(c) Lukas Ellensohn
Freitag, 06 September 2024

Den Quellen auf der Spur

Quellenkartierung im Biosphärenpark Großes Walsertal

Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse, zu diesen auch Dürreperioden und folglich Wasserknappheit zählen, wird der Schutz und das Wissen über Quellen im Biosphärenpark Großes Walsertal immer wichtiger. Neben ihrer essenziellen Rolle für die Wasserversorgung sind Quellen oft kleine, aber bedeutende Lebensräume für viele bedrohte Organismen. Der Druck, vorhandene Quellen zu nutzen und zu erschließen, hat sich durch den Klimawandel stark erhöht. Um einen umfassenden Überblick über die vorhandenen Quellen im Tal zu erhalten, startet die KLAR! Biosphärenpark Großes Walsertal ein Citizen Science Projekt.

Die Life Science AG, die bereits erfolgreich ein Citizen Science Projekt zur Erfassung von Quell-Lebensräumen im Biosphärengebiet Schwarzwald durchgeführt hat, wird dieses Projekt nun auf die Begebenheiten im Großen Walsertal übertragen. Das bewährte Kartier- und Bewertungsverfahren erfasst neben der Lage auch Eigenschaften wie Quellgröße, Temperatur, kulturhistorische Bedeutung, Flora und Fauna sowie potenzielle menschliche Einflüsse. Alternativ zur analogen Erfassung wird auch die Qfield-App angepasst, sodass Spaziergänge im Großen Walsertal schnell zu kleinen Forschungsreisen werden können.

Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung trägt der Biosphärenpark eine besondere Verantwortung für den langfristigen Schutz naturnaher Quellen. Wir setzen uns dafür ein, die Bereitstellung von Trinkwasser zu sichern und gleichzeitig den Lebensraum für seltene Arten zu schützen. Dabei ist auch eine möglichst naturverträgliche Nutzung der Quellen für die Versorgung von Mensch und Tier sicherzustellen.

Im ersten Schritt sollen Quellstandorte erfasst und über das Tal kartiert werden. Um dies möglichst flächendeckend zu realisieren, benötigen wir die Mithilfe motivierter Personen im Großen Walsertal. Das notwendige Wissen und die erforderlichen Hilfsmittel für die Erhebung werden am Samstag, den 12. Oktober 2024, von 10:00 bis 16:00 Uhr in einem gemeinsamen Workshop im Biosphärenpark.Haus vermittelt. Nach dem Kurs inkl. kleiner Exkursion wissen alle Teilnehmenden über diese sensiblen Lebensräume Bescheid und sind in der Lage, Quellstandorte aufzuspüren, zu dokumentieren und erste Bestimmungen bezüglich der Quellenart vorzunehmen. Zudem wird ein Einblick in die quellenspezifische Tierwelt gegeben und erläutert, welche Rückschlüsse aus der vorhandenen Quellenfauna gezogen werden können.

Interessierte bitten wir, sich vorab bei unserem Klar! Manager Lukas Ellensohn unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! anzumelden. Dieser wird Ihnen alle weiteren Details zum Ablauf zukommen lassen.

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Publiziert in aktuelle Projekte
© TU Graz, CGV
Freitag, 14 Juni 2024

Open Reassembly

Viele archäologische Artefakte sind heute nur mehr in Bruchstücken erhalten. Das Wiederzusammensetzen dieser Teile zur ursprünglichen Form ist daher eine wichtige, aber gleichzeitig schwierige Aufgabe für die Archäologie. 

Computergestützte Methoden können diese Aufgabe zwar erleichtern oder vereinzelt sogar teilweise lösen. Aufgrund des zumeist schlechten Erhaltungsgrades dieser Artefakte, sowie auch ihrer etwaigen Unvollständigkeit, ist eine zuverlässige vollautomatische Wiederzusammensetzung in der Praxis jedoch selten möglich.

Ziel des Projekts Open Reassembly ist es daher, die Lösung solch komplexer Aufgaben als kollaborativen Prozess vieler Teilnehmer*innen im idealen Zusammenspiel mit computergestützten Methoden zu gestalten.

Deshalb laden wir die Citizen Scientists ein, Teil dieses Prozesses zu sein, und gemeinsam mit anderen Hobbyarchäolog*innen an der Lösung solcher kniffligen Puzzles mitzuwirken. Auf dieser Plattform können Puzzleexpert*innen gemeinsam die Bruchteile eines antiken Artefakts virtuell zusammensetzen, die Anpassungen von Bruchteilen anderer Mitspieler*innen bewerten, und so selber Punkte für gute Anpassungen sammeln.

Beim ersten Besuch kann im Menü unter „Neue Benutzer“ ein neuer Benutzername erstellt und das Puzzle gestartet werden. Das System weist neue Benutzer*innen zufällig einem von mehreren virtuellen Puzzle-Räumen zu. Unter „Bestehende Benutzer“ kann man später dort weitermachen, wo man aufgehört hat.

Nähere Informationen über das Artefakt, seine archäologischen Hintergründe, und hilfreiche Hinweise für das Zusammensetzen finden sich unter dem Menüpunkt „Artefaktdetails“.

 

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Publiziert in aktuelle Projekte
Lovro Koncar-Gamulin, simulation based on Google Studio imagery
Donnerstag, 12 Oktober 2023

City Layers

Citizen Mapping as a Practice of City-Making

Das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Projekt "City Layers: Citizen Mapping as a Practice of City-Making" stellt einen zeitgemäßen Rahmen für die Stadtaufzeichnung vor, der sich auf die Beobachtung und Aufzeichnung städtischer Räume durch die Bürger*innen konzentriert um zu einer egalitäreren Stadtgestaltung beizutragen. Im Rahmen des Citizen Science Award 2023 wurde die City Layers App in Zusammenarbeit mit Studierenden, Bürger*innen und Forscher*innen entwickelt, um die Art und Weise, wie Städte gestaltet werden, zu demokratisieren und zu diversifizieren.

Hypothesen

Die Forschungshypothese besagt, dass die derzeitigen Datenerhebungsmethoden simulierten und messbaren Daten den Vorrang geben, wodurch vielfältige Datensätze entfremdet und ausgeschlossen werden. City Layers nutzt innovative und zeitgemäße Datenerhebungsmethoden, die die Aufzeichnung subjektiver Erfahrungen der Stadt ermöglichen. Das Projekt schlägt somit eine inklusive und anpassungsfähige Form der Datenerhebung für die Stadtgestaltung vor, die auf den von den Bürger*innen diktierten Bedingungen basiert.

Ziele

Die Forschung zielt darauf ab, das Engagement zwischen den Bürger*innen und der Stadtgestaltung mithilfe des City Layers-Apps zu vertiefen, indem sie dazu aufgefordert werden, verschiedene materielle und immaterielle 'Schichten' ihrer Städte zu identifizieren und zu erfassen. Dazu gehören Zugänglichkeit, Lärm, Sicherheit, Klimaresistenz, Ästhetik, Annehmlichkeiten und viele andere. Diese Stadtaufzeichnungs-App dient als Kommunikationsmittel zwischen den Städten und ihren Bürger*innen und generiert eine zeitgemäße, kritische Form von Daten, die kollektiv erzeugt, verwaltet und gepflegt werden.

Herangehensweise und Methoden

Mit City Layers - einem digitalisierten, partizipativen Werkzeug für die Stadtgestaltung - werden die Bürger*innen aufgefordert, ihre Ansichten zu einer bestimmten städtischen Umgebung durch Tags, Textkommentare, Fotos, Vorschläge und Abstimmungen zu artikulieren. Indem sie ihre subjektiven Erfahrungen in bestimmten Räumen erkennen und zum Ausdruck bringen, vermitteln die Bürger*innen Bedeutung und Werte, liefern aber auch wertvolle Daten darüber, wie diese Räume verbessert werden können. Die Bürger*innen können sich Gedanken darüber machen, wie städtische Orte verbessert werden können, oder sie können sich in die Informationen über ihre städtische Umgebung vertiefen, die von anderen erfasst wurden. Die Beiträge der Citizen Scientists werden online als eine Art Gemeingut zur aktiven Nutzung zur Verfügung gestellt. Dieses innovative Aufzeichungsinstrument zielt also darauf ab, individuelle Beobachtungen in kollektives Wissen umzuwandeln und die Stärken der Bürger*innenbeteiligung an der Stadtgestaltung herauszustellen. Die gesammelten Daten sollen eine Grundlage für einen besseren Dialog zwischen den Nutzern des städtischen Raums und den Planern bilden. Daher erkennt die Forschung den Citizen Science-Ansatz als eine demokratische und dringende Strategie an, um die wesentlichen Komponenten, die eine Stadt ausmachen, zu identifizieren.

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Publiziert in aktuelle Projekte
CC-BY-NC-ND Karin Reisinger
Dienstag, 19 September 2023

Nach dem Abbau

Geschichten von Zukünften

Die schrumpfende Stadt Eisenerz liegt am Fuße des Erzbergs, Österreichs größte und bekannteste Stätte des Erzabbaus. Die post-industrielle Stadt erlebt eine Abwanderung, vor allem Frauen sind betroffen. Räumliche Praktiken, die in Abbaugebieten angewendet werden, wurden bisher kaum mit inklusiven Methoden untersucht. Der Abbau wird hauptsächlich in heroischen Narrativen repräsentiert, während Gegen-Narrative von Reparieren, Care (Sorge tragen), Reproduktion und Erhaltung oft ausgelassen werden. Welche Praktiken tragen zur Kontinuität der Gemeinschaft bei? 

In diesem komplexen Feld konzentriert sich das Projekt auf intersektional-feministische Perspektiven, um Geschichten zu sammeln, die die Wahrnehmung einer Abbaustadt erweitern und eine inklusive Zukunft nach dem Abbau denkbar machen. So zeigt und diskutiert das Projekt mit zahlreichen und unterschiedlichen Agierenden ihre räumlichen Praktiken von Reparieren, Erhalten und Care. Wir arbeiten mit lokalen Vereinen zusammen, um unterschiedliche Gruppen zu erreichen.

Citizen Scientists gestalten das Projekt auf unterschiedlichen Ebenen: Sie beobachten, verorten Praktiken und sammeln Geschichten, forschen in ihren privaten Archiven, berichten und manchmal organisieren sie sogar. Prozesse des voneinander Lernens finden in Treffen und gemeinsamen Aktivitäten statt, und indem die oststeirische Künstlerin Roswitha Weingrill die Praktiken in Zeichnungen umsetzt. Basierend auf einer gemeinschaftlichen Generierung von Wissen und einem affirmativen und inklusiven Zugang sind Bürger*innen Teil der Entscheidungen auf mehreren Ebenen, aber vor allem wenn es um Inhalte und Repräsentation ihrer Beiträge betreffen. Das gesammelte Wissen trägt dazu bei, Zukunftsgeschichten einer lebenswerten Gemeinschaft zu generieren. Mithilfe künstlerischer Methoden werden diese illustriert und in öffentlichen Diskussionen zugänglich gemacht.

Mit Strategien des Sichtbarmachens, Zusammenbringens und -denkens, und mit dem Antizipieren und Aktivieren von Zukünften, und vor allem mit der Hilfe von künstlerischen Tools der Wissensproduktion, zeigt dieses Projekt Praktiken als konstant reparierende Gegen-Praktiken zum Abbau. Ein ethischer, intersektionaler Rahmen der feministischen Citizen-Science-Forschung wird diese Randgebiete des Wissens beleben. Das Ziel ist, ein komplexes aber tiefgreifendes Bild eines vielstimmigen Anthropozäns gemeinsam zu schaffen, das es uns erlaubt, dynamische Sammlungen und Versammlungen zu denken. 

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Publiziert in Projektarchiv
© Wienbibliothek im Rathaus
Mittwoch, 30 August 2023

Wiener Theaterzettel 1930–1939

Worum geht es in dem Projekt?

Im Crowdscourcing-Projekt „Wiener Theaterzettel 1930–1939“ geht es um die Metadaten-Erfassung der Theaterzettel aus dem Bestand der Wienbibliothek im Rathaus aus diesem Zeitraum. Bislang nur nach Theatern geordnet und nicht einzeln erschlossen, werden durch das Projekt diese wertvollen historischen Quellen erstmals einzeln erfasst und so für alle auffindbar gemacht. Die Theaterzettel ermöglichen Einblicke in eine zunächst international vielbeachtete und lebendige Wiener Theaterwelt, die durch antiliberale und antidemokratische Tendenzen mit einer zunehmenden Einschränkung des kreativen Spielraums konfrontiert war.
Da die Demokratisierung von Wissen eine zentrale Rolle im Aufgabenspektrum der Wienbibliothek im Rathaus spielt und die bisherigen Crowdsourcing-Projekte „Briefe 1914–1919“ sowie „Briefe 1920–1934“ ein großer Erfolg sind, bitten wir nun wieder die Crowd um Mithilfe bei der Erfassung unserer Theaterzettel.

Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt rund 250.000 Theaterzettel und Programmhefte von über 300 Wiener Spielstätten, die von 1720 bis in die Gegenwart reichen. Ein Teil davon ist digitalisiert und steht in der Digitalen Bibliothek frei zur Verfügung.

Wie kann man mitarbeiten?

Die Mitarbeit steht allen Interessierten offen. Nach der Registrierung kann zwischen zwei Aufgaben gewählt werden: Metadaten erfassen oder bereits von Anderen erfasste Informationen prüfen. Werden Fehler entdeckt, können diese geändert und eine neue Version angelegt werden. Zwei unabhängige Bestätigungen sind notwendig, damit ein Theaterzettel als korrekt erfasst eingestuft wird.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die erfassten Metadaten werden in regelmäßigen Abständen in die Digitale Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus integriert und sind dann einzeln abruf- und durchsuchbar. Dadurch sind die Theaterzettel für alle Interessierten auffindbar und können mittels unterschiedlicher Suchabfragen gefiltert werden, z.B. nach Stücken, die gespielt wurden oder nach einzelnen Schauspieler*innen. Das ist bisher noch nicht möglich.

Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien

Das Projekt „Wiener Theaterzettel 1930–1939“ ist Teil der Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien – eine Kooperation von Wien Museum und Wienbibliothek im Rathaus. Ziel dieser gemeinsamen Plattform ist es, Originalquellen zur Geschichte Wiens aus unterschiedlichen Institutionen durch die Mithilfe der Crowd zu erschließen und für alle Interessierten zugänglich zu machen. Denn nur les- und verstehbares Wissen kann lebendig gemacht und inklusiv zur Debatte gestellt werden.

Mehr Informationen: crowdsourcing.wien

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Publiziert in aktuelle Projekte
Wienbibliothek im Rathaus

Worum geht es in dem Projekt?

Im Crowdscourcing-Projekt „Briefe 1920–1934“ geht es um die Transkription des unikalen Briefbestandes der Wienbibliothek im Rathaus aus diesem Zeitraum. Im Gegensatz zu historischen gedruckten Werken, die mittlerweile standardmäßig einer automatischen Volltexterkennung unterzogen werden, ist das für Handschriften nach wie vor nicht so einfach möglich – vor allem, wenn die Dokumente wie im vorliegenden Fall von vielen verschiedenen Schreiber*innen stammen. Da die Demokratisierung von Wissen eine zentrale Rolle im Aufgabenspektrum der Wienbibliothek im Rathaus spielt und das Pilotprojekt „Briefe 1914–1919“ ein großer Erfolg ist, bitten wir auch hier wieder die Crowd um Mithilfe bei der inhaltlichen Erschließung.

Die Wienbibliothek im Rathaus digitalisiert bis 2025 alle Korrespondenzen – mehr als 200.000 Stück – und stellt sie unter Einhaltung des Urheberrechts in der Digitalen Bibliothek frei zur Verfügung. Durch das alphabetische Vorgehen wird der Bestand des Crowdsourcing-Projekts sukzessive bis zum Buchstaben Z erweitert.

Wie kann man mitarbeiten?

Die Mitarbeit steht allen Interessierten offen. Nach der Registrierung kann zwischen zwei Aufgaben gewählt werden: Briefe transkribieren oder bereits von Anderen transkribierte Briefe prüfen. Werden Fehler entdeckt, können diese geändert und eine neue Version angelegt werden. Drei unabhängige Bestätigungen sind notwendig, damit eine Transkription als korrekt eingestuft wird.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die fertigen Transkriptionen werden in regelmäßigen Abständen in die Digitale Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus integriert und sind dann jederzeit abruf- und durchsuchbar. Dadurch sind die Briefinhalte für alle Interessierten zugänglich – etwas, das bislang nur einem eingeschränkten Expert*innenkreis vorbehalten war.

Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien

Das Projekt „Briefe 1920–1934“ ist Teil der Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien – eine Kooperation von Wien Museum und Wienbibliothek im Rathaus. Ziel dieser gemeinsamen Plattform ist es, Originalquellen zur Geschichte Wiens aus unterschiedlichen Institutionen durch die Mithilfe der Crowd zu erschließen und für alle Interessierten zugänglich zu machen. Denn nur les- und verstehbares Wissen kann lebendig gemacht und inklusiv zur Debatte gestellt werden.

Mehr Informationen: crowdsourcing.wien

Podcast-Folge

Projektkoordinatorin Alexandra Egger war im Juli 2023 im Österreich forscht Podcast "Wissen macht Leute" zu Gast und hat viele spannende Einblicke ins Projekt gewährt - die Sendung können Sie hier anhören. 

 

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Publiziert in aktuelle Projekte
© Stefanie Wuschitz
Mittwoch, 17 Mai 2023

Salon of Open Secrets

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Hardware in unseren smarten Geräten nicht nur Kunststoff, sondern auch Konflikt-Materialien wie Wolfram, Zinn, Tantulum und Gold enthält. Technologie ist also nicht neutral. All diese Rohstoffe werden in Konfliktregionen abgebaut, danach unter gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen zu elektrischen Schaltkreisen zusammengesetzt und letztendlich meist rasch auf kontaminierten Mülldeponien entsorgt. Diese Kontaminierung ist Ausdruck von den noch heute fortbestehenden kolonialen Beziehungen zu Boden. 

Kunstbasierte Forschungsmethoden greifen auf künstlerische Praxis zurück, um sich komplexen Zusammenhängen annähern zu können. Indem wir unser künstlerisches Forschungsprojekt für Bürger*innenöffnen, wollen wir dieses Phänomen greifbar machen. Die Überschneidung von Kunst und Wissenschaft kann uns ermächtigen und ermutigen, neue Wege zu finden.

Dieses Citizen Science Projekt behandelt heikle Themen mit Hilfe eines online Spiels, in dem Spieler*innen alternative Technologien entdecken. Besucher*innen unserer Workshops (im Technischen Museums Wien, der Kinderuni an der Akademie der bildenden Künste Wien, der Maker Fair Vienna und drei Wiener Schulen) navigieren durch virtuelle Landschaften, in denen sie bestimmten Charakteren als Avataren begegnen. Diese Avatare repräsentieren real existierende Menschen aus der ganzen Welt, die an unserem Hauptforschungsprojekt mitarbeiten. Durch diese Form des interaktiven Geschichten-Erzählens werden junge Menschen eingeladen, selbst zu Erfinder*innen von grüner und fairer Hardware zu werden, sich untereinander zu vernetzen und ihre Ideen in der nächsten Phase des Projekts in konkrete Prototypen umzusetzen. 

Mit dem Begriff Ethische Hardware wollen wir Technologien beschreiben, die der Umwelt nicht schaden, sondern regenerative Praktiken zum Wohle der Natur und der Menschen anwenden.

Es gibt starke soziale Bewegungen unter Jugendlichen, weiblichen* und nicht-binären Kreativen, die ähnliche Werte teilen (Extinction Rebellion, Fridays For Future). Unser Citizen Science Projekt befasst sich mit fehlender Kommunikation zwischen Wissenschaft und Jugendbewegung. Wir möchten die Kreativität und die transformative Arbeit junger Bürger*innen, insbesondere derer, die Minderheiten angehören, besser verstehen, indem wir ihnen einen spielerischen Zugang zu unserer Forschung anbieten. Wir hoffen, dass die Visionen der CS unsere Vorstellung von Zukunftstechnologie erweitern werden, und dass den Teilnehmenden umgekehrt die Möglichkeit geboten wird, eine alternative Zukunft zu imaginieren. Auf diese Weise werden wir hoffentlich gemeinsam die notwendige Kraft sammeln, diese Krise zu bewältigen. 

Unser Forschungsteam, bestehend aus den Kunstwissenschaftler*innen Dr. Stefanie Wuschitz und Dr. Patrícia J. Reis von der Akademie der bildenden Künste in Wien, den Citizen Scientists und dem Technischen Museum Wien (TMW), unserem nationalen Forschungspartner, werden die Forschungsergebnisse für den Einsatz in Klassenzimmern und außerschulischen Bildungseinrichtungen nutzbar machen.

 

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Publiziert in aktuelle Projekte
© Wienbibliothek im Rathaus

Worum geht es in dem Projekt?

Im Crowdscourcing-Projekt „Briefe 1914–1919“ geht es um die Transkription des unikalen Briefbestandes der Wienbibliothek im Rathaus aus diesem Zeitraum. Im Gegensatz zu historischen gedruckten Werken, die mittlerweile standardmäßig einer automatischen Volltexterkennung unterzogen werden, ist das für Handschriften nach wie vor nicht so einfach möglich – vor allem, wenn die Dokumente wie im vorliegenden Fall von vielen verschiedenen Schreiber*innen stammen. Da die Demokratisierung von Wissen eine zentrale Rolle im Aufgabenspektrum der Wienbibliothek im Rathaus spielt und nur les- und verstehbares Wissen lebendig gemacht werden kann, entstand die Idee, die Crowd um Mithilfe bei der inhaltlichen Erschließung zu bitten. Als Start wurde der historisch prägende Zeitraum 1914 bis 1919 gewählt.

Die Wienbibliothek im Rathaus digitalisiert bis 2025 alle Korrespondenzen – mehr als 200.000 Stück – und stellt sie unter Einhaltung des Urheberrechts in der Digitalen Bibliothek frei zur Verfügung. Durch das alphabetische Vorgehen wird der Bestand des Crowdsourcing-Projekts sukzessive bis zum Buchstaben Z erweitert.

Wie kann man mitarbeiten?

Die Mitarbeit steht allen Interessierten offen. Nach der Registrierung kann zwischen zwei Aufgaben gewählt werden: Briefe transkribieren oder bereits von Anderen transkribierte Briefe prüfen. Werden Fehler entdeckt, können diese geändert und eine neue Version angelegt werden. Drei unabhängige Bestätigungen sind notwendig, damit eine Transkription als korrekt eingestuft wird.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die fertigen Transkriptionen werden in regelmäßigen Abständen in die Digitale Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus integriert und sind dann jederzeit abruf- und durchsuchbar. Dadurch sind die Briefinhalte für alle Interessierten zugänglich – etwas, das bislang nur einem eingeschränkten Expert*innenkreis vorbehalten war.

Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien 

Das Projekt „Briefe 1914–1919“ ist Teil der Crowdsourcing-Plattform crowdsourcing.wien – eine Kooperation von Wien Museum und Wienbibliothek im Rathaus. Ziel dieser gemeinsamen Plattform ist es, Originalquellen zur Geschichte Wiens aus unterschiedlichen Institutionen durch die Mithilfe der Crowd zu erschließen und für alle Interessierten zugänglich zu machen. Denn nur les- und verstehbares Wissen kann lebendig gemacht und inklusiv zur Debatte gestellt werden.

Mehr Informationen: Neue Plattform crowdsourcing.wien und die »Briefe 1914–1919«

Podcast-Folge

Projektkoordinatorin Alexandra Egger war im Juli 2023 im Österreich forscht Podcast "Wissen macht Leute" zu Gast und hat viele spannende Einblicke ins Projekt gewährt - die Sendung können Sie hier anhören. 

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CC BY-SA 4.0 WBÖ
Dienstag, 11 April 2023

Das ABC der Dialekte

Mit dem „ABC der Dialekte“ können Citizen Scientists alte Dialektwörter in Originalhandschrift wiederentdecken und dabei helfen, das sprachliche und kulturelle Erbe des bairisch-österreichischen Sprachraums aufzuarbeiten!

Sprache ist eines der wichtigsten Mittel menschlicher Kommunikation, ein wesentlicher Teil unserer Kultur und erfüllt eine identitätsstiftende Funktion. Gleichzeitig verändert sie sich ständig mit der Gesellschaft, die sie verwendet. Es gibt Wörter, die vor einem Jahrhundert verwendet wurden und heute niemand mehr kennt. Andere Wörter sind zwar noch in Gebrauch, aber haben ihre Bedeutung verändert.

Worum geht es?

Citizen Scientists haben in der Linguistik schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Gerade im Bereich der lexikalischen Variation (Unterschiede bezüglich verschiedener Wörter) waren sie – lange bevor sich der Begriff Citizen Science etablierte – nicht nur passive Lieferant*innen sprachlicher Daten, sondern beteiligten sich aktiv an deren Erhebung. Ein prominentes Beispiel ist das „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich“ (WBÖ), dessen Datensammlung ursprünglich von Bürger*innen zusammengetragen wurde. Bereits seit 1914 widmet sich dieses Projekt der umfassenden Dokumentation und lexikographischen Analyse der reichen und einzigartigen Dialektlandschaft des (historischen) Österreichs. Jetzt wollen wir Bürger*innen zurück zum Projekt holen, um die Daten zu verarbeiten und zu evaluieren, und möchten sie einladen, ihr sprachliches und kulturelles Erbe (wieder) zu entdecken!

Grundlage des WBÖ sind Daten aus dem sogenannten ‘Hauptkatalog’, einer Zettelsammlung mit ca. 3,6 Millionen Einträgen mit Dialektproben, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesammelt wurden. Der überwiegende Teil der Dialektdaten dieser Sammlung wurde indirekt mit Hilfe sogenannter ‘Sammler’ auf der Grundlage von Fragebögen erhoben. Während ein Großteil der Zettel (ab Buchstabe D) aus redaktionellen und archivarischen Gründen bereits digitalisiert und als Datenbank über das Lexikalische Informationssystem Österreich (LIÖ) öffentlich zugänglich ist, existieren für die Buchstaben A, B/P und C nur die physischen Papierzettel sowie Scans. An dieser Stelle setzt das Projekt „Das ABC der Dialekte: Historische Notizen digital erforschen“ an.

Was sind die Aufgaben der Citizens?

  • Citizen Scientists transkribieren originale WBÖ-Handzettel (Sammlung der Buchstaben A bis C) und tragen so zur Vervollständigung der bereits bestehenden WBÖ-Datenbank bei.
  • Citizen Scientists reflektieren den Inhalt der 100 Jahre alten Zettel im Hinblick auf den aktuellen Dialektgebrauch und werden so in Analysen zum Dialektwandel der letzten 80-100 Jahre eingebunden. (z. B.: Wird ein Dialektwort in Österreich noch aktiv verwendet? Hat sich die Bedeutung eines bestimmten Wortes geändert?).

Interessierten Personen (insbesondere aus Österreich, jedoch nicht darauf beschränkt) soll auf diese Weise ein Zugang zu ihrem sprachlichen und regionalen Erbe ermöglicht werden. Außerdem soll durch die Beschäftigung mit den historischen Informationen eine Reflexion zum aktuellen Sprachgebrauch sowie eine Verbindung zur aktuellen Forschung zum Wortschatz, Sprachgebrauch und Sprachwandel hergestellt werden.

Wie kann ich mitmachen?

Über die Plattform Zooniverse können sich Interessierte beteiligen, indem sie alte Handzettel und die Handschriften darauf transkribieren. Außerdem können sich ihren eigenen bzw. den aktuellen Sprachgebrauch reflektieren, indem sie Fragen zu den abgeschriebenen Wörtern beantworten, z.B. ob sie das Wort noch kennen oder sogar selbst verwenden.

Die Teilnahme ist überall und jederzeit über die Plattform Zooniverse möglich. Voraussetzung ist lediglich ein Internetzugang. Nicht notwendig, jedoch sehr hilfreich, ist die Fähigkeit Kurrentschrift lesen zu können, welche auf einem Teil der Handzettel verwendet wurde.

Bei Einführungsworkshops werden Citizen Scientists mit der Plattform und den Handzetteln vertraut gemacht und in den Aufgaben geschult. Dabei sollen auch Expert*innen unter den Teilnehmenden ausgebildet werden, an die sich andere Teilnehmer*innen wenden können. Es ist aber auch möglich, ohne vorheriges Training zum Projekt beizutragen.

Wer kann mitmachen?

Beim „ABC der Dialekte“ sind alle eingeladen, die sich für Sprache bzw. Dialekte und das kulturelle Erbe Österreichs interessieren. Wir wollen sowohl jüngere als auch ältere Citizen Scientists miteinbeziehen, da ältere Personen typischerweise über eine hohe Dialektkompetenz verfügen und mit den vielfältigen Handschriftsystemen, die wir auf den Zetteln der Sammlung finden, noch vertraut sind, während jüngere Personen über eine hohe digitale Kompetenz verfügen. Auf diese Weise bringen wir Generationen und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammen, um auch die generationenübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Gleichzeitig werden ihre Kompetenz und ihr Wissen nicht nur wertgeschätzt, sondern auch im sprachlichen und kulturellen Kontext nach außen sichtbar gemacht.

Ein besonderer Mehrwert des Projekts besteht darin, dass das historische Material, das vor rund 100 Jahren mit Citizen-Science-Methoden (auch wenn sie damals noch nicht so hießen) gesammelt wurden, den Bürger*innen zugänglich gemacht wird und sie zur Auswertung und Transkription dieses historischen Materials beitragen.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Podcast-Folge

Im Rahmen der Folge "Der Citizen Science Award 2024 - ein Blick hinter die Kulissen" erzählte Cornelia Sommer-Hubatschke, Lehrerin am BG & BRG Stockerau, die mit einer Schulklasse am ABC der Dialekte teilgenommen hat, im Podcast Wissen macht Leute von ihren Erfahrungen im Projekt. Sie können die Folge auf unserem Blog oder auf der Podcast-App Ihrer Wahl nachhören. Alle Details finden Sie hier

Vortrag im Citizen Science Seminar WS 2024

 

Bildergalerie

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Foto von SHVETS production: https://www.pexels.com/de-de/foto/frauen-gesichtslos-professionell-arbeit-7176325/
Dienstag, 11 April 2023

The Psychological is Participatory

Beratungsstellen für Frauen* sind wichtige Einrichtungen, die seit den 1980er Jahren von der zweiten Frauenbewegung gegründet wurden. In dem Projekt forschen Wissenschaftlerinnen gemeinsam mit Beraterinnen und Klientinnen von Wiener Frauen*-Beratungsstellen. Uns interessieren die Lebensgeschichten von Frauen*, die sich an Beratungsstellen Hilfe holen. Wie können Frauen heute in dieser Gesellschaft ein gutes Leben führen und welche Rolle kann Frauenberatung dabei spielen? In Workshops werden Fragestellungen und Methoden gemeinsam mit den Projektpartnerinnen entwickelt. Die Frauen* und die Berater*innen werden darin angeleitet, ihr Wissen und Erfahrungen in Form von erzählten Geschichten oder/und mit visuellen Methoden zu dokumentieren. Die Verwendung eines kritischen partizipativen Handlungsansatzes ermöglicht sowohl Beraterinnen als auch Klientinnen, Veränderungen zu reflektieren, die durch einen feministischen, psychologischen Beratungsprozess entstanden sind.

Die Perspektive von Klientinnen ist bislang nur sehr selten in der Geschichte der Psychologie berücksichtigt worden. Vor allem strukturell benachteiligte Frauen* werden oft wenig gehört, bspw. Migrantinnen oder armutsbetroffene Alleinerzieherinnen. Die Forschung mit Klientinnen möchte die Frauen* empowern und mit ihnen gemeinsam untersuchen, wie gesellschaftliche Umstände ihren Lebensweg geprägt haben. 

coverfoto

“The Psychological is Participatory – Feminist critical participatory action research with women’s counseling centers and their clients” (2022-2023), Gefördert vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF (TCS 112 Top Citizen Science) und co-finanziert von der Abteilung Frauen und Familie der Arbeiterkammer

Projektleitung: Ass.-Prof. Dr. Nora Ruck

Projektmitarbeit: Dr. Barbara Rothmüller, Julia Struppe-Schanda, MSc.

In dem Projekt forschen wir gemeinsam mit Dr. Bettina Zehetner von der Beratungsstelle Frauen* beraten Frauen* und Dr. Sigrid Awart und Dr. Andrea Kaiser-Horvath von der Beratungsstelle Peregrina sowie mit 12 Klientinnen beider Beratungsstellen*. Im Advisory Board des Projekts beraten uns Prof. Michelle Fine & Prof. María Elena Torre (CUNY), Prof. Thomas Stefan (Postdam) und Prof. Alexandra Rutherford (Toronto). Der Projektabschluss ist für Dezember 2023 geplant.

*Teilnahme daher geschlossen.

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