Von Julia Miloczki auf Freitag, 02. Juli 2021
Kategorie: Allgemein

Brückenschlag zwischen geowissenschaftlichen Disziplinen: Citizen Science und Open Science als Weg dorthin

Die European Geosciences Union (EGU) ist die führende Organisation für erd-, planeten- und weltraumwissenschaftliche Forschung in Europa. Sie ist eine gemeinnützige internationale Vereinigung von WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt. Die jährliche EGU-Generalversammlung ist die größte und bedeutendste Veranstaltung der europäischen Geowissenschaften und zog im Jahr 2021 über 18.000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Die Sessions dieser Konferenz decken ein breites Spektrum an Themen ab, darunter Vulkanologie, Planetenerkundung, die innere Struktur und Atmosphäre der Erde, Klima sowie Energie und Ressourcen. Eine dieser Sitzungen konzentrierte sich auf Citizen Science (partizipative Bürgerwissenschaft) und Open Science als eine Möglichkeit, um eine Brücke zwischen den geowissenschaftlichen Disziplinen zu schlagen. Programm: https://meetingorganizer.copernicus.org/EGU21/session/40462#vPICO_presentations  

Citizen Science ist ein aktives Forschungsfeld auf der ganzen Welt. Juan Carlos Laso Bayas stellte Geo-Wiki vor, eine Online-Plattform, die eine globale Datensammlung zur Landbedeckung und Landnutzung durch BürgerwissenschaftlerInnen ermöglicht. Ein weiteres globales Beispiel wurde von Jessica Droujko vorgestellt. Sie stellte den Home River Bioblitz vor, der eine Vielzahl von Arten an einem bestimmten Ort innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens, meist innerhalb eines Tages, erfasst. Isatis M. Cintron Rodriguez gab einen Eindruck über lateinamerikanisches wissenschaftsbasiertes Klimahandeln, d.h. wie lateinamerikanische Länder partizipative Prozesse in Klimastrategien umsetzen. Europäische Projekte wurden mit vier Beispielen beleuchtet. Friederike Klan aus Deutschland stellte Best-Practice-Ansätze für die Entwicklung von Apps zu den Themen Lichtverschmutzung und Meteorbeobachtung (Nachtlicht-BüHNE) vor. Ein Laien-Wetter-Netzwerk zur Messung von Temperatur, Druck, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Niederschlag in Bayern wurde von Henning Rust aus Deutschland vorgestellt. Antoine Bouziat aus Frankreich präsentierte die App RockNetTM, die mit Hilfe von KI-Algorithmen gesteinskundliche Klassifizierungen von Gesteinsfotos vornimmt. Sandra de Vries aus den Niederlanden führte uns von Apps zu den Vorteilen, Nachteilen und Möglichkeiten der partizipativen Forschung, die von den verschiedenen an einem Forschungsprojekt beteiligten Interessengruppen erlebt werden können. Thirze Hermans und Will Blake gaben Beispiele für partizipative Bodengesundheitsforschung in Afrika (GCRF-AFRICAP). Thirze zeigte, dass die eigene Methode der Bauern, die Bodengesundheit in Malawi zu bewerten, sehr gut zu den herkömmlichen Bodengesundheitsindikatoren passt. Will nutzte Bodenscanner als Werkzeug für die Kartierung der Bodengesundheit bis auf die Ebene landwirtschaftlicher Betriebe, wobei der Schwerpunkt auf der organischen Bodensubstanz lag. Reza Pramana gab ein Beispiel aus Indonesien, das zeigte, dass Citizen Science auch Bewusstseinsbildung über den Umgang mit Wasser vermitteln kann und die BürgerInnen dazu befähigen kann, sich am Management der Wasserqualität zu beteiligen.

Open Science kann den Weg aufzeigen, um die Kluft zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überbrücken, z.B. indem Wissenschaft zugänglicher gemacht wird. Ronald Pijnenburg gab einen Einblick in die niederländische Forschungsinfrastruktur EPOS-NL, die finanzielle, technische und wissenschaftliche Unterstützung für den Zugang zu geowissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und Datenanlagen bietet. Tamer Abu-Alam stellte uns einen neuen Suchdienst für Publikationen und Forschungsdaten der Polarregionen, Open Polar, vor. Dieser macht die Polarforschung für die Forschungsgemeinschaft, die interessierte Öffentlichkeit, Lehrer, Studenten und Entscheidungsträger sichtbarer und einfacher auffindbar. Annakaisa Korja zeigte die Vorteile des Nordic EPOS - A FAIR Nordic EPOS Data Hub, der die Nutzung von multidisziplinären Datensätzen voranbringen soll.

Open Science wurde auch als eine Lösung gesehen, als die COVID-19-Pandemie zur Absage von Feldexkursionen im Jahr 2020 führte. Simon Buckley stellte V3Geo vor: Eine Cloud-basierte Plattform für die gemeinsame Nutzung virtueller 3D-Modelle in der Geowissenschaft, die als Reaktion auf die Pandemie im Jahr 2020 veröffentlicht wurde. Darüber hinaus präsentierte Tamer Abu-Alam eine offen zugängliche geologische Karte von Dronning Maud Land in der Antarktis und Milan Lazecky offen zugängliche LiCSAR-Produkte, die für die Erstellung von koseismischen Interferogrammen zur schnellen Reaktion auf Erdbeben verwendet werden und das Aufspüren von aktiven Vulkanen ermöglichen. Mit frei verfügbaren Daten steigt auch die Verantwortung für die Verwaltung der Daten. Kaylin Bugbee gab uns eine Einführung in Datenverwaltungspraktiken für Erdbeobachtungen und die Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen von Datenverwaltung. Michael Puolsen folgte mit praktischen Beispielen, wie man auf Expeditionskreuzfahrten Daten über die Umwelt und das kulturelle Erbe von Svalbard in einer harmonisierten Weise durch Bürgerwissenschaft sammeln kann. Sina C. Truckenbrodt ging weiter mit modular aufgebauten Apps, um die Datenerfassung zu standardisieren und die Wiederverwendung von Software zu fördern. Zum Abschluss gab Guillem Subiela ein Beispiel, wie man mehrere historische Dokumente mit topographischen, geothematischen und anderen Karten sowie digitalen Höhenmodellen zusammenbringt, um verschiedene künstliche Böden in Katalonien zu identifizieren.

​Wenn Sie an der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Forschung arbeiten, gibt es die Möglichkeit Ihre Forschung beim Special Issue von Environmenal Research Letters (ERL) einzureichen, das sich mit der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Umweltforschung beschäftigt:

 https://iopscience.iop.org/journal/1748-9326/page/Focus_on_public_participation_in_environmental_research

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