricht zu motivieren.
Es handelt sich hierbei um ein vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördertes Projekt.