Wenn Sie die letzten Jahre die Entwicklungen auf Österreich forscht aufmerksam mitverfolgt haben, dann haben Sie sicherlich bemerkt, dass ein sehr wichtiger Aspekt unserer Arbeit rund um Citizen Science die Qualitätskriterien für Citizen-Science-Projekte auf Österreich forscht war. Kurz zusammengefasst ging es bei diesem Prozess darum, dass die österreichische Citizen-Science-Community gemeinsam entscheidet, welche Kriterien Projekte erfüllen müssen, um auf der Plattform Österreich forscht gelistet zu werden. Da dies natürlich eine große Auswirkung auf Citizen Science in Österreich hat, war es uns wichtig, diese Arbeit auf eine möglichst breite Basis zu stellen, und nicht nur die Projektleiter*innen und Citizen-Science-Expert*innen einzubinden, sondern auch Citizen Scientists bzw. alle Personen, die sich für dieses Thema interessieren. Durch eine Kombination von Online- und Offlinemethoden ist uns dies gut gelungen und wir konnten nach einem Jahr intensiver Arbeit die Kriterien bei der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2018 in Salzburg vorstellen.
Nach der Vorstellung hatten dann alle Projekte, die sich schon auf der Plattform befanden, bis zur nächsten Österreichischen Citizen Science Konferenz im Jahr 2019 Zeit, sich an die Kriterien anzupassen. Neue Projekte, also solche, die nach der Konferenz in Salzburg 2018 auf der Plattform gelistet werden wollten, mussten die Kriterien gleich erfüllen. Alle Projekte, die bis zur Konferenz 2019 in Obergurgl die Kriterien nicht erfüllten, wurden von der Plattform genommen, bis sie die Anpassung finalisieren konnten. Bei damals über 60 Citizen-Science-Projekten, war es für die Arbeitsgruppe keine leichte Aufgabe, so viele Projektanträge auf Erfüllung der Kriterien zu überprüfen, auch wenn manche Projekte in dieser Zeit ihr natürliches Ende fanden. Zusätzlich haben wir uns in der Arbeitsgruppe dazu entschlossen, unsere Erfahrungen in Österreich auch einer interessierten internationalen Community zu präsentieren. Dazu haben wir in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) eine Opinion verfasst, in der wir u.a. auch kurz den Prozess in Österreich beschreiben. In Kombination mit einem Aufruf im Journal Nature ein Jahr zuvor, hat diese Opinion ein enormes Echo in Europa und den USA ausgelöst und zu intensiven Diskussionen geführt.
Nun könnte man glauben, damit ist die Arbeit rund um die Qualitätskriterien getan. Doch wir werden uns auch in Zukunft noch mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen.
Durch die internationalen Publikationen sind auch andere Citizen-Science-Netzwerke in Europa auf unsere Arbeit aufmerksam geworden. Auch sie stehen vor der Herausforderung, dass sie entscheiden müssen, welche Projekte sich auf ihren Plattformen listen, welche Projekte sie zu Konferenzen einladen bzw. zulassen und wie sie Citizen Science in ihren Ländern leben möchten. Deshalb haben wir gemeinsam mit Netzwerken aus Dänemark, Portugal, Schweiz, Italien, Tschechien, Litauen, Schweden, Luxemburg und den Niederlanden eine europäische Arbeitsgruppe unter dem Dach der European Citizen Science Association gegründet , welche den Prozess, den wir in Österreich bereits durchgeführt haben, auf einer internationalen Ebene wiederholt. Ziel ist es auch, dass wir ein gemeinsames Verständnis von Citizen Science haben, was es für internationale Citizen-Science-Projekte leichter macht, auf mehreren Plattformen präsent zu sein. Dadurch müssen sie nur eine Version von Qualitätskriterien erfüllen, und nicht mehrere verschiedene Versionen.
Zusätzlich werden natürlich auch die Erfahrungen, welche die Projektleiter*innen und auch wir in der Arbeitsgruppe in der Anwendung der Kriterien gemacht haben, in die Weiterentwicklung des Kriterienkatalogs einfließen. Derzeit sind wir dabei, die Kriterien evaluieren zu lassen, um herauszufinden, wie sie von der österreichischen Community angenommen wurden und welche Kriterien eine größere Herausforderung waren als andere. Dieser Prozess wird in Kürze abgeschlossen werden.
Darüberhinaus möchten wir Projektleiter*innen noch weiter unterstützen, um ihnen die Anpassung an die Kriterien zu erleichtern. Neben bereits durchgeführten Schreibwerkstätten zu den Qualitätskriterien entstehen auch gerade FAQs, die orts- und zeitunabhängig dabei helfen sollen, die wichtigsten Fragen rund um die Kriterien zu beantworten. Auch ein Mentoringprogramm wird gerade konzipiert, das es Projektleiter*innen in ganz Österreich ermöglichen soll, möglichst nahe Ansprechpartner*innen zu finden, bei denen sie Antworten auf spezielle Fragen oder Unterstützung bekommen können.
Sie sehen also, die Qualitätskriterien werden uns noch längere Zeit beschäftigen und die Arbeitsgruppe ist immer noch sehr aktiv!