Interessierte können sich auf verschiedenste Art und Weise an Citizen Science-Projekten beteiligen. Sie können Fotos von Wildtieren machen und analysieren, Fragen zu ihrem Sprachgebrauch stellen (und beantworten) oder Experimente zu Zersetzungsprozessen im Boden durchführen. So vielfältig die Aufgaben der Teilnehmer*innen sind, so unterschiedlich ist auch das Ausmaß der Einbindung in die Forschung. Wie stark und in welcher Form die Teilnehmer*innen in Citizen Science-Vorhaben eingebunden werden, hängt also vom jeweiligen Projekt ab.
Daher wurden einige Typologien für das Ausmaß der Mitwirkung am (gesamten) Forschungsprozess vorgeschlagen.
Zwei Beispiele dieser Typologien stammen von Bonney et al. (2009) und Haklay (2013). Während die erste Typologie den Schwerpunkt auf die Sicht der Wissenschafter*innen und den Forschungsprozess legt, beschreibt letztere den Einsatz der kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer*innen.
Bonney et al. (2009) unterscheiden drei Grade der Teilnahme der Öffentlichkeit an wissenschaftlicher Forschung:
- Beitrag liefernde Projekte („contributory projects"), die von Wissenschafter*innen gestaltet werden und in denen Teilnehmer*innen Daten sammeln.
- Kollaborative Projekte („collaborative projects"), die ebenfalls von Wissenschafter*innen gestaltet werden, aber in denen Teilnehmer*innen nicht nur Daten sammeln, sondern diese auch analysieren oder anderweitig zur Projektgestaltung und Verbreitung beitragen.
- Gemeinsam gestaltete Projekte („co-created projects"), in denen Forscher*innen und Teilnehmer*innen aus der Bevölkerung alle Stufen des Forschungsprozesses gemeinsam erarbeiten.
Haklay (2013) wiederum sieht vier Arten von Bürgerbeteiligung vor: Crowdsourcing, verteilte Intelligenz, partizipative Forschung und Extreme Citizen Science. Diese sind genauer auf „Österreich forscht" unter „Was ist Citizen Science?" beschrieben.
Diese beiden Typologien wurden herangezogen, um herauszufinden, welche Stufen der Bürgerbeteiligung in Citizen Science-Projekten, die auf Citizen Science-Projektplattformen, wie z.B. „Österreich forscht" zu finden sind, zuzuordnen sind.
Insgesamt wurden 1691 Citizen Science-Projekte auf diversen deutsch- und englischsprachigen Citizen Science-Projektplattformen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer*innen in erster Linie Daten an die Projekte liefern und dabei kleine, klar definierte Aufgaben erfüllen.
Unter Anwendung der beiden Typologien zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Beinahe alle untersuchten Projekte konnten laut Typologie nach Bonney et al. dem „Beitrag liefernde Projekte"-Typ zugeordnet werden, wobei die beiden anderen Projektarten zusammen nicht einmal 2% aller Projekte ausmachten. Hier unterschieden sich die deutsch- und englischsprachigen Projektplattformen kaum.
Die Unterteilung nach Haklay zeigte, dass fast die Gesamtheit der analysierten Projekte den ersten beiden Projektarten (Crowdsourcing und verteilte Intelligenz) zugeordnet werden konnte. Die beiden anderen (partizipative Forschung und Extreme Citizen Science) erreichten zusammen ebenfalls nicht einmal die 2%-Marke.
Crowdsourcing, was im allgemeinen Sprachgebrauch (also abweichend von Haklays Definition) laut Duden als „ Auslagern von bisher in einem Unternehmen selbst erbrachten Leistungen auf eine große Anzahl von Menschen über das Internet" definiert wird, überwiegt daher auf den analysierten Citizen Science-Projektplattformen.
Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass gerade über Websites, die eine große Bandbreite an Citizen Science-Projekte präsentieren, viele Menschen, die etwas zu wissenschaftlicher Forschung beitragen wollen, erreicht werden können. Für Citizen Science-Projekte, die nur einen kleinen Kreis ansprechen oder andere Zielsetzungen haben, kann es effektiver sein, andere Kommunikationskanäle zu nutzen.
Die Annahme, dass vor allem Crowdsourcing-Projekte, also Projekte, in denen viele Teilnehmer*innen jeweils einen kleinen Beitrag zu einem großen Vorhaben leisten, auf Citizen Science-Projektplattformen zu finden sind, konnte damit Anfang 2017 für die untersuchten deutsch- und englischsprachigen Plattformen bestätigt werden.
Die gesamte Studie „Degrees of Participation in Citizen Science Projects" ist im Tagungsband der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2017 nachzulesen:
Heinisch, B. (2017). Degrees of Participation in Citizen Science Projects. An Analysis of Participatory Projects Listed in English-Language and German-Language Citizen Science Project Directories. In AGES (Ed.), Austrian Citizen Science Conference 2017 (pp. 15–20). Wien: Frontiers. https://www.frontiersin.org/books/Austrian_Citizen_Science_Conference_2017_-_Expanding_Horizons/1444